OsthessenNews

Sport-Student, Trainer und Influencer

"Ich war dieser kleine, dünne Junge": Die Wandlung des Ryan J. Ullrich (21)

Ryan Jay Ullrich stammt aus Machtlos (Breitenbach am Herzberg), ist aktuell Sportstudent, Fitness-Influencer und Assistenztrainer bei der U16 der Frankfurt Sykliners Ryan Jay Ullrich stammt aus Machtlos (Breitenbach am Herzberg), ist aktuell Sportstudent, Fitness-Influencer und Assistenztrainer bei der U16 der Frankfurt Sykliners
Fotos: Moritz Rös

09.04.2025 / BREITENBACH/H. - Mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht öffnet Ryan J. Ullrich die Türe zum Heartbeat Fitness-Studio in Niederaula. "Grüß Dich, Ryan", rufen zwei Jungs, die gerade trainieren. Es ist Freitagmittag und richtig Betrieb im Studio. Sport, Fitness, Motivation - das sind die Kernthemen des 21-jährigen Sportstudenten.



Deshalb haben wir uns diese Location für unser Sportgespräch ausgesucht. Es geht dieses Mal um einen jungen Mann aus dem beschaulichen Machtlos am Fuße des Rimbergs in der Gemeinde Breitenbach am Herzberg (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) gelegen.

In der Region sind die drei Ullrich-Brüder - neben Ryan Jay, die Fußballer Rayven Jarell (16) und Reiley Jonald (18, beide JFV Aulatal) und deren von den Philippien stammenden Eltern bestens bekannt. Ihre freundliche, fröhliche und offene Art hebt sich so wohltuend von der oftmals typisch deutschen Sturheit ab. Mittlerweile lebt Ryan Jay im Rhein-Main-Gebiet, studiert dort Sportwissenschaften. "Ich bin an der Deutschen Hochschule für Gesundheit und Sport mit ihrem Hauptsitz in Berlin. Eigentlich wollte ich in Frankfurt studieren, aber dadurch, dass das zu dem Zeitpunkt das erste Jahr für diesen Standpunkt war, waren es nicht genug Bewerber. Also war ich dazu gezwungen, nach Stuttgart zu transferieren. Da muss ich einmal im Monat hin für Präsenztage", sagt Ullrich.

Die Möglichkeit, das Studium größtenteils online durchziehen zu können, hat für ihn Vorteile. So kann er sich seinen weiteren Jobs widmen. Dazu gehört in erster Linie seine Position als Assistenztrainer bei den U16 der Frankfurt Skyliners. Basketball liegt sozusagen in den Genen der Ullrichs. Seine Mutter spielte, sein Vater hat auf den Philippinen im College gespielt und sein Onkel Alai Barite ist die Institution des Basketballs beim TV Hersfeld. Dort hat Ryan Jay ebenfalls gespielt.

Als Spieler hat es für den höherklassigen Bereich nicht ganz gereicht, wie Ullrich selbst sagt. Er hatte mal ein Probetraining bei den U19 der Skyliners. Hat nicht geklappt. Dafür baut er sich gerade eine Karriere im Trainergeschäft auf. Ausgerechnet bei eben jenem Nachwuchs des Basketball-Bundesligisten aus Frankfurt am Main. Doch welche Aufgaben hat er als Assistenztrainer zu bewältigen?

"Die Juniorenbasketball-Bundesliga kann man so ein bisschen mit den Nachwuchsleistungszentren im Fußball vergleichen. Einige meiner Spieler gehören zu den besten Spielern Deutschlands. Und ich bin tatsächlich auch in dieser Co-Trainer-Rolle, so wie man es auch klassisch aus dem Fußball kennt. Ich bin unter anderem für das Stretching verantwortlich und in der Rolle des Mentors. Im Taktischen muss ich zugeben, da bin ich jetzt nicht der große Ansprechmann. Da habe ich nicht so einen großen Einfluss darauf. Aber wenn es um individuelle, psychologische Sachen geht, wenn es darum geht, den Jungs einfach mal ein gutes Vorbild zu sein, zwischendurch im Training Tipps zu geben. Das ist eher meine Rolle. Also auch ein bisschen für Ordnung zu sorgen und auch selber natürlich zu lernen, weil ich das noch nicht sehr lange mache", sagt der junge Mann.

"Sehr viel Herz und Charakter"

Was für ihn einen guten Trainer ausmacht? Das Fachwissen ist für ihn Voraussetzung. "Aber auch sehr viel Herz und Charakter, tatsächlich. Weil ich persönlich finde, man kann die besten Tipps der Welt haben, aber sie müssen auch irgendwo zu einem Spieler passen. Es gibt immer die Wissenschaft, aber es gibt auch den Individualfaktor. Meiner Meinung nach, kann ich nicht jeden Spieler gleich trainieren, weil sie auch nicht die gleichen Probleme haben", sagt Ullrich.

"Für die Jungs da zu sein, wenn es ihnen mal nicht gut geht"

Es passt zu seinem Auftreten: "Ich meine, wir kennen es ja alle. Mal ist da eine Prüfungsphase, mal hat der Papa Geburtstag oder mal ist jemand verstorben. Und da ist es ganz wichtig, offen in der Kommunikation mit diesen Spielern zu sein. Jetzt nicht natürlich so nach ganz alter Schule zu sagen, ja, das musst Du jetzt beiseiteschieben. Was zwar vielleicht im Spiel eine Rolle spielt. Ja, dass das in dem Moment jetzt gerade im Spiel keine Rolle spielt. Aber abseits davon, im Training, für seine Karriere als Menschen, dass er diese Emotionen definitiv zeigen darf. Das ist auch ein bisschen auch mein Job als Co-Trainer, auch für diese Jungs da zu sein, wenn es denen eben mal nicht gut geht."

Die Jungs sind alle Jahrgang 2010 und die meisten kommen aus der Region. "Sie sind bissig, sehr, sehr bissig. Sie sind alle verdammt ambitioniert, nehmen das Ganze auch sehr, sehr ernst. Es sind noch Kinder, das ist ganz wichtig zu verstehen. Aber man merkt es denen an, vor allem, weil sie jetzt quasi in dieser Position sind, die Chance zu haben, Profi zu werden. Dementsprechend nehmen sie das auch tatsächlich ernst", sagt der junge Osthesse. Für Ullrich ist die Aufgabe beim Basketball-Nachwuchs ganz offensichtlich maßgeschneidert, um Erfahrungen zu sammeln, um sich persönlich zu entwickeln. "Ich versuche, immer mein Bestes zu geben", sagt Ullrich.

Ein weiteres Standbein baut sich der 21-jährige Sportstudent in den sozialen Medien auf. "Ehrlicherweise hat das als ein kleiner Gag angefangen. Ich wollte ein bisschen für mich selbst dokumentieren, wie mein persönlicher Fortschritt wird. Ich hätte nie gedacht, dass ich dann auch schon so früh auf dieser Ebene unterwegs bin. Das hat mehr damit angefangen, weil ich so ein bisschen präsentieren wollte, wie ich für mich selbst trainiere, wie ich arbeite. Und ich wollte mir auch ein bisschen selbst beweisen, dass all diese Trainingsmaßnahmen, die ich getroffen habe, auch irgendwo funktionierten", sagt er.

"Ich wurde in der Vergangenheit sehr stark kritisiert"

Und wie das leider oftmals so ist: "Ich wurde in der Vergangenheit sehr stark kritisiert für meine Trainingsmethoden und was ich teilweise mit mir selber anstelle. Jetzt sieht man natürlich, dass diese Kritik an dieser Position falsch war." Ullrich reflektiert ehrlich: "Weil die Person, die hier vor Dir sitzt, das ist eine ganz andere als die, die noch vor Jahren mit Kraftsport angefangen hat. Das war dieser klassische kleine dünne Junge, der selber noch nicht so ganz wusste, was er zu 100 Prozent will und nur so eine Richtung einschlagen konnte und dementsprechend daran gewachsen ist und immer besser geworden ist."

"Gnade Dir, wenn Du einen Fehler machst"

Nehmen die Leute das jetzt wahr oder wie sind so die Feedbacks? "Na klar, die Kritik ist natürlich immer noch da. Das ist natürlich klar. Und ich denke mal, das wird auch immer so bleiben. Wir sehen es auch alle im Profisport. Du wirst gefeiert, wenn Du Weltmeister wirst. Aber Gnade Dir, wenn Du einen Fehler machst. Dann hängt wieder jeder an Dir. Trotzdem aber, das Feedback ist tatsächlich auch sehr, sehr positiv. Zumindest werde ich auch täglich angeschrieben, dass ich entweder ein Vorbild bin oder dass sie Tipps von mir haben wollen. Obwohl ich in einer Position bin, in der ich nie professioneller Spieler war. Das heißt, spielerisch sind diese Personen, die mich anschreiben, meistens besser als ich, verglichen mit mir damals. Und trotzdem kommen sie zu mir und wollen von meinem Wissen profitieren. Mit dem Gedanken, dass ich vielleicht ein, zwei Dinge habe, die denen weiterhelfen können."

Selbstbewusst, fokussiert und positiv denkend: aus dem "kleinen Jungen" entwickelt sich der aufstrebende Ryan Jay Ullrich. Seine Ziele lauten jetzt erst einmal: "Ich habe nur ein Ziel vor Augen und das ist natürlich ein besserer Trainer werden und mein Studium zu beenden. Und das, wenn ich alle meine Karten richtig spiele, wird im nächsten Jahr der Fall sein."

Er wird es ganz sicher packen. Wer mehr über den Sportler, seinem Training und seinem kulinarischen Alltag erfahren möchte, ist auf seinem Instagram-Profil @ryanair.27 genau richtig. (Hans-Hubertus Braune) +++

OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch - weitere Artikel

↓↓ alle 124 Artikel anzeigen ↓↓