OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (9)

Sebastian Möller: "Am Tag nach dem Aufstieg riefen 35 Berater an"

SGB-Manager Sebastian Möller war zu Gast in der O|N-Redaktion
Foto: Felix Hagemann

13.07.2022 / FULDA - Sebastian Möller ist der Mann im Hintergrund bei der SG Barockstadt. Vom Planen der Auswärtsfahrten bis zum Dialog mit Polizei und Ordnungsbehörden - beim Manager der SGB laufen alle Fäden zusammen. Gemeinsam mit dem Vorstand sorgt er dafür, dass sich die Mannschaft auf das wesentliche konzentrieren kann: das Fußballspielen. Im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch spricht Möller über seine Aufgaben, die Herausforderung Regionalliga und was der Aufstieg alles verändert hat. 


Im O|N-Sportgespräch lassen wir immer mittwochs Sportler aus verschiedenen Sportarten aus der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte, losgelöst vom aktuellen Tagesgeschehen. Heute folgt Teil neun der Serie. 

O|N: Herr Möller, hat ihr Tag aktuell überhaupt genug Stunden, um alle Aufgaben, die bis zum Saisonstart noch anfallen, erledigen zu können? 

Sebastian Möller: Aktuell ist es wirklich eine Herausforderung. Aber zum Glück haben wir viele fleißige Hände im Verein und die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt. Von daher ist es herausfordernd, aber machbar. Man merkt aber schon deutlich, dass es etwas anderes ist als eine Vorbereitung auf eine Hessenligasaison. 

O|N: Was gilt es noch alles zu regeln bis zum ersten Spieltag? 

Es gibt gefühlt 1.000 Dinge, die noch zu klären sind. Wir müssen beispielsweise mit der Polizei und den Ordnungsbehörden die einzelnen Spiele durchgehen, wir müssen die Auswärtsfahrten planen, wie wir anreisen, ob man dort übernachtet und so weiter und sofort. Es ist alles eine Nummer größer als in der Hessenliga. Selbst die Trikots müssen vorher eingeschickt und genehmigt werden. Einfach machen, aus dem Koffer holen und anziehen, ist nicht mehr. Da gibt es logischerweise vieles, das sich erstmal einspielen muss.

O|N: Hat sich denn ihre Aufgabe durch den Aufstieg verändert? 

Nein, eigentlich nicht. Es ist einfach alles etwas umfangreicher geworden, aber an sich haben sich die Aufgaben nicht verändert. Du kannst in unserer Situation nicht sagen, ich habe nur das oder das Fachgebiet. Da fällt einfach alles an. Ich kann einen Fußballplatz einmessen und abstreuen, weiß aber auch, was man bei Spielerverhandlungen oder Vertragsabschlüssen alles benötigt. Wenn man selbst alles mal kennengelernt hat und weiß, was für Arbeit hinter den einzelnen Aufgeben steckt, ist man um so dankbarer für jeden der hilft. Den Platz abstreuen muss ich aber zum Glück nicht mehr.

O|N: Es ist also nicht so, dass Ihnen die Aufgaben über den Kopf wachsen? 

Nein, das passt schon. Das ist aber auch ein Verdienst des ganzen Vereins, des Vorstands und des Beirats. Die Leute machen alle ihren Job und man kann unkompliziert zusammenarbeiten. Bei uns geht das Hand in Hand. Klar, man ist auch nicht immer einer Meinung, aber das ist auch gut und richtig so. Die aktuelle Kaderzusammensetzung ist zum Beispiel ein Ergebnis der guten Zusammenarbeit. Ich muss unserer sportlichen Leitung da wirklich ein großes Kompliment machen. Die neuen Jungs passen super in die Mannschaft, das Mannschaftsgefüge passt zu 100 Prozent. Das könnte am Ende den Unterschied ausmachen. 

O|N: Wird sich denn am Kader noch etwas verändern? 

Wir haben noch die ein oder andere Position, wo wir zumindest schauen. Das schöne aber ist, wir müssen nichts mehr machen und lassen uns nicht von irgendwem treiben. Aufgrund der bisherigen Zugänge würde es auch ohne weiteren Transfer an keiner Stelle brennen. Es gibt aber immer ein paar Angebote, wo man hellhörig wird. In der Regionalliga ist man auf der Fußballlandkarte angekommen, man wird noch interessanter, gerade für junge ambitionierte Spieler, für die es zumindest nach ganz oben noch nicht gereicht hat. Alleine am ersten Tag nach dem Aufstieg haben 35 Spielerberater angerufen. Den ersten Anruf hatte ich zwei Minuten nach Abpfiff in Eddersheim noch auf dem Platz. Das ist natürlich ein schönes Gefühl und erhöht unsere Möglichkeiten. 

O|N: Das alles kostet natürlich auch mehr Geld. Martin Geisendörfer hatte direkt nach dem Aufstieg auf mehr Unterstützung aus der Region gehofft. Ging dieser Wunsch in Erfüllung? 

Ja, es ist so, wie wir es uns erhofft haben. Wir haben hier die für Regionalligaverhältnisse eher seltene Situation, dass wir nicht den einen großen Partner haben, der, sagen wir mal, 50 Prozent des Etats ausmacht. Natürlich haben wir auch Sponsoren, die sich in größerem Maße engagieren, aber eben auch viele kleine und mittelstarke Partner. Diese muss man alle pflegen, was eine ganz schöne Arbeit und Herausforderung ist, aber eben auch eine Stärke unseres Vereins ausmacht. Die Resonanz, die wir bekommen, ist absolut positiv, sowohl was die Aufstockung bestehender Verträge betrifft, als auch was neue Partner angeht. Und wir merken, durch den Aufstieg sind wir auch für Partner außerhalb Osthessens interessant geworden. 

O|N: Der finanzielle Abstand zu den "Großen" der Liga dürfte dennoch weiter enorm sein. Was ist unter diesen Voraussetzungen in der neuen Saison möglich?  

Mannschaften wie Kickers Offenbach, Ulm, Steinbach-Haiger - die haben natürlich ganz andere Voraussetzungen wie wir. Wir haben dennoch alle Chancen, um die Liga zu halten. Es gibt genug Mannschaften auf Augenhöhe. Wir haben gute Fußballer und ein super Zusammenhalt in der Mannschaft, das war auch letzte Saison unser Trumpf und kann es wieder werden. Kurz- und mittelfristig ist das Ziel, die Liga zu halten und den Verein in seiner Gesamtheit immer weiter Schritt für Schritt zu entwickeln und wachsen zu lassen. Bereits in der Vergangenheit haben wir uns nicht nur auf die erste Mannschaft konzentriert, sondern auch die U23 und die Jugend immer mitgenommen. Damit sind wir gut gefahren und das werden wir auch weiterhin so machen.

Herr Möller, vielen Dank für das Gespräch. (fh)+++


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