OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (76)

Aaron Frey: "Ich kann mir vorstellen, noch länger bei der Barockstadt zu bleiben"

Aaron Frey war zu Besuch in der O|N-Redaktion
Fotos: Brandon Watkins

20.10.2023 / FULDA - Wenn das Spiel der SG Barockstadt gegen den TSV Balingen am Samstag angepfiffen wird, steht er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf dem Platz. Die Rede ist von Aaron Frey. Der 26-jährige Innenverteidiger ist der Dauerbrenner bei der SGB, stand in allen Spielen über die vollen 90 Minuten auf dem Platz. Im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch spricht er über seine Rolle in der Mannschaft, seine Zeit in den USA und mögliche Abwanderungsgedanken. 

O|N: Aaron, am vergangenen Wochenende hattet ihr spielfrei. Hast du das freie Wochenende genießen können oder hättest du lieber gespielt? 



Aaron Frey: Um ehrlich zu sein, hätte ich sogar lieber gespielt, einfach auch um im Rhythmus zu bleiben. Aber es war auch mal ganz schön ein bisschen abschalten zu können. Auf uns warten anstrengende Wochen, da tut so eine kleine Pause mal ganz gut. 

O|N: In die kurze Pause seid ihr nach zuvor zwei Niederlagen am Stück mit einem 2:0 Sieg gegen die U21 der Eintracht gegangen. Ist euch da ein kleiner Stein vom Herzen gefallen? In der Liga geht es ja sehr eng zu. 

Frey: Ja, das stimmt, es geht wirklich sehr eng zu, von daher ist es auch noch zu früh in der Saison, um groß auf die Tabelle zu schauen. Für uns ging es nach den Niederlagen gegen Stuttgart und Aalen mehr darum, dass wir zeigen, dass wir es besser können. Wir waren einfach unzufrieden. Vor allem gegen Aalen waren wir richtig schlecht und haben verdient verloren. Umso schöner, dass wir dann gegen die Eintracht eine Reaktion gezeigt haben und gewinnen konnten. 

O|N: Der ein oder andere träumt womöglich schon davon, dass ihr ganz oben mitspielen könnt. Wo siehst du euch aktuell? 

Frey: Das ist schwer zu sagen, eben weil die Liga so ausgeglichen ist. Das Wichtigste ist aber, dass wir die Klasse halten. Da sind wir aktuell auf einem guten Weg. Wenn wir das frühzeitig geschafft haben, kann man weiterschauen. Wenn wir in einen Lauf kommen, kann man vielleicht auch länger oben dran bleiben. 

O|N: Du selbst standest in allen Spielen über die volle Distanz auf dem Platz. Bist du mit deiner persönlichen Leistung zufrieden? 

Frey: Ich habe ja letztes Jahr schon fast alle Spiele gemacht, dementsprechend war das diese Saison auch wieder mein Ziel. Klar gibt es immer Sachen, die man verbessern kann. Da bin ich auch immer ehrlich zu mir selbst und selbstkritisch. Aber alles in allem hab ich das ganz ordentlich gemacht, denke ich.

O|N: Würdest du dich selbst als Führungsspieler bezeichnen? 

Frey: Das ist eine gute Frage. Als ich letzte Saison gekommen bin, hätte ich mir diese Rolle nicht zugeordnet. Dadurch, dass ich aber so viel Spiele gemacht habe, bin ich mit der Zeit schon in diese Rolle unbewusst reingerutscht und habe das auch wahrgenommen. Seit dieser Saison bin ich jetzt auch im Mannschaftsrat, von daher würde ich schon sagen, dass ich eine Art Führungsspieler bin. Ich muss aber auch sagen, dass ich da noch Potenzial nach oben habe. Ich könnte manchmal noch mehr vorangehen und die Mannschaft führen. 

O|N: Dein letztjähriger Abwehrpartner Marius Grösch fehlt quasi schon die ganze Saison verletzungsbedingt. Hat sich deine Rolle auf dem Platz dadurch verändert?

Frey: Ja, das kann man schon sagen. Als zweiter Kapitän war Marius letzte Saison schon der auserkorene Abwehrchef. Durch seine Verletzung ist mir jetzt erstmal diese Rolle zugefallen. Das versuche ich anzunehmen und immer mehr in diese Rolle hineinzuwachsen. 

O|N: Du hast einen interessanten Karriereweg hinter dir. Du hast noch in der U19 für die Eintracht gespielt, mit 18 einen Profivertrag bei den Offenbachern Kickers unterschrieben und dich dann doch gegen den Profifußball und für ein Studium in den USA entschieden. Warum? 

Frey: Man muss das ein bisschen differenziert sehen. Die Kickers haben auch damals schon in der Regionalliga gespielt. Während man dort spielt, hat man zwar ein recht schönes Leben, ich habe aber mit vielen Spielern zusammengespielt, die Ende 20, Anfang 30 waren und bei denen nach der Karriere wenig kam. Ich hätte versuchen können, den Sprung in die 3. Liga oder 2. Bundesliga zu schaffen, aber ich wollte mir auch ein zweites Standbein aufbauen. Und da kam die Möglichkeit in die USA zu gehen gerade richtig. Dort konnte ich auf einem ordentlichen Niveau, ich würde sagen Oberliga-Niveau, weiter Fußball spielen und meinen Bachelor machen. Ich war dann auch vier Jahre dort. 

O|N: Für einen 18-Jährigen, der den Sprung in den Profifußball geschafft hat, eine sehr weitsichtige Entscheidung 

Frey: Ja, wobei ich nicht weiß, ob ich diese Entscheidung alleine auch so getroffen hätte. Da haben auch meine Eltern ein bisschen nachgeholfen, die mich immer unterstützt haben, die aber auch gesagt haben, dass ich mir Gedanken machen müsste, was nach dem Fußball kommt. Ich bin immer gut damit gefahren, dass ich mir Rat von ihnen hole. 

O|N: War die USA immer dein Traumziel? 

Frey: Nein, das nicht mal. Ich wollte einfach was Neues machen, sehen, ob ich das schaffe, ganz alleine in einem fremden Land mit fremder Kultur und Sprache.  

O|N: Nach deinen vier Jahre in San Diego bist du dann in die Hessenliga zum FC Erlensee gewechselt und von dort zur SG Barockstadt. Warst du selbst überrascht, dass du den Sprung in die Regionalliga direkt als unangefochtener Stammspieler geschafft hast? 

Frey: Was heißt überrascht. Ich wusste nach den vier Jahren in den USA gar nicht, wo ich fußballerisch stehe und wie es weitergehen soll. Da ich aus einem Nachbarort von Erlensee komme und viele Spieler und den Trainer kannte, war der FC Erlensse erstmal die leichteste Lösung. Ich habe schnell gemerkt, dass ich da sehr gut mithalten kann. Als ich dann in Fulda unterschrieb, dachte ich auch noch, dass ich weiter Hessenliga spielen würde, da sie sogar hinter uns standen. Damals war auch die Möglichkeit, meinen Master hier zu machen, ein Grund für den Wechsel. Als ich am letzten Spieltag dann hörte, dass ich nächste Saison Regionalliga spielen würde, war mir klar, dass es mehr Aufwand und mehr Konkurrenz bedeuten würde. 

O|N: Gab es nach deiner starken Premierensaison auch Angebote aus einer höheren Liga? 

Frey: Konkrete Angebote gab es nicht wirklich. Und außerdem habe ich ja auch noch Vertrag hier in Fulda. 

O|N: Könntest du dir denn bei einem passenden Angebot vorstellen, es noch mal im Profifußball zu versuchen? 

Fery: Wenn man noch mal in einer höheren Liga sein Hobby zum Beruf machen könnte, ist das etwas, wo man, glaube ich, immer darüber nachdenkt. Dafür muss dann aber auch alles passen. Vorstellen kann ich mir alles, auch noch länger hier in Fulda zu bleiben, weil ich mich hier sehr wohlfühle. Was dann letztlich passiert, zeigt sich, wenn es so weit ist. Jetzt will ich erstmal Fußball spielen und eine möglichst gute Saison mit der Barockstadt spielen. 

O|N: Aaron Frey, vielen Dank für das Gespräch. (fh)+++

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