"Ich will unbedingt gewinnen"

Ein echtes Ausnahmetalent! Tim Nebenführ (17) ist Judoka aus Leidenschaft

Hut ab! Der gebürtige Künzeller ist seit Januar 2025 Teil des Deutschen Nationalkader.
Fotos: Carina Jirsch

23.01.2025 / FULDA - Er ist achtfacher Hessenmeister, deutscher (Vize-)Meister und vierfacher südwestdeutscher Meister: Judoka Tim Nebenführ aus Künzell im Landkreis Fulda. Von klein auf zeigt der heute 17-Jährige, was er auf der Matte alles so draufhat und das kann sich definitiv sehen lassen. Tim ist ein echtes Ausnahmetalent und seit Januar 2025 Teil des Deutschen Nationalkaders: "Mein Ziel ist es, immer zu gewinnen. Denn von nichts kommt nichts."



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hat den gebürtigen Künzeller vor seinem Training beim Judoclub in Petersberg getroffen. Im Interview plaudert er aus dem Nähkästchen und verrät, was diese japanische Kampfsportart eigentlich so außergewöhnlich macht. Wie fühlt er sich vor einem wichtigen Wettkampf? Und was reizt ihn am allermeisten?

"Er trainiert sehr hart und hat sich nach oben gekämpft"

Tim Nebenführ ist 17 Jahre alt, geht aktuell in die zwölfte Klasse des Marianums in Fulda und betreibt seit mittlerweile zehn Jahren schon Judo. Inspiriert wurde er von seinem Vater Uwe, der den Sport über 30 Jahre lang selbst erfolgreich ausgeübt hat. Tim trainiert jeden Tag hart - neben dem Judo kommen viermal in der Woche Krafteinheiten sowie weitere Trainingscamps und Lehrgänge dazu. Er brennt für diesen Kampfsport und das sieht man ihm definitiv an: "Er hat sich nach oben gekämpft. Meine Frau und ich sind unglaublich stolz auf ihn", so Vater Uwe.

Doch wie ist diese große Leidenschaft eigentlich mit Schule und Freizeit vereinbar? "Es ist tatsächlich sehr stressig. Ich komme frühestens um 15 Uhr von der Schule nach Hause, fahre ins Krafttraining und dann zum Stützpunkttraining nach Rüsselsheim oder Offenbach. Seit 2018 mache ich das jeden Tag. Party ist da zum Beispiel sehr eingeschränkt, aber das macht mir nichts aus", so der 17-Jährige.

"Das Mentale spielt eine essenzielle Rolle"

Judo ist eine Zweikampf-Sportart. Ziel ist es, den Gegner durch Anwenden einer Technik (Hebeln, Würgen, oder Halten) mit Schnelligkeit und Kraft kontrolliert auf den Rücken zu werfen. Und wenn das gelingt, so ist der Kampf gewonnen - eben wie ein K. O. beim Boxen. Deutschlandweit ist Judo die bekannteste Kampfsportart und seit 1956 sogar eine olympische Disziplin. Doch was braucht man eigentlich, um beim Judo wirklich erfolgreich zu sein? "Das Mentale spielt eine essenzielle Rolle. Man muss sich vor jedem Kampf fokussieren und in sich gehen. Persönlich bin ich in den ersten Sekunden immer ein wenig nervös, aber danach ist alles vergessen. Denn ich will unbedingt gewinnen", erklärt Tim im O|N-Sportgespräch.

Tritt Tim irgendwann bei der Weltmeisterschaft an?

Der Judoka ist achtmaliger Hessenmeister, viermaliger südwestdeutscher Meister, einmaliger deutscher Meister (2024) und einmaliger deutscher Vizemeister (2022). Er erreichte Top-Platzierungen bei Europacups in Porec (Kroatien), Teplice (Tschechien) und Bielsko Bialo (Polen), beim Dutch Open (Niederlande), bei den Bremen Masters und den Europameisterschaften (7. Platz). "Ich habe es nie über den Hessentitel geschafft, das ist schon etwas Besonderes", findet Vater Uwe. Weiter erinnert er sich daran: "Tim hatte sich die letzten zwei Jahre richtig reingehängt und auch einige Turniere im Inland gewonnen. Dann folgte der Deutsche Meistertitel im darauffolgenden Jahr. Das war wirklich etwas Einmaliges. Auch für die Region Fulda gab es bisher niemanden, der schon so viel erreicht hat wie mein Sohn."

"Ich musste mich hochkämpfen und beim Training bis ans Ende gehen"

Interessant zu wissen, ist natürlich, wie hoch eigentlich die Verletzungsrate ist. Wie sieht es bei dem jungen Kampfsportler aus? "Vor zwei Jahren hatte ich am rechten Fuß einen Bänderriss und den leider erst ziemlich spät operieren lassen. Nach der Heilungsphase war es sehr schwer, wieder in den Sport reinzukommen. Ich musste mich hochkämpfen und beim Training bis ans Ende gehen. Aber das hat sich zum Glück ausgezahlt", lässt er die Zeit Revue passieren.

Seit Januar ist Tim in einer neuen Altersklasse untergebracht - die U21 (bis zu 60 Kilo). Was hat er sich dort als Ziel gesetzt? "Ich möchte gerne noch einmal an den Europameisterschaften teilnehmen. Ich will mich steigern, Medaillen gewinnen und möglicherweise sogar irgendwann bei der Weltmeisterschaft antreten können." Und da ist er auf alle Fälle positiv gestimmt. (Julia Schuchardt)+++

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