OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (48)

Benedikt Dimmerling: Mit der Meisterfeier beschäftigen wir uns, wenn's soweit ist

Benedikt Dimmerling war zu Gast in der O|N-Redaktion
Fotos: Finn Rasner

29.03.2023 / FULDA - Matchball eins vergeben, vier weitere bleiben der HSG Großenlüder/Hainzell noch, um den Aufstieg in die Handball-Oberliga perfekt zu machen. Nach der Niederlage vergangene Woche gegen die HSG Fuldatal/Wolfsanger gibt es die nächste Chance am Samstag vor eigenem Publikum im Derby gegen den Hünfelder SV. Im Vorfeld des Spiels spricht HSG-Kapitän Benedikt Dimmerling im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch über die Aussicht in eigener Halle aufzusteigen, die Unterstützung der Fans und die Angst als Fahrstuhlmannschaft zu enden. 


Im O|N-Sportgespräch lassen wir immer Menschen aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte. Heute folgt Teil 48 der Serie.

O|N: Benedikt, vergangene Woche hattet ihr die erste Möglichkeit, die Meisterschaft und den Aufstieg in die Oberliga perfekt zu machen, habt die aber beim 32:36 gegen Fuldatal/Wolfanger liegenlassen. Ist die Niederlage inzwischen verdaut? 

Benedikt Dimmerling: Ja, das schon. In der Rückschau muss man auch sagen, dass die Niederlage verdient war, weil wir unser Spiel nicht so durchgebracht haben, wie über weite Strecken der Saison. Es gab drumherum viel Erfreuliches, die Unterstützung der Fans war gigantisch, aber wir haben es dann nicht aufs Feld gebracht. 

O|N: Dabei war ja eigentlich alles angerichtet für die große Feier. 130 Fans haben die Reise nach Fuldatal mit angetreten. Ärgert man sich da doppelt?

Dimmerling: Ja, das macht es richtig ärgerlich. Es gab sogar eine Choreo und ein Motivationsvideo direkt vor dem Spiel. Was Rene Herber und der Felix Grosch da auf die Beine gestellt haben, war schon aller Ehrenwert. Und 130 Fans haben andere Mannschaften in der Liga bei Heimspielen nicht. Zum Glück haben uns die Fans direkt nach Schlusspfiff schon wieder aufgemuntert, das hat es für uns leichter gemacht. 

O|N: Die nächste Chance habt ihr jetzt am Samstag zu Hause im Derby gegen Hünfeld. Wäre das nicht eh schöner? 

Dimmerling: Das haben viele zur Aufmunterung gesagt (lacht). Am Samstagabend wollte ich das noch nicht hören. Unterm Strich mag das sogar sein, wobei der Rahmen in Fuldatal auch einmalig gewesen wäre.  

O|N: Bis auf die Niederlage in Fuldatal läuft es für euch in dieser Saison aber richtig gut. Sonst gab es nur noch ein Unentschied, die restlichen Spiele wurden alle gewonnen. Fühlt ihr euch in dieser Liga manchmal unterfordert? 

Dimmerling: Das würde ich nicht sagen. Klar gibt es auch mal schwächere Gegner, aber im vorletzten Heimspiel gegen Lohrfelden hat man es gesehen, wenn wir nicht mit voller Konzentration auf die Platte gehen, kann jeder Gegner mithalten. Wenn wir aber unser volles Potenzial abrufen, hat es jeder Gegner schwer. 

O|N: Letzte Saison seid ihr als Vorletzter der Abstiegsrunde wieder abgestiegen, seid aber in der Hauptrunde nur zwei Siege an der Aufstiegsrunde vorbeigeschrammt. Was hat letztlich für den Klassenerhalt in der Oberliga gefehlt? 

Dimmerling: Da kamen viele Faktoren zusammen. Die Liga war für alle von uns komplettes Neuland, da hat sicherlich in der einen oder anderen Situation auch mal die Erfahrung gefehlt. Hinzu kam, dass wir auswärts nur mit Haftmittel spielen mussten und zu Hause das nicht konnten. Mal mit und mal ohne, das hat einfach keinen Wert. Diese ständige Umstellung hat uns das ganze Jahr beschäftigt. 

O|N: Hast du die Befürchtung, dass aus euch eine Fahrstuhlmannschaft werden könnte? 

Dimmerling: Puh, schwer zu sagen. Klar ist, dass es nächste Saison wieder gegen den Abstieg gehen würde. Mit unserer Philosophie und unseren Mitteln wird es schwer, sich dauerhaft in der Oberliga zu halten. Wir wollen bewusst auf die eigene Jugend setzten. Finanziell können wir und wollen wir keine vier, fünf Externen holen, die uns den Klassenerhalt vielleicht garantieren würden. Unser Ziel sollte es auf Dauer sein, eine gute Rolle in der Landesliga zu spielen. Ich bin der Älteste, dann kommen Lukas (sein Bruder Anm. d. Red.) und die Münkers. Wenn wir mal aufhören, wird es einen Umbruch geben und das wird nicht mehr zehn Jahre dauern. 

O|N: Hast du denn schon mal ans Kürzertreten gedacht. Du bist nun 33 und ja auch Familienvater? 

Dimmerling: Man denkt in dem Alter zwar schon mal drüber nach, weniger Aufwand zu betreiben, aber im Moment macht das alles noch irrsinnig viel Spaß. Wir sind fast ausschließlich Jungs aus dem Dorf, sind alle befreundet. Wenn das nicht so wäre, würde mir die Motivation, dreimal die Woche ins Training zu gehen, auch schwerer fallen.  

O|N: Du spielst ja nicht nur, du bist zusätzlich auch noch Schiedsrichter. Wie kam es dazu?

Dimmerling: Zum einen wollte ich dem Verein helfen, zum anderen bin ich selbst oft der Spieler, der es den Schiedsrichtern am schwersten macht. Deshalb wollte ich zeigen, dass es auch anders geht. Als ich mit 16 angefangen habe, war das auch noch ein schöner Nebenverdienst. Mein Opa musste mich immer fahren und ich habe das Fahrtgeld kassiert (lacht).  

O|N: Dann lass uns zum Abschluss noch mal auf Samstag schauen. Was für ein Spiel erwartest du? 

Dimmerling: Es wird ein brutal enges Spiel, das erst in den letzten fünf Minuten entschieden wird, davon bin ich fest überzeugt. Hünfeld hat zwar momentan ein paar Verletzte, aber sie haben immer noch jede Menge Qualität im Kader. Sie werden uns brutal fordern, das hat das Hinspiel schon gezeigt. Wir müssen den Kampf annehmen und den Rest ausblenden.

O|N: Ist denn der Urlaub für Montag schon eingetragen?

Dimmerling (lacht): Nein. Ein paar Jungs hatten das letzte Woche gemacht, der Urlaub wurde dann Sonntagfrüh schnell wieder storniert. Wir wollen uns erstmal nur aufs sportliche Konzentrieren und uns mit dem Rest nicht beschäftigen. Mit der Meisterschaft und der Party beschäftigen wir uns dann, wenn es so weit ist. 

O|N: Benedikt Dimmerling, vielen Dank für das Gespräch. (fh)+++

OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch - weitere Artikel

↓↓ alle 88 Artikel anzeigen ↓↓

X