OSTHESSEN/NEWS-Sportgespräch (11)

Matthias Weber: Niemand ist sich bei uns zu schade, ein Würstchen zu grillen

Kam wie immer auf den Punkt: Matthias Weber, sportlicher Leiter der SG Bronnzell
Fotos: Marius Auth

27.07.2022 / FULDA - Matthias Weber geht getrost als Urgestein der SG Viktoria Bronnzell durch. Derzeit ist er Sportlicher Leiter der Fußballer, die soeben in die Verbandsliga aufgestiegen sind. Damit erlebt nicht nur, sondern macht der gesamte Verein eine neue Erfahrung. Ehe die neue Saison mit dem Heimspiel gegen den SC Willingen am 7. August beginnt, nahm der 56-Jährige am OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch teil. Er sprach über das Gesicht seines Vereins, was diesen künftig erwartet in neuer Umgebung, wer die Würstchen grillt - und vieles mehr. 


Im O|N-Sportgespräch lassen wir immer mittwochs Sportler aus verschiedenen Sportarten aus der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte, losgelöst vom aktuellen Tagesgeschehen. Heute folgt Teil elf der Serie. 


O|N: Herr Weber, am Mittwochabend müsste doch die Heppeau im Pokal-Endspiel aus allen Nähten platzen, oder?


Matthias Weber: Auf jeden Fall ist es ein Riesen-Erfolg für den Verein in seiner ganzen Historie. Gegen so einen Gegner wie die SG Barockstadt haben wir in einem Pflichtspiel noch nie gespielt.

Die SG Viktoria war ja schon mal nah dran, in die Verbandsliga aufzusteigen. Wie war das?

Weber: Ja, das erste Mal sind wir 2016 gescheitert. Im letzten unserer drei Spiele hätten wir uns bei Bosporus Kassel eine 0:1-Niederlage leisten können, haben aber mit 0:5 auf die Ohren bekommen. Und das Beste: Wir sind daheim empfangen worden, als hätten wir die Meisterschaft gewonnen. 

Sind die Situationen von damals und die heutige, als ihr es ja geschafft habt, vergleichbar?

Weber: Das ist schwierig. In unserer letztjährigen Meister-Saison waren wir ja von Anfang an der Gejagte in der Gruppenliga - damals aber waren wir nicht so der Favorit. Nachdem wir 2014 sind wir in die Gruppenliga aufgestiegen waren, sind wir zwei Jahre später bis in die Relegation durchmarschiert. Stefan Dresel hat uns da trainiert. Er blieb vier Jahre - jetzt ist er wieder da.

Der Aufstieg in die Verbandsliga ist der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Was kommt jetzt auf euch zu? 

Weber: Wir hatten lange gesagt, dass die Gruppenliga das Ende der Fahnenstange ist. Es gab vor einigen Jahren nur wenige Derbys. Da war nicht viel los. Das hat sich jetzt geändert. Wenn ich nur an die Spiele gegen Johannesberg oder Eichenzell denke. Nur zwei Kilometer entfernt. Das sind ganz besondere Spiele.

Und vom Organisatorischen her?

Weber: Ich weiß nicht, ob der Aufwand so viel größer wird. Derbys mit großen Zuschauerzahlen hatten wir schon immer. Zum Beispiel gegen Borussia Fulda, als an einem Freitagabend mal 1.200 zu Gast waren. Oder als unsere B-Jugend 2014 um den Aufstieg in die Bundesliga gegen den 1. FC Kaiserslautern spielte - vor 4.000 Zuschauern. Die weiten Fahrten sind für uns als Verein Neuland.

Nochmals zur vergangenen Meister-Serie. Was hat die Mannschaft ausgezeichnet, was macht sie aus?

Weber: Die Mannschaft hat gelebt. Auf dem Platz und außerhalb. Es war eine starke Einheit. Wir hatten nicht die besten Voraussetzungen, haben aber - und das hat uns stark gemacht - permanent Rückstände aufgeholt. Und wurden am Ende dafür belohnt. Die Geschlossenheit war hervorragend. Alle haben sich untergeordnet.

Angenommen, ein Fremder wüsste nichts über die Viktoria. Wie würden Sie Verein und Mannschaft beschreiben?

Weber: Wir sind ein sehr familiär geführter Sportverein. Ehrlich und authentisch. Unser 1. Vorsitzender Martin Böhne ist bei jeder Spielersitzung dabei, auch der 2. Vorsitzende Tobias Weber ist sehr nah dran an der Mannschaft. Sie sind immer greifbar für das Team - und sich nicht zu schade, auch einmal ein Würstchen zu grillen oder zu kassieren. Das gilt auch für den Gesamtvorstand. Auch unser Stadionsprecher Rüdiger Spiegel ist mittlerweile recht bekannt.

Gibt es so etwas wie eine Philosophie oder Seele des Vereins?

Weber: Einen Charakter vielleicht. Wenn wir Neuzugänge holen, mache ich das mit unserem Trainer Stefan Dresel zusammen. Uns ist sehr wichtig, dass die Spieler zu uns passen. Zur Philosophie: Nichts ist so gut, dass man es nicht besser machen kann. Das ist ein Motto von mir. Sich nicht auf etwas auszuruhen, eine Mannschaft mit Weitblick aufzubauen. Auch die Altersstruktur muss stimmen. 

Zur neuen Serie: Ihr habt euch super verstärkt. Mit sieben Neuen: Julian Pecks, Franz Ruppel, Christoph Sternstein, Philipp Pfeiffer, Dejan Milenkovski, Jordan Kern, Niklas Schneider und Torwart Niklas Hofacker. Das dürfte reichen, um in der Verbandsliga zu bestehen - oder?

Weber: Ja, aber für uns kann das Ziel nur Klassenerhalt lauten. Wir wollen aber auch nicht von einem Abenteuer reden. Dabei aber schon unsere 40 Punkte so schnell wie möglich holen. Und viele unserer Neuzugänge haben ja auch eine Bronnzeller Vergangenheit - ob Jordan Kern, Julian Pecks, Christoph Sternstein oder Franz Ruppel. Stallgeruch, wie man so schön sagt.

Der SC Willingen ist der erste Gegner. Ist das Auftaktprogramm okay?

Weber: Ich weiß nicht, wie das jetzt zu beurteilen ist. Nach Willingen müssen wir nach Lichtenau, ehe an einem Mittwoch das Derby gegen Hünfeld ansteht. Dann haben wir spielfrei.

Ist es falsch, Sie und ihren Bruder Jürgen als ein, wenn nicht das Gesicht der SG Viktoria Bronnzell zu bezeichnen?

Weber: Na ja. Wir sind doch in verschiedenen Richtungen unterwegs. Ich war Jugendleiter des Vereins - in einer Zeit, als unsere C-, B- und A-Junioren in der Hessenliga spielten. Als eigenständiger Verein. 2010 war das. Jürgen hat die Jahrgänge 1994 bis 1996 trainiert und betreut. Von den Bambini an - bis hin zum Aufstiegsspiel gegen Kaiserslautern im Jahre 2014. 

Herr Weber, vielen Dank für das Gespräch.

Matthias Weber ist 56 Jahre alt, trat 1972 in die SG Bronnzell ein - und spielte zeitlebens für die Viktoria. Er durchlief die gesamte Jugendzeit und war später vier Jahre Jugendbetreuer. Auch zwei Jahre Spielertrainer der ersten Mannschaft - im Hintergrund aber immer schon für den Vorstand. Seit 2002 ist Matthias Weber offiziell im Vorstand tätig. Auch sein Sohn Marek (28) ist ein bekannter Kicker der SG, Mareks Schwester heißt Kim-Christin. Jürgens Söhne heißen Marian (27) und Roman (23). Beide schließen sich jetzt dem Nachbarn Edelzell/Engelhelms an. (Walter Kell) +++

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