OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (21)

Moritz Reinhard: "Flutlichtspiele am Bieberer Berg sind immer was Besonderes"

Moritz Reinhard war zu Gast in der O|N-Redaktion
Fotos: Moritz Bindewald

29.09.2022 / FULDA - Wenn am Freitag die SG Barockstadt am Bieberer Berg auf die Offenbacher Kickers trifft, wird es für einen SGB-Akteur eine Reise in die Vergangenheit. Moritz Reinhard spielte zweieinhalb Jahre für den OFC, ehe er sich im Sommer 2021 der SG Barockstadt anschloss. Im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch spricht der 27-Jährige über seine Zeit beim DFB-Pokalsieger von 1970, die besondere Atmosphäre am Bieberer Berg und warum sich die Barockstadt dort nicht verstecken braucht. 

Im O|N-Sportgespräch lassen wir immer Sportler aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte, losgelöst vom aktuellen Tagesgeschehen. Heute folgt Teil 21 der Serie. 

O|N: Moritz, du hast zweieinhalb Jahre bei den Kickers gespielt, bist erst vergangenes Jahr zurückgewechselt. Wie eng ist denn noch der Kontakt zu deinem Ex-Verein? 



Moritz Reinhard: Es sind ja nicht mehr so viele Spieler da, die ich noch kenne. Mit Meik Vetter schreibe ich ab und an noch, aber jetzt auch nicht regelmäßig. Vor dem Spiel am Freitag halte ich mich jetzt, was das angeht, auch zurück. Der OFC ist in keiner einfachen Situation, da will ich nicht unnötig Feuer schüren.  

Du sprichst die angespannte Lage beim OFC schon an. Die Kickers stehen aktuell nur auf Platz neun. Trainer Alexander Schmidt musste bereits gehen. Wie bewertest du die Situation dort? Entsteht in solchen Situationen schnell Unruhe? 

Reinhard: Es ist natürlich ein ganz anderes Umfeld als hier. Die Fans und die Tradition lasten schon schwer auf den Schultern der Spieler. Die Mannschaft wurde neu zusammengestellt, die Euphorie war vor der Saison groß und dann verlierst du das erste Spiel und kommst in einen Negativstrudel. Das schaukelt sich dann hoch. Wenn's läuft, peitschen die Fans dich nach vorne, wenn es nicht läuft, hast du aber dennoch immer den Druck, gewinnen zu müssen. Ich habe es in meiner ersten vollen Saison selbst erlebt. Die Euphorie nach dem guten Saisonstart war riesig, nachdem wir dann ein paar Spiele verloren haben, gab es aber auch ganz schnell Gegenwind. Das ist als Spieler nicht leicht. 

Wie bewertest du deine Zeit beim OFC mit etwas Abstand? 

Reinhard: Durchweg positiv. Ich hatte ja nie daran geglaubt, dass ich da mal spielen werde. Ich weiß noch genau, wie mich nach einer Niederlage gegen Thalau Max Lesser angerufen hatte und mich zum Probetraining einladen wollte. Ich dachte erst, er verarscht mich (lacht). Es war eine absolut überragende Erfahrung, in so einem Verein mit so einer Tradition und solchen Fans spielen zu dürfen. Früher war ich als Zuschauer ab und an im Stadion und da dann selbst mal spielen zu dürfen, war ein Traum. Es war einfach ein Privileg, das zweieinhalb Jahre machen zu dürfen. Diese Zeit will ich nicht missen. 

Mal weg vom Gegner und hin zu euch. Ihr steht nach sechs ungeschlagenen Spielen plötzlich auf Platz vier der Tabelle. Was macht euch derzeit so stark? 

Reinhard: Die Grundlage ist der Zusammenhalt im Team. Egal, ob einer spielt, auf der Bank sitzt, oder es vielleicht nicht mal in den Kader geschafft hat, alle ziehen an einem Strang. Anders geht es als Aufsteiger auch nicht. Darüber hinaus haben wir überragende Kicker drin. Vor allem stehen wir defensiv aber sehr gut, lassen kaum etwas zu und können so auch mal verwalten oder auf Konter spielen. Das klappt bisher ganz gut.    

Du bist ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft, standest bis auf die Partie gegen Aalen, wo du verletzt fehltest, immer in der Startelf. Bist du mit deiner persönlichen Saison zufrieden? 

Reinhard: Nicht ganz. Vor allem gegen Trier oder auch in Kassel hatte ich einige Chancen, die ich liegen gelassen habe. Aber ansonsten kann ich mich nicht beschweren. Ich habe fast jedes Spiel gemacht und so lange die Mannschaft gewinnt, ist es auch egal, wer die Tore macht. Ich versuche einfach, meine Stärken einzubringen, das zu machen, was ich kann. Das klappt momentan ganz gut. 

Ihr betreibt auf dem Platz einen enormen Aufwand, konkurriert aber mit Mannschaften, die sich nur aufs Fußballspielen konzentrieren können, während viele von euch noch einem Beruf nachgehen. Kann man über eine ganze Saison hinweg mit solchen Mannschaften mithalten? 

Reinhard: Das ist schwer zu sagen. Es hat sicherlich beides seine Vorteile. Der Vorteil als Profi ist natürlich, dass du mehr und spezifischer trainieren kannst und jede Menge Zeit zum Regenerieren hast. Da sind wir eingeschränkt. Auf der anderen Seite haben wir den Vorteil, dass wir auch ein bisschen Ablenkung haben. Die meisten von uns gehen arbeiten oder studieren, da kann man zumindest mal acht Stunden am Tag nicht über Fußball nachdenken. Gerade in einer Situation, wie die, in der Offenbach gerade steckt, ist das ein Riesen-Vorteil. Außerdem sind wir fit und haben auch genug Alternativen, wenn mal jemand ausfällt. Ich glaube also schon, dass wir unseren Spielstil durchziehen können. 

Für viele deiner Mitspieler dürfte das Spiel gegen den OFC das Highlight der Saison werden. Was kommt da am Freitag auf euch zu? 

Reinhard: Die Stimmung, die dort herrschen wird, ist ganz schwer zu beschreiben. Wir hatten in meiner Zeit einige Flutlichtspiele und die waren alle besonders. Es war eine unglaubliche Geräuschkulisse. Es wird sehr laut werden, man wird sich nur schwer unterhalten können auf dem Platz (lacht). Wir dürfen aber nicht nervös sein, sondern so spielen wir die letzten Wochen. Wir haben keinen Druck und können die Atmosphäre genießen. 

Wird die Atmosphäre eher beflügeln oder kann sie auch einschüchternd wirken? 

Reinhard: Das kann in beide Richtungen ausschlagen. Es kommt auch immer etwas auf den einzelnen Spieler und den Spielverlauf an. 

Zum Schluss: Was ist drin am Freitag? 

Reinhard: Wir wollen natürlich nicht verlieren. Wenn wir da mit einem Unentschieden nach Hause fahren, wäre das völlig ok. In der Liga kann aber jeder jeden schlagen. Offenbach ist auch schon ein paar Mal gestrauchelt in diesem Jahr, von daher glaube ich, dass alles drin ist. 

Moritz Reinhard, vielen Dank für das Gespräch. (fh)+++





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