OSTHESSEN/NEWS-Sportgespräch (52)

Lisa Schäfer, Nina Spilke: über Frauenfußball in Eiterfeld und die Herz-Taktik

Die beiden Fußballerinnen Lisa Schäfer (l) und Nina Spilke
Fotos: Marius Auth

27.04.2023 / FULDA - Frische Gesichter beim Osthessen|News-Sportgespräch: Lisa Schäfer (26) und Spielführerin Nina Spilke sind die Köpfe der Fußballerinnen des VfL Eiterfeld, die vor wenigen Tagen Meister der Gruppenliga wurden und den Durchmarsch in die Verbandsliga schafften. An dieser Stelle sprechen sie über die Sause nach dem Titelgewinn, das spezielle Miteinander zwischen erster und zweiter Mannschaft - und Taktik-Kniffe ihres Trainers Markus Mans.

Im O|N-Sportgespräch lassen wir immer Menschen aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte. Heute folgt Teil 52 der Serie.

O|N: Euer Aufstieg war keine Überraschung mehr. Gab es dennoch eine ordentliche Feier - und wie lange ging die Sause?


Nina Spilke: Bis spät in die Nacht ging's. In unserem Vereinsheim, so gegen halb drei oder drei. Zuerst haben wir auf unserem Kunstrasen ein bisschen gefeiert, wo wir gespielt haben. Dann haben wir "beim Griechen" Essen bestellt. Und später gab es eine Kabinenparty, zusammen mit unserer zweiten Mannschaft. Am Anfang der Saison hatten wir festgelegt, wann und zu welchen Terminen wir Mannschaftsabende machen. Auch den 22. April hatten wir vorgesehen. Dass wir da Meister werden und feiern, war eher Zufall.

Lisa Schäfer: Apropos Essen: 32 haben wir bestellt, wir waren bestimmt 40 Leute. Wir waren ja schon seit zehn Uhr vormittags auf dem Kunstrasenplatz zusammen - um elf Uhr war ja das Schnuppertraining am Tag des Mädchenfußballs, nachmittags noch das Spiel unserer Zweiten. Wir waren also den ganzen Tag zusammen: von Zehn bis um 3 Uhr nachts. Wir haben also den ersten Kaffee und den letzten Schnaps miteinander getrunken.

O|N: Was hat Euch als Team so stark gemacht?

Nina Spilke: Da müssen wir früher anfangen. Wir hatten uns bei der Neugründung, seitdem wir von Soisdorf nach Eiterfeld gewechselt waren, vor zwei Jahren, vorgenommen, dass wir unsere Werte bewahren: ein sehr familiärer Umgang und Spaß zu haben. Das betraf auch die Neuen, die gut aufgenommen worden sind. Anfangs waren wir elf - jetzt sind wir fast 30. Und mittlerweile eine riesengroße Truppe. Bei uns ist wichtig, dass sich keiner zu wichtig nimmt. Auch ich nicht - nur, weil ich Spielführerin bin. Wir sind ein Team. Bei Ansprachen vor dem Spiel ist jede mal dran bei uns. 

O|N: Gibt es dafür ein Beispiel?

Nina Spilke: Klar. Mehrere. So hat sich Meike Ostertag vor unserem ersten Saisonspiel in Neuenstein vor die Mannschaft gestellt und erklärt: Wir sind eine Familie. Das hat sich durch die ganze Saison durchgezogen. Gerade daheim Am Hain sind wir eine Macht.  Das mit den Ansprachen kommt unfassbar gut an. Jede unserer Spielerinnen bekommt das Gefühl vermittelt, dass sie gebraucht wird. Die gute Mischung macht's. Und die Verantwortung wird auf mehrere Schultern übertragen. 

Lisa Schäfer: Außerhalb von Spieltagen sind viele Mädels von uns zusammen. Grüppchenbildung gibt es nicht. Das ist ein Geben und Nehmen. Ob bei Einladungen zu Hochzeiten, Junggesellen-Abschieden oder anderen Sachen. Das zeichnet uns aus, dass das sehr gut funktioniert.

O|N: Was steht als Nächstes an bei Euren Unternehmungen und Vorhaben?

Lisa Schäfer: Zehn Spielerinnen fahren Mitte Juni zusammen in den Urlaub. Eventuell gibt es noch eine Mannschaftsfahrt nach Willingen. Ach ja, das Trainingslager vor der neuen Saison ist auch schon geplant: im August in Forchheim. Dort hat unser Co-Trainer früher gewohnt.

O|N: Was ist das Spezielle zwischen erster und zweiter Mannschaft bei Euch?

Nina Spilke: Erste und Zweite unterstützen sich gegenseitig. Oberste Priorität hat jetzt, dass auch sie Meister werden in der Kreisoberliga. Wir trainieren zusammen. Sind in der Kabine zusammen. Und schwätzen zusammen. Das ist schön. Weißte Bescheid? Das sagt unser Trainer immer. Und steht auf unseren T-Shirts.

O|N: Wie würdet Ihr den Weg des "Projekts" beschreiben seit 2021?

Nina Spilke: Unser Ziel war schon der Durchmarsch. Das haben wir konsequent verfolgt. Wir wollten etwas aufbauen. Das war und ist uns wichtig. Der Verein hat gute Strukturen und soll zu einem Anlaufpunkt für Fußballerinnen in Osthessen werden. Da sind wir auf einem guten Weg. Was bei uns geschieht, ist ja gegen den Trend: Überall gibt es weniger Spielerinnen - nur bei uns nicht. Wir haben immer wieder Anfragen von Mädels, die bei und für uns spielen wollen. Seit Oktober ist auch in unsere Zweite so richtig Schwung reingekommen. 

O|N: Wie würdet Ihr Euch in wenigen Worten beschreiben?

Lisa Schäfer: Ein familiäres, strukturiertes, unternehmenslustiges Team.

O|N: Wer sind Eure Unterstützer im Verein?

Lisa Schäfer: Anja und Volker Hilpert, Elke Aumann, Steffen Aumann und unser Betreuer Christoph Daniel. Der Vorstand unterstützt uns, wo es nur geht. Dass wir uns so entwickelt haben, wäre ohne die gar nicht möglich gewesen.

O|N: Wann habt Ihr gespürt, Euch als Team gefunden zu haben?

Lisa Schäfer: Bei unserer Mannschaftsfahrt nach Willingen im letzten Jahr. Während der Vorbereitung mit Erster und Zweiter gemeinsam. Die Fahrt hatte eher das Motto "Teambuilding". Das war am Ende Gold wert. 

O|N: Wie motiviert Euch Euer Trainer?

Lisa Schäfer: Mit der Herz-Taktik. Vor dem Spiel gegen Rückers gab es ein großes, blaues Herz. Das mussten wir mit Schlagwörtern füllen. Wie Leidenschaft, Engagement, Wille, Kampf, Mentalität ...

O|N: Wäre das Ziel Hessenliga vermessen?

Nina Spilke: Langfristig ist das ein Muss. Gerade wenn man sieht, was an 18- oder 19-Jährigen nachkommt bei uns. Aber die Spielerinnen müssen ja erst einmal herangeführt werden. Die Voraussetzungen sind gegeben in Eiterfeld.

O|N: Am vergangenen Wochenende waren fast 40.000 Zuschauer beim Bundesliga-Spiel der Frauen in Köln. Ein wichtiger Impuls?

Nina Spilke: Ja, ein ganz wichtiges Zeichen. Man sieht, dass das Interesse da ist. Es darf aber keine Eintagsfliege bleiben. Wenn ich sehe, was in England oder Spanien los ist ... Übrigens: Was Zuschauer angeht, wird es auch bei uns immer besser.

O|N: Wo steht der Frauenfußball in Osthessen? Wo der Nachwuchsfußball? Da gibt es ja kaum noch Mannschaften in der Region. Auch im Kreis Fulda.

Lisa Schäfer: Gut, wir haben noch drei Hessenligisten. Aber man sieht ja, dass die wenigen Vereine zumindest im Nachwuchs Spielgemeinschaften bilden müssen. Wenn ich sehe, wer früher die Fahne hochgehalten hat. Schwarzbach oder Kathus ... Das Niveau hat insgesamt schon nachgelassen. Im Nachwuchs müsste einfach mehr getan werden. Das müsste in den Schulen anfangen ...

O|N: Gibt es eigentlich in Eiterfeld eine Mädchenmannschaft in der neuen Saison? Ab der Verbandsliga braucht man ja eine ...

Nina Spilke: Das wird jetzt besprochen, ob wir eine stellen können. Wir setzen uns demnächst zusammen. Wir haben ja ein Jahr Bonus, das heißt, dass wir im ersten Jahr noch keine stellen müssen. Karolin Hahn-Schwalbach trainiert mit unseren Mädchen ja auch seitdem wir angefangen und uns neu gegründet hatten. 

Lisa Schäfer: Wir brauchen Mädels, die Bock haben und über ihre Grenze hinausgehen.

O|N: Lisa, Du kommst aus einer Fußballfamilie. Deine Eltern waren und sind in der Region bekannt. Und Du hast in Ann-Christin eine berühmtere Schwester. Welche Laufbahn schlägt sie ein?

Lisa Schäfer: In zwei Wochen hat sie ihre Abschluss-Prüfung zur Verwaltungsfachangestellten in Mainz. Sie spielt noch "auf der Schott". Sie spielt oben mit in der Regionalliga, aber haben wohl gerade den Aufstieg verspielt ...

O|N: Nina, Du wohnst ja in Friedewald. Welche Verbindungen hast Du noch zu Deinem Ex-Verein Ransbach, wo Du bis Sommer 2017 gespielt hast?

Nina Spilke: Ich habe noch gute Freundinnen dort. Aber leider seit Ewigkeiten kein Spiel mehr gesehen. 

Vielen Dank für das Gespräch. (wk)+++

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