OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (34.2)

Barockstadt-Macher: "Die Region nimmt die Regionalliga an"

Volker Bagus und Martin Geisendörfer im Gespräch mit O|N-Redakteur Felix Hagemann
Fotos: Finn Rasner

26.12.2022 / FULDA - Erst die Hessenligameisterschaft und der Aufstieg, dann eine herausragende Hinrunde in der Regionalliga. Die Macher der SG Barockstdt Fulda-Lehnerz blicken auf das erfolgreichste Jahr der Vereinsgeschichte zurück. Im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch lassen Martin Geisendörfer und Volker Bagus das Jahr 2022 Revue passieren. In Teil zwei des Interviews sprechen sie über die enormen Anforderungen der Regionalliga auf und außerhalb des Platzes, die Auswirkungen der Energiekrise auf den Verein und die wachsende Begeisterung in der Region.


Im O|N-Sportgespräch lassen wir immer Menschen aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte.

O|N: Die Regionalliga war nicht nur auf, sondern auch außerhalb des Platzes völliges Neuland, mit einem deutlich erhöhten Mehraufwand als noch zu Hessenliga-Zeiten. Stieß der Verein im vergangenen halben Jahr mal an seine Grenzen?

Geisendörfer: Dass es ein deutlich größerer Aufwand ist, ist definitiv so. Deshalb haben wir uns mit Maximilian Hainer im Management auch breiter aufgestellt. Das geht schon mit Sitzungen mit der Stadt, Ordnungsamt, Feuerwehr und Polizei los und geht bis zu den Vorkehrungen, die bei Risikospielen getroffen werden müssen. Natürlich ist das auch von den Kosten her eine ganz andere Hausnummer. Wir sehen aber natürlich auch, wie es von der Region angenommen wird. Die Zuschauerzahlen sind ja hervorragend. Wir kommen aber auch so langsam an unsere Grenzen, insbesondere was den VIP-Bereich angeht. Deshalb hoffen wir, dass bald die Tribüne ausgebaut wird, damit wir den Sponsoren und allen anderen ein noch besseres Stadionerlebnis bieten können.

Bagus: Wir müssen dennoch der Stadt danken. Sie unterstützt uns extrem, das muss man klar sagen. Wir hoffen, dass es auch in Zukunft so bleibt.

O|N: Die Barockstadt ist einer der wenigen Vereine der Liga, der noch nicht im Vollprofitum spielt. Die Belastung für die Spieler mit Beruf und Fußball ist enorm. Ist dieser Weg auf Dauer aufrechtzuerhalten oder muss man mittel- und langfristig auch auf Vollprofitum umstellen?

Geisendörfer: Vereine wie Bahlingen betreiben das schon seit mehreren Jahren. Es geht also schon. Eine Umstellung auf Vollprofitum kann nur Schritt für Schritt erfolgen. Da muss sich aber der ganze Verein und die Region entwickeln. Und es muss natürlich bezahlbar sein. Wir werden da keine Risiken eingehen.

Bagus: Das kann ja auch ein Vorteil sein. Die Jungs haben auch noch andere Themen, müssen sich nicht nur rund um die Uhr mit Fußball beschäftigen. Und eins ist ja auch klar: Stellen wir auf Profitum um und steigen wieder ab, stehen die Spieler auch im Regen. Es ist also auch ein Risiko für sie selbst.

O|N: Die Energiekrise trifft aktuell ja auch die Sportvereine. Muss auch die Barockstadt den Gürtel enger schnallen?

Bagus: Auf die Energie müssen alle achten, das trifft uns natürlich auch. Wir legen schon Wert darauf, dass, wo möglich, Energie gespart wird.

Geisendörfer: Da geht es ja auch schon ums Prinzip. In der derzeitigen Lage sind wir alle dazu angehalten, Energie zu sparen. Was man auch nicht vergessen darf: Während andere Vereine die Hallen von Stadt und Landkreis zur Verfügung gestellt bekommen, zahlen wir alles selbst - und das für die Sporthäuser in Lehnerz und in der Johannisau. Das ist schon ein Kostenfaktor.

O|N: Die SG Barockstadt steht auf Platz vier der Zuschauertabelle in der Regionalliga. Im Schnitt kommen mehr als 2.000 Zuschauer zu den Heimspielen. Sind Sie überrascht über den Zuschauerandrang?

Bagus: In Spiel eins und zwei zu Hause war das noch zu erwarten, danach trägt natürlich auch die Leistung der Mannschaft. Wenn man aber die Zuschauerzahlen aus den anderen Ligen sieht, die ja eher nach unten als nach oben gehen, wird schon deutlich, wie sehr die Region die Leistungen honoriert.

Geisendörfer: Wir sind schon überrascht. Mit so viel haben wir nicht kalkuliert. Ich persönlich hatte mit 1.200 Zuschauer im Schnitt gerechnet. Dass es jetzt so viele sind, kommt uns natürlich sehr entgegen, auch was das Budget betrifft. Man merkt, die Region nimmt das an.

O|N: In der Vergangenheit hatte man oft das Gefühl, dass viele Leute die Barockstadt verlieren sehen wollen. Das scheint sich komplett gedreht zu haben.

Geisendörfer: Es stimmt schon. In der Hessenliga haben viele nur dann nach dem Ergebnis gefragt, wenn wir mal verloren hatten. Inzwischen wird man sehr positiv auf die Entwicklung angesprochen. Da hat sich schon etwas gedreht.

Bagus: Und das nicht nur regional, sondern auch überregional. Man merkt es auch an Freundschaftsspielanfragen von höherklassigen Vereinen oder überregionalen Sponsoringangeboten. Das muss dann zwar immer passen, aber man spürt schon eine Veränderung

O|N: Zum Abschluss, was sind ihre sportlichen Wünsche für 2023?

Bagus: Weiße Tornetze im Stadion (lacht). Das sprechen wir schon wie lange an. Als wir mit der Stadt über ein mögliches Relegationsspiel gegen Trier gesprochen haben, wurden sie uns versprochen. Mal sehen, wann sie denn kommen. Spaß beiseite: natürlich den sportlichen Erfolg. Wenn es so weiterginge, wäre es bombastisch. Vielleicht geht es ja sogar noch ein Ticken nach oben.

Geisendörfer: Wir wollen uns weiter etablieren in der Regionalliga. Und wir hoffen, dass der Stadionumbau wie geplant vorangeht und die Gegentribüne bald fertig ist. Das wären meine Wünsche für 2023.

O|N: Herr Bagus, Herr Geisendörfer, vielen Dank für das Gespräch. (fh)+++

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