OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (58)

Niklas Breunung: "Kurzfristig will ich mein Spieler-Dasein genießen"

Niklas Breunung war zu Gast in der O|N-Redaktion
Fotos: Marius Auth

08.06.2023 / FULDA - Für Niklas Breunung schloss sich am Wochenende ein Kreis. Im vorletzten Spiel der vergangenen Saison, als die SG Bronnzell die Meisterschaft in der Gruppenliga klarmachte, riss er sich das Kreuzband. Ziemlich genau ein Jahr später feierte er sein unerwartetes Comeback. Und wieder gab es etwas zu feiern. Bronnzell sicherte sich am Samstag im letzten Saisonspiel die Teilnahme an der Relegation zur Hessenliga. Im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch sagt er, wie es zu seiner Rückkehr auf den Platz kam, spricht über die erstaunliche Entwicklung in der Heppeau, den kommenden Gegner Bornheim und über eine mögliche Trainerkarriere.


Im Osthessen|News-Sportgespräch lassen wir immer Menschen aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte. Heute folgt Teil 58 der Serie.

O|N: Niklas, zuerst die Frage: Wie geht es dem Knie nach deinem Comeback? 

Niklas Breunung: Soweit gut. Ich habe mich schon noch ein bisschen in den Zweikämpfen zurückgehalten, wenn ich dachte, es könnte kritisch werden. Da wägt man einfach noch ein bisschen ab. Das Knie zeigt jetzt keine größere Reaktion. Ich habe mich zur Halbzeit dann auch auswechseln lassen, da wir 2:0 geführt haben, konnte ich da einigermaßen beruhigt vom Platz. Man muss es ja auch nicht gleich überstrapazieren. Ich bin aber froh, dass es so gut geklappt hat, gerade mit der Historie im letzten Jahr. 

O|N: Du hast dir vor ziemlich genau einem Jahr in dem Spiel, in dem ihr die Gruppenliga-Meisterschaft klargemacht habt, das Kreuzband gerissen. Hast du damals gleich gemerkt, dass es was Schlimmeres ist? 

Breunung: Ja, aber das will man in dem Moment ja nicht wahrhaben. Ich habe auch geschrien und das mache ich eigentlich nie (lacht). Als ich dann in der ersten Halbzeit ausgewechselt wurde, war ich erstmal am Boden zerstört, habe dann aber versucht, die Jungs von außen zu unterstützen. Wir mussten das Spiel ja noch gewinnen. Nach dem Spiel habe ich mir das Knie tapen lassen, um ein bisschen mitfeiern zu können. So etwas lässt man sich als Fußballer dann nicht entgehen (lacht).

O|N: Was für ein Gefühl war es dann jetzt ein Jahr später wieder auf den Platz zurückkehren zu können?

Breunung: Es war ein mega cooles Gefühl. Als ich mit der Tasche aus dem Haus bin, kamen die Erinnerungen wieder hoch. Wir hatten damals eine überragende Saison gespielt, mit der Krönung der Meisterschaft, auch wenn das Spiel bittersüß für mich war. 

O|N: Grund für deinen überraschenden Einsatz waren die Sperren von Marco Weiss und Kevin Hohmann

Breunung: Genau. Und dann hatte sich auch noch Jordan Kern als potenzieller Sechser verletzt abgemeldet. So war dann ziemlich Not am Mann. Leonie und Michi Franz, meine Physios, die sich das Knie letzte Woche noch mal angeschaut haben und denen ich sehr dankbar bin, meinten, dass der Kopf mitspielen muss. Ich habe dann beim Aufwärmen geschaut, ob es Sinn macht und hatte zum Glück ein gutes Gefühl. 

O|N: Jetzt war das ja auch nicht das unwichtigste Spiel der Saison. Es ging ja um die Aufstiegsrelegation. Warst du nervöser als sonst? 

Breunung: Mit dem Hintergrund der Verletzung macht man sich natürlich so seine Gedanken. Zumal es für den Gegner auch noch um alles ging. Da ist die Wahrscheinlichkeit, dass es auch mal härter zur Sache geht, natürlich größer als in einem Spiel, in dem es um nichts mehr geht. Das hat man schon im Kopf. Auf der anderen Seite hätte ich in einem bedeutungslosen Spiel gar nicht gespielt, da wäre mir das Risiko zu groß gewesen. Von daher war das Spiel eher noch mal eine Motivationsspritze. 

O|N: Weißt du denn schon, wie deine Rolle in den Relegationsspielen aussehen wird? 

Breunung: Da muss man mal sehen, wir haben ja ein paar angeschlagene Spieler. Ich bin auf jeden Fall beim Spiel dabei. Egal, ob als Spieler oder als Funktionär oder Fan. In der Startelf werde ich aber nicht stehen, das ist klar. 

O|N: Wie schwer ist es dir gefallen, jetzt ein Jahr nur zuschauen zu können? 

Breunung: Ich habe ja schon mal Verbandsliga gespielt, aber natürlich ist das mit Bronnzell noch mal was Besonderes. Für den Verein war es eine historische Saison, da ist es schon schade, wenn man nur von außen zuschaut. Ich habe dann trotzdem versucht, bei den Jungs zu sein, habe unseren Trainer hier und da unterstützt, einfach um meinen Beitrag zu leisten. Ursprünglich wollte ich dann im Winter wieder einsteigen, da aber absehbar war, dass es beruflich für mich noch mal ins Ausland geht, habe ich nichts überstürzt. 

O|N: Während deiner Verletzung hast du auch Stefan Dresel schon einmal als Trainer vertreten. Ist der Trainerjob etwas, was du dir mal vorstellen kannst? 

Breunung: Perspektivisch bestimmt. Es ist ganz spannend, wenn man merkt, was es bedeutet, der Entscheider zu sein und alle Mann bei Laune halten zu müssen. Das ist nicht immer einfach. Kurzfristig will ich aber erstmal mein Spieler-Dasein genießen. 
 
O|N: Lass uns mal auf die Entwicklung bei der SG Bronnzell schauen. Als du kamst, ist die Mannschaft gerade sechster in der Gruppenliga geworden. Zwei Jahre später winkt der Sprung in die Hessenliga. Wie ist das zu erklären? 

Breunung: Ich kenne Bronnzell schon lange. Als ich in der A-Jugend war, und das erste Mal für die Senioren gespielt habe, war das noch in der A-Liga. Bevor ich 2021 zurückkam, kamen mit Jan-Niklas Jordan, Marek Weber, Maximilian Balzer und Kevin Hohmann ja schon jede Menge gute Jungs von der Barockstadt, die alle mal in Bronnzell in der Jugend gespielt hatten. Damals waren wir schon eine etablierte Gruppenliga-Mannschaft. Als ich dann kam, war mein Ziel schon, um den Aufstieg mitzuspielen. Dass wir dieses Jahr jetzt sogar in der Verbandsliga Zweiter werden, ist aber eine Sensation. 

O|N: Du hast die vielen Rückkehrer, die alle schon in der Jugend sehr erfolgreich für Bronnzell gespielt haben, schon angesprochen. Wieso zieht es euch alle wieder zurück in die Heppeau? 

Breunung: Sicherlich ist da einmal das familiäre, das man aus der Jugend schon kennt. Die Menschen, die heute in der Verantwortung stehen, kenne ich alle gefühlt schon seit ich nach Bronnzell kam. Und das war mit 13 in der C-Jugend. Wir haben hier nicht die größten Mittel und die besten Trainingsbedingungen, aber dafür eine super Kameradschaft, einen tollen Zusammenhalt und wir packen alle zusammen an. Miteinander Spaß am Fußball haben, steht hier einfach im Vordergrund. Zudem können wir hier noch erfolgreich Fußball spielen. Dieses Gesamtpaket hat es für mich und scheinbar auch für die anderen so attraktiv gemacht. 

O|N: Dann lass uns noch mal auf euren kommenden Gegner schauen. Es geht gegen Grün-Weiß Bornheim. Was kommt da auf euch zu? 

Breunung: Wir wissen, dass wir auf jeden Fall auf Kunstrasen spielen werden. Wer Favorit und wer Underdog ist, lässt sich schwer sagen, es wird auch auf die Tagesform ankommen. Wir gehen in dieses Spiel mit Respekt, aber auch viel Vorfreude, weil wir nichts zu verlieren haben. Wir wollen mit einem guten Ergebnis nach Hause kommen und im Rückspiel vor einer hoffentlich tollen Kulisse schauen wir dann mal, wozu es letztlich reicht. 

O|N: Dein Tipp zum Abschluss: Bestreitest du die Vorbereitung zur kommenden Saison als Verbandsliga- oder Hessenligaspieler? 

Breunung: Auf jeden Fall als Spieler von Bronnzell (lacht). Ich will einfach wieder mit den Jungs auf dem Platz stehen. In welcher Liga das dann ist, ist erstmal zweitrangig. Beide Ligen sind sehr attraktiv, aber ich hoffe natürlich, dass uns der Aufstieg gelingt.  

O|N: Niklas, vielen Dank für das Gespräch. (fh)+++








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