OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (38)

Hans Hantke: Ein Rattenschwanz von Weltstars - Kosten über 100.000 Euro

Hans Hantke, 1. Vorsitzender des Vereins Sport & Show
Fotos: Hans-Hubertus Braune

11.01.2023 / BAD HERSFELD - Wenn sich am Freitagabend der Vorhang hebt zur Auftakt-Vorstellung von Sport & Show, stehen fast 150 Sportler und Sportlerinnen im Rampenlicht. Einer befindet sich im Hintergrund, der in fast 50 Jahren der Veranstaltung internationalen Formats seinen Stempel aufdrückte: Hans Hantke. Im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch, das wir in unserem Hersfelder Büro abhielten, äußert er sich zu seiner nach wie vor vorhandenen Anspannung, zur Vielfalt des Programms und seinen zig Höhepunkten, zum neuen Moderatorenteam, den umfangreichen Kosten und manchem mehr.


Im O|N-Sportgespräch lassen wir immer Menschen aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte. Heute folgt Teil 38 der Serie.

O|N: Der Countdown zur Show läuft. Sind Sie nach so vielen Jahren noch angespannt?

Hantke: Ja. Ohne die geht es nicht. Die Anspannung steigt von Tag zu Tag. Weil es noch so viele Details zu klären gibt. Jetzt geht es ans Eingemachte. 

Was ist alles zu tun?

Hantke: Die Halle ist zu präparieren. Und die ganze Technik. Die Werbeschilder der Sponsoren sind aufzuhängen. Am Mittwoch werden Licht und Ton installiert von einer Firma aus Bayern. Das ist das Wichtigste der gesamten Show. Ohne Licht läuft gar nichts.

Worauf darf sich der Zuschauer freuen? Welche Höhepunkte gibt es?

Hantke: Ich rede nicht gern von Höhepunkten. Das gesamte Programm ist sehr ausgewogen. Es gibt große Gruppen. Kleine Gruppen. Profis. Die Heimischen. Die Auswärtigen. Das macht das Programm aus. Es ist durchgängig ein sehr ansprechendes Niveau.

Wer tritt von heimischen Startern auf?

Hantke: Wir haben nie vergessen, Gruppen oder Leuten aus dem heimischen Raum eine Plattform zu bieten. Die TG Lispenhausen mit ihrer Sportakrobatik ist wieder dabei. Oder die Rope Skippers aus Melsungen. Der Spielmanns- und Fanfarenzug aus Rückers. Oder die Streetdance-Gruppe tpcCrew aus Fulda. Sie gehören allesamt dazu und stehen für hohes Niveau. Sport & Show ist keine reine Sportveranstaltung. Sport wird eigentlich nur showmäßig dargeboten. Sport ist im Laufe der Entwicklung der Show nur ein kleiner Teil geworden.

Wie viele Sportler, wie viele Gruppen treten insgesamt auf?

Hantke: Weit über 100, eher 150 bis 200 Akteure. Allein die Green Spirits aus Oldenburg kommen mit fast 50, die dänische Gruppe (Danish Tumblers) mit 30.

Was können Sie versprechen?

Hantke: Einen hochklassigen bunten Mix. Wir bieten aus verschiedenen Bereichen etwas an. Wir versuchen seit Jahren, die Kinder und Jugendlichen zu erreichen. Das ist mit ein Hintergedanke, die Leute zu animieren. Und die sind - die Sportakrobatik des SC Lispenhausen dient hier als Beispiel - ganz begeistert. Unser Auftrag ist also auch ein bisschen pädagogisch. 

Zum Kostensektor. Wie bewerkstelligt der Verein, dessen 1. Vorsitzender Sie ja sind, das?

Hantke: Da sind Gagen für die Künstler, Fahrtkosten, Übernachtungen und Verpflegung zu zahlen. Darunter fallen ungefähr 1.600 Essen. Den größten finanziellen Teil macht jedoch die Licht- und Tontechnik aus. Doch es fallen noch so viele kleinere Kosten an. Auch die GEMA will einen satten fünfstelligen Betrag haben. Versicherungen kommen hinzu. Die gesamte Show kostet über 100.000 Euro. Da wir keine öffentliche Unterstützung genießen, müssen wir sehen, wie wir uns finanzieren. Nämlich ausschließlich durch Zuschauer-Einnahmen und Sponsoren-Gelder.

Warum kommt Sport & Show eigentlich nicht in den Genuss öffentlicher Unterstützung?

Hantke: Sagen wir es so: Wenn wir einem Verband beitreten könnten, hätten wir Vorteile.

Sport & Show hat sich immer durch seine Vielfalt ausgezeichnet. Irgendwie ähnelt das Programm einem Zaubertrank. Wie schaffen Sie es, das immer wieder so hinzukriegen?

Hantke: Es ist heute einfacher, an die Leute, die bei uns auftreten, heranzukommen als früher. Es gibt Internet. Früher musstest du das alles per Telefon und schriftlich machen. Damals war es gut, dass die Firma riegel mit im Boot war. Sie konnte, nicht zuletzt durch ihren Abteilungsleiter Bernd Budzik, gute Kontakte zu Sportlern und Sportarten herstellen. 

Welche Sportler sind denn schon aufgetreten bei Sport & Show - oder der früheren Sportpresseschau?

Hantke: Klaus Wolfermann, Olympiasieger im Speerwurf. Hochspringer Carlo Thränhardt. 800-Meter-Olympiasieger John Akii-Bua aus Kenia, Hochsprung-Olympiasiegerin Ulrike Meyfarth oder Turner Eberhard Gienger. Ein Rattenschanz absoluter Weltstars. Oder René Weller. Gegen den habe ich selbst ein bisschen geboxt, weil keiner der Zuschauer wollte ...

Welcher Fußballer hat damals in Hohenroda gekickt?

Hantke: Uwe Seeler, Wolfgang Overath, Rudi Kargus, Fred Bockholt oder Bernard Dietz. Fritz Walter war da, auch wenn er nicht gespielt hat. Das ist aber nicht alles ... Wenn ich durch alte Programmhefte gucke, sehe ich: Der war ja auch schon da.

Woraus besteht Ihre Arbeit - auch übers Jahr gesehen?

Hantke: Gedanklich, und was die Kontakte angeht, bin ich tatsächlich übers ganze Jahr bei der Sache. Die Vorstellung ist schon präsent: Was kannst du bieten? Was willst du bieten? An dieser Ausrichtung muss das Ganze wachsen. Immer unter der Prämisse: Was kannst du dir leisten? Es muss alles in einen finanziellen Rahmen passen - und das Programm muss schließlich voll werden.

Aber Sie sind in der Lage, das zu schultern. Oder?

Hantke: Mittlerweile habe ich so viel Erfahrung und Routine, dass ich weiß, was ich zahlen kann. Ab und an handele ich auch Leute runter. Ich brauche keine Agentur mehr. Ich habe inzwischen so viele Kontakte.

Sie haben mit einer Agentur zusammengearbeitet?

Hantke: Früher, teilweise. Eine österreichische Agentur aus Reutte.

Die erste Sportpresseschau gab es 1975. Wann haben Sie gespürt, dass der Funke von den Zuschauern überspringt? Sofort?

Hantke: Ja, sofort. Alle Vorstellungen waren sofort ausverkauft. Nur eine mal nicht im Laufe der Jahre - bis wir Anfang der 1990er-Jahre nach Bad Hersfeld gewechselt sind. Als wir dorthin gekommen sind, sind wir auf den Trichter gekommen, mehr Shows zu machen. Wir haben mal vier Shows gemacht. Mit 7.000 Zuschauern.

Sie waren 40 Jahre lang Moderator. Zwischenzeitlich hatte Kristina Marth übernommen. Jetzt gibt es neue Moderatoren. Genauer gesagt, ein Moderatoren-Duo ...

Hantke: Ja. Das ist halt Showgeschäft. Als Moderator bist du Teil der Show. Du musst als Moderator aktiv sein und die Zuschauer einbinden. Ich hatte ja mit Bernd Budzik einen verlässlichen und kongenialen Partner.

Warum haben Sie eigentlich diesen Job aufgegeben?

Hantke: Ich hatte einfach zu viele Posten. 1. Vorsitzender des Vereins Sport & Show, Pressewart, Programm-Organisator, teilweise auch noch Schriftführer. Und dann noch Moderator? Obwohl mir das nie schwergefallen ist.

Welche Aufgabe nimmt eigentlich Heide Aust von der sportmarketing-Agentur speed ein?

Hantke: Sie ist Schatzmeisterin. Sie hat das alles voll im Griff. Ich bin sehr dankbar, dass ich solch eine Person an meiner Seite habe. Schließlich müssen wir alles dem Finanzamt dokumentieren.

Noch einmal zurück zu den Kosten. Welche Rolle spielen die steigenden Energiepreise?

Hantke: Das ist wie ein Blick in die Glaskugel. Es weiß keiner und könnte uns vielleicht wehtun. Es ist nebulös. 

Herr Hantke, vielen Dank für das Gespräch. (wk)

TICKETS

Sport & Show erfreut sich auch im Jahr 2023 großer Beliebtheit

Für die Vorstellung am Freitagabend gibt es noch Karten. Entweder übers Internet und www.sportundshow.de - oder die Abendkasse. Die öffnet um 18 Uhr.

Für die Vorstellung am Samstagabend sind noch einzelne Karten erhältlich. +++

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