O|N-SPORTGESPRÄCH (40)
ReserveCup: Am Samstag gibt's erstmals Spiele und Hintergrund im Live-Stream
Fotos: Gerhard Manns
25.01.2023 / HOHENRODA -
Wieder findet die Verabredung in den Bad Hersfelder Redaktionsräumen von OSTHESSEN|NEWS statt. Thema: der ReserveCup im Hallenfußball - der TSV Ransbach richtet ihn traditionell aus. Die Enthaltsamkeit dauerte coronabedingt zwei Jahre, an diesem Wochenende findet an drei Tagen - Freitag, Samstag und Sonntag - die Vorrunde der 29. Auflage statt. Im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch zu Gast: Ralf Burghardt, 1. Vorsitzender des Gastgebers und Spieler der ersten Stunde, Andreas Bittorf, Leiter des Spielbetriebs - Thorsten Burghardt, Bittorfs Vorgänger und "Herr der Zahlen und Statistiken", fehlte krankheitsbedingt, war aber allgegenwärtig.
Im O|N-Sportgespräch lassen wir immer Menschen aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte. Heute folgt Teil 40 der Serie.
O|N: Wie fühlt es sich an nach der langen Pause, dass ab Freitagabend wieder ReserveCup ist?
Andi Bittorf: Spätestens als du die ersten Betreuer der Mannschaften an der Strippe hattest, hast du gemerkt: Du hast es mit alten Bekannten zu tun. Du freust dich.
Bittorf: Ende November hatte ich schon 33 der 40 Mannschaften zusammen - Mitte Dezember konnten wir dann alles veröffentlichen. Normalerweise fange ich immer nach der Ransbacher Kirmes damit an - am ersten Wochenende im Oktober.
Was verbindet ihr mit dem ReserveCup?
Burghardt: Stimmung. Emotion. Die sinnhaften Gespräche, die du am Rande führen kannst. Und wichtig ist, dass sich unsere Mannschaft als Verein präsentiert.
Bittorf: Das zwischenmenschliche Verhalten. Viele Betreuer sind richtige Kumpels von mir geworden. So hat beispielsweise Marco Jung von der SG Hülsa/Schwarzenborn im Knüll sich nach dem Termin erkundigt - um zu erfahren, wann er seinen Skiurlaub buchen kann. Vor Jahren hat er den wegen des ReserveCups schon mal verlegt.
Was heißt ReserveCup für euch?
Bittorf: In der Organisation und Vorbereitung überlassen wir nichts dem Zufall. Wen muss ich kontaktieren? Erst kommt die Arbeit, dann das Vergnügen. Der Rest ist ein Selbstläufer ...
Burghardt: ... Weil unser Team eingespielt ist
Der ReserveCup bietet immer wieder Historisches. In diesem Jahr gibt es einen Beitrag im Livestream?
Burghardt: Ja, am Samstagnachmittag bei den Spielen der Gruppe E, ab 17.20 Uhr. Da gibt es einen Live-Stream, der auf den Online-Kanälen des Hessischen Fußballverbandes zu sehen ist. Ein fünf- bis zehnminütiger Highlight-Bericht. Mit Spielszenen, Interviews mit Trainern und Hintergründigem. Das Video ist im Nachgang bei youtube zu finden.
Was macht die Veranstaltung so attraktiv?
Burghardt: Dieser - ich will nicht sagen schmale Grat - aber dieses Bewusstsein, auch für uns als Veranstalter, diesen Weg einzuhalten zwischen Stimmung und Fußball-Party.
Bittorf: Dass es in dieser Größenordnung so etwas nirgends gibt. Nirgends.
Burghardt: Ja, klar. Wenn die Philippsthaler mit 50 Mann hinter ihrer Mannschaft stehen. Auch Heimboldshausen und Sorga reihen sich da ein. Oder als die Ufhäuser Fans Konfetti geworfen haben. Oder mit einer Kapelle angerückt waren.
Bittorf: Die Teams kämpfen einfach, als ob es um die WM geht.
Den ReserveCup gibt es seit 1993. Hättet ihr in den ersten Jahren gedacht, dass er so durch die Decke geht?
Burghardt: Das war immer ein gesetzter Termin. Man hat sich halt drauf gefreut. Fast wie auf Heiligabend. Dass es sich dermaßen entwickelt hat, liegt nicht nur an uns. Sondern an den Vereinen, die den ReserveCup so beleben.
Bittorf: Er war schon immer attraktiv. Aber es ist mehr geworden.
Zum Spielbetrieb. Woraus besteht deine Arbeit, Andi? Was ist das Spezielle?
Bittorf: Meine Aufgabe ist es, die 40 Mannschaften zum Spielbetrieb zu bekommen - und dass die Planung für die Regie stimmt. Die Zeit wird gemessen, Tore werden notiert - und so manches mehr. Drei Personen sind immer in der Regie oberhalb des Spielfeldes.
Der ReserveCup ist zu einer Heimat, zu einer Art Familie geworden. Wie beschreibt ihr dieses Gefühl?
Bittorf: Das spürt man, wenn wir vom gesamten Orga-Team zusammen sitzen nach den Spielen.
Burghardt: Bei der Manöver-Kritik am Ende jedes Abends.
Burghardt: Zwei Dinge. Als wir mit den Alten Herren des TSV Ransbach eine Vertretung des SV Steinbach in die Knie gezwungen haben. Oder als wir - ich war gerade aus dem Ski-Urlaub gekommen und musste ins Tor - Hünfelds Zweite geschlagen haben.
Bittorf: Das, ich nenne es so, Dreigestirn Philippsthal, Sorga/Kathus - und Hohenroda. Da geht es ums Prestige. Da ist Elan dahinter. Bei solchen Spielen und Derbys bin ich genauso dabei wie die Spieler selbst.
Thorsten Burghardt: Das Gefühl, den ReserveCup zu gewinnen. Das haben wir 1994 im zweiten Turnier der Veranstaltung geschafft. Ich hatte kurz vor Schluss das 2:0 auf dem Fuß.
Es gibt Mannschaften, die nicht wegzudenken sind vom ReserveCup. Hülsa, Mernes oder Ufhausen. Diese Verbindungen stehen. Was macht sie aus?
Bittorf: Wenn die Mannschaften auf dich zukommen, dann fühlst du dich gut und du weißt, dass du alles richtig gemacht hast. Ich möchte keine missen. Es entstehen echte Freundschaften. Da einzelne rauszupicken, ist aber schwer.
]Burghardt: Dass der ReserveCup für uns im Mittelpunkt unserer sportlichen Aktivitäten steht. Du fieberst ihm entgegen. Wir trainieren regelmäßig dafür. Er motiviert uns.
Du bist als renommierter Fußballer bekannt - und spielst seit eh und je mit. Wie sind eure Aussichten in diesem Jahr?
Burghardt: Dieses Mal kommt unser Team etwas überaltert daher, wir haben nicht so ganz unsere gewünschte Besetzung. So müssen wir Martin Erbe und Andre Stenda in die Zweite abgeben. Ich persönlich muss wieder ins Tor. Innerlich wehre ich mich dagegen, ich würde lieber draußen im Feld spielen. Dennoch wollen wir die Zwischenrunde erreichen.
Bittorf: Für uns ist es etwas Besonderes, wenn die Alten Herren spielen. Wir haben uns immer auf ihre Auftritte gefreut.
Die Bedeutung des ReserveCup geht weit über das Sportliche hinaus. Er ist doch ein Schaufenster für die Gemeinde - oder?
Bittorf: Er ist ein absolutes Aushängeschild für Ransbach und Hohenroda. Beste Werbung.
Burghardt: Der Cup hat eine gesellschaftliche und kulturelle Bedeutung. Er ist im Ransbacher Jahres-Kalender zu einem festen Bestandteil geworden. Wie eine Kirmes. Und das wollen wir als Gastgeber repräsentieren. Es geht über die Kreisgrenzen hinaus. Wir hoffen, dass wir vermehrt in den Altkreis Hünfeld, vielleicht auch nach Fulda, hineinkommen und dort Leute erreichen.
Bittorf: Ja, das ist Zufall. Jeder will es. Umso kurioser ist es, dass es noch nie passiert ist. Aber es spricht für die Attraktivität.
Das Format, dass 40 Mannschaften teilnehmen, hat sich bewährt. Warum?
Thorsten Burghardt: Der Wettbewerb wird seit 20 Jahren mit 40 Mannschaften an zwei Wochenenden in einem kompakteren Ablauf durchgeführt.
Bittorf: So kommen wir mit dem Wochenende super hin. Seitdem ich das mache, seit 2012, spielen wir immer mit 40.
Den Reiz des ReserveCups macht auch aus, dass so viele Tore fallen ...
Burghardt: Tore sind immer das Salz in der Suppe. Dass wir nicht nach Futsal-Regeln spielen, auch.
Bittorf: Beim letzten Mal in 2020 fielen 506 Tore. Insgesamt stehen wir jetzt bei 14.445. Dass pro Jahr 500 Tore fallen, ist eine gute Marke. Ein guter Richtwert.
Burghardt: Bei einem Schnitt von fünf Toren pro Spiel könnte in diesem Jahr bereits das 15.000ste Tor fallen.
Der Freitagabend hat sich als Eröffnungsabend zu einer Attraktion entwickelt. Warum ist das so?
Bittorf: In erster Linie: Wir treffen da immer die gleichen Gesichter - weil ich auch Wünsche berücksichtigen muss. Und am Freitagabend wollen viele Vereine spielen. Weil wir bis nach Mitternacht in zwei sehr starken Gruppen spielen und es deshalb etwas Besonderes ist. Du kannst ja am Freitagabend irgendwo hingehen und etwas erleben wollen - und das kannst du in der Sporthalle Hohenroda in Ransbach tun.
Vielen Dank für das Gespräch. (wk)+++
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