HSV-Coach im Sportgespräch

Den Sportplatz direkt um's Eck: Johannes Helmke - mit dem Rad zum Heimspiel

Johannes Helmke zu Gast bei OSTHESSEN|NEWS.
Fotos: Niklas Mönke

14.11.2025 / FULDA - Wenn Johannes Helmke (39) an einem Spieltag auf sein Fahrrad steigt, ist das mehr als nur der Weg zum Sportplatz. Es ist Ritual, Routine und ein Beweis für seine Bodenständigkeit. Nicht fern seines Zuhauses liegt die Spielstätte des Hünfelder SV: die "Rhönkampfbahn". Dort ist Helmke bereits seit knapp zwei Jahrzehnten auf dem Rasen.



Seit sechs Jahren ist Johannes Helmke Cheftrainer der Hünfelder Truppe, die aktuell in der Lotto Hessenliga antritt. Doch zu den Anfängen. "2007 bin ich als Spieler von Borussia Fulda nach Hünfeld gewechselt", erzählt der 39-Jährige im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch. Dann wurde er zunächst - aufgrund von ein paar Verletzungen - Spielertrainer der zweiten Mannschaft, ehe er die Erste voll und ganz übernahm. Inzwischen ist er längst eine Größe im Club.

Helmke, Berufsschullehrer für Sport und Wirtschaft, bringt damit nicht nur sportliche, sondern auch pädagogische Erfahrungen mit: "Menschenführung ist im Fußball, zumindest in dieser Liga, genauso wichtig wie der taktische Aspekt", erklärt der HSV-Trainer. "Am Ende gewinnt die Mannschaft - nicht der Einzelspieler."

Diese Philosophie prägt den HSV. Hier zählt Zusammenhalt. Vor allem merkt man das, wenn Johannes Helmke von "seinen Jungs" spricht. Namen, wie Kapitän Marcel Dücker und Maximilian Fröhlich fallen mit Stolz, aber nicht im Sinne von Einzelruhm, sondern weil sie lange Zeit schon beim HSV spielen, und den Verein mit prägen. "Ich lobe ungern einzelne Spieler heraus", erzählt er gegenüber O|N.

Höhenflug und Realitätssinn

Der Saisonstart war spektakulär: Der HSV sammelte aus den ersten sechs Partien die maximale Anzahl der Punkte, sie zogen oft Spiele in den Schlussminuten und vieles lief richtig gut. Doch nach dem Höhenflug kam die Delle. "Es war klar, dass wir das nicht bis zum Saisonende durchhalten würden", reflektiert Helmke nüchtern. "Wir hatten auch ein bisschen Spielglück, das dann irgendwann fehlte." Nach dem Unentschieden gegen Turabdin-Babylon Pohlheim, welches die Siegesserie brach, folgten vier Niederlagen in Serie.

"Es gibt natürlich immer Stimmen, die schnell von der einen Richtung in die andere schlagen", so der Trainer. "Aber wir und der Verein wussten es realistisch einzuordnen." Weiter erklärt er: "Wir wissen, wo wir herkommen. Unser Ziel ist es, auch nächstes Jahr noch Hessenliga zu spielen - das ist für uns keine Selbstverständlichkeit."

Ein ganz normaler Spieltag

Am Spieltag beginnt für Helmke alles "ruhig". Er kümmert sich erst um seine Kinder. Dann wird es irgendwann ernst: Videoanalyse, Matchplan, letzte Notizen. Ob die Ansprache emotional oder sachlich ist, hängt vom Gegner und den Platzverhältnissen ab. "Zu Hause auf dem Kunstrasen ist das was anderes, als auswärts in Weidenhausen im November", sagt er und lacht. "Aber egal wo - unser Matchplan soll immer ermöglichen, jedes Spiel gewinnen zu können."

Oft fährt er dann mit dem Rad zum Platz, manchmal auch mit dem Auto - je nach Wetter. "Ich habe das Glück, dass ich nur wenige hunderte Meter entfernt wohne", sagt Helmke. "Das ist schon Luxus für einen Trainer auf Hessenliga-Niveau."

Kontinuität und Charakter

Trotz vieler Veränderungen im Amateurfußball steht der HSV für Stabilität. Große Kaderumbrüche gibt es kaum, viele Spieler bleiben über Jahre. "Das zeichnet uns auch ein Stück weit aus", betont Helmke. "Natürlich kommen immer wieder neue Jungs dazu, aber der Kern bleibt größtenteils gleich."

Die Mischung aus sportlicher Qualität und menschlichem Zusammenhalt ist ihm wichtig: "Ich will keine Spieler, die nur den Kader vergrößern. Wir brauchen Jungs, die ins Team passen - am liebsten die besten Spieler aus der Region."

"Klar schaut man sich um - auch mal in der Gruppenliga oder Verbandsliga. Ich bin aber nicht jedes Wochenende auf Verbands- oder Gruppenligaplätzen unterwegs. Ich habe Familie - und mit meinen Jungs bin ich jedes Wochenende auf dem Sportplatz", sagt er schmunzelnd.

Leidenschaft ohne Allüren

Was bleibt, ist die Leidenschaft. Für den Fußball, für seinen Verein, für die Spieler. "Ich bin überzeugt von unserer Mannschaft", sagt Helmke. "Wir haben Qualität, Charakter und wir wissen, dass wir jedes Spiel gewinnen können, wenn wir unser Maximum abrufen."

Wenn er dann wieder nach Hause radelt, egal ob nach Sieg oder Niederlage, ist Johannes Helmke einfach wieder der Vater, Lehrer, Nachbar - ein Mann, der in der Haunestadt Hünfeld tief verwurzelt ist. Einer, der zeigt, dass im Fußball Herzblut oft mehr zählt, als alles andere. (Nicolas Kraus)+++

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