OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (50)

Alexander Scholz: Wenn ich müsste, würde ich mich selbst in die KOL schießen

Alexander Scholz war zu Gast in der O|N-Redaktion
Fotos: Finn Rasner

12.04.2023 / FULDA - Für Alexander Scholz schließt sich im Sommer ein Kreis. Aufgewachsen am Hofbieberer Sportplatz kehrt der 31-Jährige zur kommenden Saison nach zwölf Jahren zu seinem Heimatverein, dem SV Hofbieber, zurück. Im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch spricht der aktuelle Spieler von FT Fulda über die Gründe für seine Rückkehr, den Abstiegskampf in der Gruppenliga und seine Zeit in Lehnerz, Künzell und bei den Turnern.  


Im O|N-Sportgespräch lassen wir immer Menschen aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte. Heute folgt Teil 50 der Serie.

O|N: Alexander, im Sommer kehrst du nach 12 Jahren zu deinem Heimatverein, dem SV Hofbieber zurück. Warum ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür? 


Alexander Scholz: Als ich vor 12 Jahren nach Lehnerz gewechselt bin, wusste ich schon, dass ich irgendwann wieder für meinen Heimatverein spielen möchte. Mein Elternhaus steht quasi auf der Mittellinie des Sportplatzes in Hofbieber, ich habe die ganze Jugend dort verbracht, mein Vater ist im Ältestenrat, war Vorstand und ist Stadionsprecher. Die Bindung nach Hofbieber ist also einfach sehr, sehr eng. Vor einem Jahr habe ich dann gemerkt, dass das Verlangen immer stärker wird. Mit 31 Jahren ist jetzt ein guter Zeitpunkt, ich habe noch was im Tank, kann der Mannschaft helfen. Das war mir immer wichtig. 

O|N: Du hast die Rolle deines Papas im Verein schon angesprochen. Hand aufs Herz: Wie oft hat er in den vergangenen Jahren versucht, dich zurückzuholen?

Scholz (lacht): Wer ihn kennt, weiß, dass er niemand ist, der mir damit penetrant in den Ohren lag. Klar, der Wunsch war auch bei ihm immer da, aber es war jetzt kein großes Thema zwischen uns. Er kennt auch die Beweggründe, warum ich gewechselt bin und konnte das immer nachvollziehen. Er freut sich aber sicher, dass es ab Sommer wieder anders wird. 

O|N: Wie soll deine Rolle in Hofbieber aussehen. Wirst du der Leitwolf sein, der die Jungen anführt? 

Scholz: Das ist vermutlich so die naheliegendste Erwartungshaltung, die man mir gegenüber auch haben darf. Ich bin mit 31 Jahren in einem Alter, in dem man in der Verantwortung steht. Ich möchte ein Team mitführen, meine Erfahrungen weitergeben und mit Leistung vorangehen. Wer mich kennt, weiß auch, dass man mich auf dem Platz hören wird. Es wird super spannend, mit so einer jungen Mannschaft zusammenzuspielen. 

O|N: Mit dir kommt auch ein neuer Trainer. Hattest du schon Kontakt mit Sebastian Vollmar? 

Scholz: Ja, wir haben schon ein paar Mal telefoniert und uns zum Essen getroffen. Er wirkt auf mich sehr sympathisch und hat schon bewiesen, dass er mit jungen Spielern sehr gut arbeiten kann. Ich glaube, er ist ein sehr moderner Trainer, der genau weiß, wie er mit dieser Generation umgehen muss. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit.  

O|N: 2011 bist du von Hofbieber zum TSV Lehnerz gewechselt, hast den Aufstieg in die Hessenliga mitgemacht. Wie blickst du auf diese Zeit zurück? 

Scholz: Es war auf jeden Fall eine richtig gute Zeit und damals ein großer Schritt für mich, das muss man schon sagen. In den sechs Jahren habe ich Freunde kennengelernt, die auch heute noch zu meinem engsten Umfeld gehören. Wir hatten eine richtig coole Truppe - auf und auch neben dem Platz. Sportlich wollten wir in die Hessenliga, was wir dann ja auch geschafft haben. Aber auch daneben kann ich mich an jede Menge schöne Geschichten erinnern. Lehnerz war trotz der sportlichen Ansprüche immer sehr familiär, fast dörflich, das hat mir sehr gefallen. Wir hatten immer sehr viel Spaß. Diese Zeit möchte ich nicht missen. 

O|N: Wie intensiv verfolgst du noch das Geschehen bei der SG Barockstadt? 

Scholz: Ehrlicherweise kaum noch. Ich war lediglich einmal bei einem Heimspiel, was aber nichts damit zu tun hat, dass ich das ganze nicht gut finden würde. Wenn man selbst drei- bis viermal die Woche auf dem Sportplatz steht und noch andere Prioritäten hat, hat man auch einfach nicht mehr die Zeit dafür. Ich finde es aber super spannend, was da passiert. Ich denke, die Fusion war objektiv der einzig richtige Schritt, der sportliche Erfolg gibt den Machern recht. Ich hoffe, dass die Akzeptanz in der Region noch größer wird und wir vielleicht irgendwann einmal Profifußball in Fulda haben werden. 

O|N: Als ehemaliger Lehnerzer blutet aber sicher auch ein bisschen das Herz, wenn es den Verein, so wie man ihn gekannt hat, nicht mehr gibt? 

Scholz: Ganz klar. Als Lehnerzer hat man ja auch von dieser Rivalität mit Borussia Fulda gelebt. Wenn ein Derby anstand, wusste man, wofür man sich in der Vorbereitung geplagt hatte. Nach dem eigenen Spiel war immer die erste Frage, wie die Borussia gespielt hatte. Wenn sie verloren hatten, schmeckte das erste Bier noch ein bisschen besser (lacht). Es war aber immer eine gesunde Rivalität, das darf man nicht falsch verstehen. Ich habe es geliebt gegen Borussia zu spielen, einmal hatten wir 7.000 Zuschauer, das war der Wahnsinn. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum ich noch nicht Schal-schwenkend bei der Barockstadt in der Kurve stehe. 

O|N: Nach deiner Zeit in Lehnerz ging es für dich erst nach Künzell und dann zu FT Fulda. Warum ausgerechnet diese beiden Vereine? 

Scholz: Ich wollte damals mit 27 in die Gruppenliga, auch weil ich beruflich zu sehr eingespannt war, als dass ich den Aufwand für die Hessenliga noch hätte so betreiben können. Künzell kam damals auf mich zu und für mich war das schnell eine ernsthafte Option. Künzell ist ein cooler Verein, in dem vieles richtig läuft. Sie haben eine klare Philosophie, setzen stark auf die eigene Jugend, haben eine schöne Anlage und ein tolles Vereinsleben. Es ist einfach ein Verein, in dem noch vieles richtig läuft. 

O|N: Und zu FT? 

Scholz: Das lag damals auf der Hand. Viele Jungs, mit denen ich in Lehnerz unterwegs war, sind dann zu FT gegangen. Und so bekommt man dann mit, wie sich der Verein entwickelt. Sportlich ging es immer weiter nach oben, viele Freunde haben dort gespielt. FT ist einzigartig, hier steht der Spaß im Vordergrund, es gibt keine Kohle, was eigentlich auf diesem Niveau normal sein sollte. Das hat mir immer imponiert. Jetzt müssen wir nur noch zusehen, dass wir die Saison mit dem Klassenerhalt beenden. 

O|N: Da sieht es aktuell nicht allzu gut aus. Dabei seid ihr in den letzten Jahren immer vorne dabei gewesen. Wie erklärst du dir den Absturz? 

Scholz: Zum einen wird die Generation, die in den letzten Jahren den Verein geprägt hat, älter oder hat zum Teil schon aufgehört. Und dann kommt man mit dem Konzept, keine Kohle zu zahlen, irgendwann an seine Grenzen. Heute fragt ja jeder Spieler, der geradeaus laufen kann, im zweiten Satz nach Geld, das ist pervers. FT sollte sich dieses Konzept immer behalten, aber dadurch wird es natürlich auch schwierig. 

O|N: Wie hart würde dich ein Abstieg zum Abschied treffen? 

Scholz: Das wäre eine Katastrophe. Ich will mir das Szenario Abstieg noch gar nicht ausmalen. Wir müssen den Turnaround schaffen und in dieser Liga bleiben, die Qualität dazu haben wir. 

O|N: Aktuell kämpft ja auch noch dein zukünftiger Verein um den Klassenerhalt in der Gruppenliga, es könnte am letzten Spieltag also zu einem Fernduell um den Abstieg kommen. Was würde in so einer Situation in dir vorgehen? 

Scholz: Ich habe es schon gesagt, wenn ich am letzten Spieltag einen Elfmeter schießen müsste, der Hofbieber in die Kreisoberliga schickt und uns den Klassenerhalt beschert, würde ich das, ohne mit der Wimper zu zucken, tun. Ich bin Spieler von FT - und das mit vollem Elan bis zur letzten Sekunde. Alles andere ist dann zweitrangig.

O|N: Alexander, vielen Dank für das Gespräch. (fh)+++

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