"College ist der bestmögliche Schritt"

Bengt Reinhard (18): Mit dem Tennistraum über den großen Teich

Von Fulda nach LA, nur für Tennis: Bengt Reinhard.
Fotos: Katharina Geppert

23.08.2025 / FULDA - Von Fulda nach Los Angeles: Der 18-jährige Bengt Reinhard, in der vergangenen Saison noch für den TC RW Sprendlingen in der 2. Tennis-Bundesliga aktiv, wagt den Sprung über den großen Teich. Ab September wird das Tennistalent eines der renommiertesten Colleges der USA besuchen. "Die Qualität und Professionalität haben mich überzeugt - deshalb habe ich mich für die UCLA entschieden", erklärt Bengt gegenüber OSTHESSEN|NEWS.



Bengt Reinhard, der "Tennisstar" aus Fulda, war zu Gast beim OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch und berichtete über seine Liebe zum Tennissport und die Ziele für seine Tenniskarriere. Was war eigentlich der bisher beste Moment in seiner Karriere? Und wie es ist, Nationalmannschaftskollegen bereits auf der großen Bühne zu sehen? Aber lesen Sie selbst, was der junge Mann aus Fulda zu erzählen hat!

"Im Tennis ist eine stetige Weiterentwicklung möglich - ausgelernt hat man nie"

Zu Beginn erzählt Bengt, warum er vom Tennissport so fasziniert ist: "Im Tennis gibt es so viele verschiedene Bereiche - die Komplexität ist das, was ich so liebe. Man muss das richtige Mittelmaß finden, um Spiele zu gewinnen." Der 18-Jährige schaffte in diesem Jahr gemeinsam mit seinem Team aus Sprendlingen den Klassenerhalt in der zweithöchsten deutschen Spielklasse. Mit einer Einzelbilanz von drei Siegen bei nur einer Niederlage trug Bengt maßgeblich zum Klassenerhalt bei - eine beeindruckende Leistung.

Seinen Spielstil beschreibt der Sportler als sehr kreativ. "Ich bin mir nicht sicher, ob ich am College weiterhin so verspielt bleiben kann wie derzeit. Vielleicht zieht man den Schlag dann doch konsequenter durch, statt den Ballwechsel frühzeitig - etwa mit einem Stoppball - zu beenden", führt Bengt hinsichtlich seiner Zukunft an der UCLA aus.

Für den 18-Jährigen beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt. "Es ist ein Umfeld, in dem sich alle gegenseitig pushen - wir arbeiten alle in die gleiche Richtung", erklärt der Tennisspieler. Seine Entscheidung wurde unter anderem durch die Mannschaftskollegen beeinflusst, die er bei seinem Besuch am College kennengelernt hat. Hinzu kommt, dass der Fuldaer begeistert davon berichtet, wie intensiv sich um die Teams gekümmert wird: "Für alle Belange gibt es Ansprechpartner: einen Ernährungsberater für die Mannschaft, mehrere Coaches für Tennis und Athletik, einen Teammanager, der Reisen und Zeitpläne organisiert, sowie Betreuer, die die Sportler dabei unterstützen, Studium und Sport miteinander zu vereinbaren." Diese Faktoren führten dazu, dass der 18-jährige Fuldaer von Anfang an von der UCLA überzeugt war und sich zum Vergleich lediglich eine weitere Universität in den USA ansah.

"Ohne meine Familie wäre ich nicht da, wo ich heute bin"


"Mein drei Jahre älterer Bruder Mats-Ole brachte mich überhaupt erst auf die Idee, Tennis zu spielen. Mit fünf Jahren schaute ich das erste Mal voller Begeisterung bei ihm zu - ab diesem Moment begann ich selbst mit dem Spielen", erinnerte er sich im O|N-Gespräch. Außerdem betonte er: "Die Unterstützung meiner Eltern trug maßgeblich dazu bei. Ich war regelmäßig in der Woche zum Trainieren in Frankfurt. Am Wochenende dann Turniere in ganz Deutschland. Für meine Eltern war das ganze allerdings schon Alltag, da mein Bruder vor mir ebenfalls schon im Förderkader war", berichtete der Fuldaer und schwärmte in den höchsten Tönen über seine Familie.

"Es wird natürlich schwer, solange Zeit ohne seine Familie zu sein. Ich bin aber zum Glück sehr offen. Ich hoffe, es wird mir nicht schwerfallen, dort anzuknüpfen. Man kommt schließlich auch durch den Sport zusammen", so Bengt. Das Tennistalent fliegt dafür auch zweimal im Jahr nach Deutschland. In der Sommerpause und über Weihnachten, somit ist er für einen Studenten relativ häufig zu Hause.

"Ich freue mich riesig auf die kommende Mannschaftssaison"

Das College-Tennis-Jahr ist in zwei Hauptteile gegliedert: einmal die Fall-Season (Herbst-Saison) und die Spring-Season (Frühlings-Saison). Der erste Teil beginnt Anfang September und endet im November. Dort werden Einzel- und Doppelturniere gespielt. Diese Turniere sollen dazu dienen, Spielerfahrung zu sammeln, sich individuell weiterzuentwickeln und sind bedeutend für die Ranglistenwertung. "Ich dachte, ich komme auf das College und kann mich zunächst einleben. Jetzt ist am ersten Wochenende direkt das erste Turnier", scherzte der 18-Jährige.

Zwischen den beiden Saisonhälften soll die Zeit zur intensiven Vorbereitung auf die Frühlings-Saison von Januar bis Mai genutzt werden. Der zweite Saisonteil ist für die Colleges der Wichtige. Man tritt gegen andere Colleges an und misst sich in einem Ligasystem mit anschließenden Playoffs. "Ich freue mich so sehr auf die Spring-Season, das Ligasystem macht richtig Lust und ich hoffe, dass unser Team gut abschneidet", erzählt Bengt gegenüber O|N. In der vergangenen Saison war das Team des Colleges, die UCLA Bruins, das 14. beste College im gesamten Land. "Das weckt Vorfreude auf mehr!", freut sich das Sporttalent.

"Eine riesige Motivation, wenn andere Mannschaftskollegen bereits im Rampenlicht sind"

Einige Nationalmannschaftskollegen des Fuldaers sind bereits da angekommen, wo er hin möchte: Justin Engel und Diego Dedura durften beide auf der ATP-Tour bereits Siege feiern. Ein weiteres Vorbild: Niels McDonald - er hat den Junioren Grand-Slam Titel bei den French Open in diesem Jahr gewonnen. Im Finale stach er Max Schönhaus aus, der zusammen mit Bengt bei Sprendlingen in der zweiten Bundesliga spielt.

Wir fragten den Tennisspieler, wieso er den Weg ins College einschlägt. "Ich halte es für sinnvoll, auch eine schulische Ausbildung in der Hinterhand zu haben - falls die Profikarriere doch nicht gelingt." Es motiviert mich jedoch sehr, dass die Jungs bereits da sind, wo ich hin will." Tatsächlich schlagen immer mehr Spieler den College-Weg ein. In den Top 100 der ATP-Weltrangliste gibt es 2025 einen Höchststand von 16 Spielern, die erst ein College besucht haben und dann später erst auf die Tour kommen. "Ich will mich in den vier Jahren bestmöglich vorbereiten, um dann auf die ATP-Tour zu gehen", erklärt uns der 18-Jährige.

Zum Abschluss fragten wir noch, wo er sich in fünf Jahren sehe. "Ich bin da immer etwas vorsichtig, aber grundsätzlich möchte ich Profi werden. Und dafür sehe ich das College als perfekte Vorbereitung." Auf diesem Weg wünschen wir dem Fuldaer natürlich viel Erfolg! Und einen guten Start auf dem College. (Nicolas Kraus)+++


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