OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch Extra

Barockstadt-Physios: "Die Spieler fordern in der Regionalliga noch mehr von dir"

Das Team vom Zentrum Mensch: Christopher Bunk, Finn Göttlicher und Michael Franz (v.l.)
Fotos: Hendrik Urbin

09.08.2023 / FULDA - Die schweißtreibende Sommervorbereitung der SG Barockstadt geht langsam zu Ende. Am Samstag startet die Mannschaft von Sedat Gören bei der Reserve des VfB Stuttgart in die neue Regionalligasaison - damit endet auch für die Physiotherapeuten der SGB die anstrengendste Zeit des Fußballjahres. Im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch sprechen Michael Franz, Christopher Bunk und Finn Göttlicher vom Zentrum Mensch über ihre Arbeit beim Regionalligisten, wie sich ihre Arbeit in der letzten Saison veränderte und sie verraten, ob die Spieler noch professioneller geworden sind. 


Im Osthessen|News-Sportgespräch lassen wir immer Menschen aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte. Heute folgt anlässlich der des Saisonstarts der SG Barockstadt ein Sportgespräch-Spezial.

O|N: Michael, Christopher, Finn, sechs Wochen Vorbereitung bei der Barockstadt gehen am Wochenende zu Ende. Wird es jetzt auch für euch wieder ruhiger? 

Christopher Bunk: Ja, man muss schon sagen, dass auch für uns die Vorbereitungszeit intensiver ist, als die Zeit während der Saison. Teilweise war zehn Tage am Stück Training, am Wochenende dann ab und an sogar zwei Einheiten am Tag. Dementsprechend gab es auch für uns mehr zu tun, wir waren häufiger am Platz. 

Michael Franz: Wir kümmern uns ja nicht nur um die physiotherapeutische Arbeit nach dem Training, sondern gestalten auch das Athletik-Training. Das ist natürlich in der Vorbereitung mehr als während der Saison. 

O|N: Auch für euch geht es nun in das zweite Regionalligajahr. Wie fällt denn das Fazit der ersten Regionalligasaison aus Therapeuten-Sicht aus? 

Franz: Das muss man ein bisschen gliedern. Mit den Spielern war alles top. Wir waren voll in die Gemeinschaft integriert, die Spieler haben uns immer mit viel Respekt behandelt. Das ist auf so einem Niveau auch nicht immer so. Das war wirklich toll. Arbeitsmäßig war es natürlich mehr, damit kennen wir uns aber aus. Wir hatten dann ein bisschen Turbulenzen, was die ärztliche Betreuung angeht. Dort hat uns dann Ralph Hönscher sehr geholfen. Er ist wirklich ein Super-Typ. 

Bunk: Und vor allem immer ansprechbar. Sowohl für uns als auch für die Spieler. Und um das noch zu ergänzen: Was aus unserer Sicht sehr erfreulich war, war, dass wir sehr wenige Verletzte hatten. 

O|N: Ist das mit dem Mehraufwand, den ihr und die medizinische Abteilung betreibt zu erklären oder spielte da auch einfach das Glück eine Rolle? 

Franz: Die Wahrheit liegt sicher irgendwo in der Mitte. Wir tun unseren Teil, die ärztliche Abteilung tut ihren Teil, der Trainer tut seinen Teil und auch die Spieler tun ihren Teil. Die Abstimmung untereinander und die Dosierung sorgen dann für das Ergebnis. Das hat jeder seine Aufgabe, aber es kann auch niemand sagen, dass er dafür alleine verantwortlich ist. Was auch sehr geholfen hat, war zu dem Zeitpunkt die Zusammenarbeit mit dem Herz-Jesu-Krankenhaus. Dr. Czekalla und Dr. Beardi haben uns immer schnell geantwortet, das war für uns teilweise Therapie-entscheidend. Das war schon sehr professionell. 

O|N: Ist euer persönlicher Aufwand in der Regionalliga höher geworden als noch zu Hessenligazeiten?

Franz: Vom Aufwand ist es sicher mehr geworden. Wir machen ja nicht nur die Betreuung auf dem Platz und nach den Trainingseinheiten oder den Spielen. Dazu kommt ja auch noch das, was wir in der Praxis machen. Das sieht man nicht, macht aber sicher 30 bis 40 Prozent der Gesamtleistung aus. 

Bunk: Zumal ein Spieler in der Regionalliga noch etwas professioneller arbeitet. Der fordert dann auch mehr von dir und kümmert sich von der ersten Minute der Verletzung darum, wann er zur Behandlung kommen kann. Und dann muss es zügig voran gehen. Das ist dann auch mal mit Überstunden und Bock auf Mehrarbeit verbunden. 

O|N: Die Spieler sind also noch mehr drauf bedacht, nichts dem Zufall zu überlassen?

Franz: Ja, das ist definitiv so. 

Göttlicher: Das ist mir schon während der Saison aufgefallen. Die Spieler kommen auch mal bei Kleinigkeiten und lassen es abchecken. 

Franz: Und das ist gut so. Denn so kannst du früher Weichen stellen. 

O|N: Wie ist denn der Kontakt zu den Physiotherapeuten der anderen Vereine. Tauscht man sich da mal am Spieltag aus oder schaut man sich sogar mal was ab? 

Franz: Nein, dafür ist am Spieltag gar keine Zeit. Das sieht zwar von außen immer locker aus, was wir machen, aber das ist schon stressig. 

Göttlicher: Man erlebt immer wieder neue Situationen, mit denen man umgehen muss. Daran wächst man dann auch. Ich war jetzt das erste Jahr dabei, da ist man sehr auf die eigene Arbeit fokussiert. 
 
O|N: An welchen Strukturen kann man in Zukunft noch arbeiten. Was kann man womöglich noch besser machen? 

Franz: Natürlich haben andere Regionalligsisten noch bessere Voraussetzungen. Offenbach leistet sich mehrere hauptamtliche Physiotherapeuten, die nichts anderes machen, als für die Spieler da zu sein. Für die Spieler ist das natürlich eine enorme Entlastung. Bei der Barockstadt ist das aber eben nicht möglich, was auch nicht schlimm ist. Hier gehen die Spieler ja auch noch ihren normalen Jobs nach. 

O|N: Dann zum Abschluss noch: Was macht für euch die Faszination Barockstadt aus? 

Franz: An diesem Projekt beteiligt zu sein, ist ein bisschen wie ein Teil eines Films zu sein. Das hat mit Adrenalin und Spannung zu tun. Und wir dürfen ein Teil dieses Films sein. Mir macht das enormen Spaß. 

Bunk: Ich bin selbst großer Fußballfan und schaue mir gerne Verbesserungen in diesem Sport an. Und wenn du dann siehst, dass ein Spieler verletzungsfrei bleibt und sich verbessert, ist das Erfolgserlebnis. Dazu kommt das dadurch eine Riesen-Gemeinschaft zusammenwächst. In so einer Saison passiert enorm viel, es wird viel gelacht. Es macht einfach wahnsinnig Spaß. 

Göttlicher: Für mich ist es die Begeisterung am Sport. Ich mache schon mein gantes Leben lang gerene Sport und darf nun mit Sportlern zusammenarbeiten. Besser geht es ja nicht. 

O|N: Vielen Dank für das Gespräch. (fh)+++

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