OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (57)

Oli Hasenauer und Peter John: Mythos Borussia, Fans und Gänsehaut-Momente

Das ist Borussia Fulda: Oliver Hasenauer (links) und Peter John
Fotos: Marius Auth

01.06.2023 / FULDA - Vor Kurzem feierte Borussia Fulda durch einen 3:1 Sieg gegen Germania Fulda den Gewinn der Meisterschaft in der A-Liga - und den Aufstieg in die Kreisoberliga. Vor der für diese Spielklasse sagenhaften Kulisse von 1.500 Zuschauern. Ein Traditionsverein ist erwacht. Oliver Hasenauer, seit drei Jahren erster Vorsitzender des Vereins von der Johannisau, und Kult-Angreifer Peter John schauten beim OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch vorbei. Sie nahmen über Borussias zukünftige Ausrichtung, die Feierlichkeiten, ihre Fans und vieles mehr Stellung. 

Im Osthessen|News-Sportgespräch lassen wir immer Menschen aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte. Heute folgt Teil 57 der Serie. 

O|N: Sind die Feierlichkeiten jetzt beendet? Das Pfingstwochenende bot ja nochmal Gelegenheit - oder?


Peter John (lacht): Ich hab' ein bisschen mehr gefeiert als die anderen. Letzte Woche hatte ich Urlaub, und ich hab' schon ein paar Bier getrunken. Man wird ja nicht immer Meister.

Oliver Hasenauer: Das war nochmal 'ne verrückte Woche mit vielen Standort-Wechseln. Am Samstag haben wir das Bundesliga-Finale geschaut, uns mittags getroffen - und es ging bis nachts. Am Sonntag hatten wir ja noch unser letztes Meisterschaftsspiel, das 3:1 gegen Petersbergs Zweite. Da hat erst die komplette Zweite gespielt, drei Spieler der Ersten sind dann reingekommen.

O|N: Eurem Trainer Marko Karamatic haben wir zwei Fragen eingeräumt. Oliver, an Dich: Wenn Du einen Wunsch freihättest. Welcher wäre das?

Oliver Hasenauer: Dass wir mit Borussia noch eine Klasse höher spielen könnten - in der Gruppenliga. Dass der Verein noch mehr Helfer und Unterstützung bekommt. Wichtig ist auch, dass wir wieder mal eine Jugend hätten. Und persönlich? Ich hab' eine Freundin seit 16 Jahren. Ich wünsche mir eine Heirat und Kinder.

O|N: Peter, an Dich. Was macht ein Peter John nach seiner aktiven Fußball-Karriere?

Peter John (lacht): Alte Herren spielen. Was ich machen will, mache ich jetzt schon: Ich fahre gern Rad. Ich bin jetzt ein Bike-Fahrer - zusammen mit meiner Freundin Lisa. Aber im Ernst: Eine Jugendmannschaft bei Borussia zu trainieren, das könnte ich mir schon vorstellen. Mit Kindern zu arbeiten. Ihnen was weiterzugeben. Man muss das machen, wenn sie ganz klein sind.

O|N: Was bedeutet Euch der Aufstieg mit Borussia? Welchen Wert hat er?

Oliver Hasenauer: Freude wegen der ganzen Arbeit, die wir geleistet haben all die Jahre. Mich macht es einfach stolz. Für unsere Väter - Rolf Hasenauer und Peter John senior - hat es mich am meisten gefreut. Es waren viele Alt-Borussen als Zuschauer beim Spiel am Gallasiniring, auch Erwin Tippmann. Ich hab' mit so vielen Zuschauern gerechnet und mir gedacht, das wird auf jeden Fall vierstellig. Wir wollten es mehr. Ich hab' nur gedacht: Du kannst die Leute nicht enttäuschen. Für uns war es wichtig, dass wir in der Winterpause nochmal nachgelegt haben. Mit Maurice Barkemeyer, Onur Dasar, Si Moon Mane oder Andrei-Manuel Boureanu im Tor. Wir wollen Marcelo Barbera nicht vergessen. Er ist seit 2018 bei Borussia und war vier Jahre Co-Trainer. Unser Sportlicher Leiter ist er weiterhin. 

O|N: Peter, Du hattest vor knapp einem Jahr einen Achillessehnenriss. Wie steht es um Deine aktuelle Form?

Peter John: Ausbaufähig. Ich bin noch nicht da, wo ich sein kann. Bei Germania musste ich auch nach 60 Minuten raus. Wir haben noch keinen Physio bei Borussia. Aber das wird noch.

O|N: Borussia ist jetzt endgültig zurück. Wo seid Ihr hergekommen?

Oliver Hasenauer: Wir waren komplett tot 2018. Wir hatten gar nichts mehr. Kein Geld. Die Sponsoren waren weg. Aber irgendwie wollte ich es nicht glauben. Ich habe einfach weitergemacht. Borussia hat mir immer viel gegeben. Ich hatte ja schon aufgehört - bis mich Timo Peikert zurückgeholt hat. Er hat bei mir geklingelt, ist hochgekommen und hat mich überredet.

O|N: Wie groß war der Fleck auf Borussias Seele?

Oliver Hasenauer: Keiner war irgendwie mehr da. Die Fans waren verärgert. Ich habe immer mit ihnen geredet, wir waren immer in Kontakt. Und wir wussten: Wir kommen zurück.

O|N: Welche Ausrichtung verfolgt Borussia? Welche Ziele sind realistisch?

Oliver Hasenauer: Es geht um viel Geld heute - auch im Amateurfußball. Der Verein muss wachsen. Wir müssen den Kreis unserer Sponsoren erweitern. Auch wenn wir schon welche hinzubekommen haben. Jeder redet von Borussia. Jeder will von mir wissen: Was hast Du vor? Mir ist wichtig: Der Verein muss bereit sein. Bei Borussia ist immer viel Geld geflossen. Jetzt ist Borussia viel familiärer geworden. Das war früher nie so. Da war alles fremd, jetzt hilft Dir jeder. es wächst immer mehr zusammen. Die Leute helfen, grillen, verkaufen Getränke, die Frauen backen Kuchen. Das alles nach der Fusion 2018, die keine war. Ein Jahr später - 2019 - haben wir noch die Abstiegsrelegation der A-Liga bestritten. Und uns zum Glück gegen Frischauf Fulda durchgesetzt. Oli Bunzenthal war damals eingesprungen - für unseren rot-gesperrten Trainer Harry Yildiz. 

O|N: Verträgt Fulda die SG Barockstadt und Borussia?

Oliver Hasenauer: Ich finde es cool. Es ist sogar wichtig für das Prestige der Stadt. Man hat es ja am Gallasiniring gesehen. 

O|N: Ist Borussia sportlich für die Kreisoberliga gewappnet?

Oliver Hasenauer: Ich denke schon. Wir haben eine eingespielte Mannschaft, werden uns aber gezielt und punktuell verstärken.

Peter John: Der Sprung in die Kreisoberliga war wichtig. Sich da zu etablieren, das wäre schon in Ordnung. Die Liga kommt uns fußballerisch entgegen. Eher als die A-Liga. Ein einstelliger Tabellenplatz wäre gut. Wir haben auch das Zeug dazu.

O|N: Apropos Fans. Wie kann man das Verhältnis zwischen ihnen und dem Verein beschreiben? Was macht es aus?

Oliver Hasenauer: Ich bin morgens aufgestanden - und war schon übel nervös. Als ich zwischen zwölf und 14 Uhr Borussen-Fans am Berliner Ring gesehen habe, waren es schon 30 bis 40 Mann. Auch die Mannschaft hat gemerkt, da ist was los an diesem Samstag. Ich war den ganzen Tag nervös, erst recht, als ich bei der Mannschaft war. Dir geht viel durch den Kopf an so einem Tag. Es kann ja auch in die Hose gehen. Unsere Fans sind unglaublich. Einfach unglaublich. Und das in der A-Liga. Wir hatten Gänsehaut.

O|N: Borussia Fulda ist auch für eine soziale Ader bekannt. Gerade zu Vereinen wie dem Türkischen SV oder Frischauf ist das Verhältnis gut. Wie kommt das?

Oliver Hasenauer: Ja, das ist eine extrem hohe soziale Kompetenz. Dem Türkischen SV haben wir im Winter mit unserem Kunstrasenplatz ausgeholfen. Bei Frischauf habe ich nicht nur angefangen, Fußball zu spielen - wir haben auch im Bus zusammen gesessen bei einer Vereinsfahrt. Die Vereine helfen und unterstützen sich gegenseitig. Das ist gut so und ist die Zukunft. Du kannst nur mit den Vereinen zusammen etwas machen. 

O|N: Peter, Du hast unzählige Tore in Deiner Karriere geschossen. An welches erinnerst Du Dich sofort?

Peter John: Da kommt mir immer das Tor mit Lehnerz II in Petersberg ins Gedächtnis. In der 89. Minute war das, wir sind in der Saison mit Lehnerz II und Marco Lohsse als Trainer in die Hessenliga aufgestiegen. Vom Mittelkreis habe ich mit einem Freistoß in den Winkel getroffen. Mein Mitspieler Dennis Nuspahic sagte, ich solle reinflanken. Doch ich habe ihn draufgehauen. Alex Reith stand da und hat nur gestaunt. Das macht auch keiner. Das geht eigentlich nicht.

O|N: Was zeichnet Peter John aus, Oliver?

Oliver Hasenauer: Vor allem das Menschliche. Er ist ein Top-Typ. Charakterlich super. Einfach ein toller Mensch. Wir sind seit Langem befreundet. Seine fußballerischen Stärken sind bekannt. Er kann Spiele mit einer Aktion entscheiden.  Wir arbeiten ja zusammen.

O|N: Was wäre Borussia Fulda ohne Oliver Hasenauer?

Peter John: Ich glaube, den Verein würde es nicht mehr geben.

O|N: Vielen Dank für das Gespräch. (wk)

Zur Person

OLIVER HASENAUER (42) begann in der E-Jugend bei Frischauf, wechselte in der D-Jugend zu Borussia  (Trainer Kai Möller, Stefan Goldbach und Andreas Görke) - und kickte noch ein Jahr in der A-Jugend des FV Horas (Trainer: Stefan Winter). Mit Peter John spielte er im Männerbereich beim SV Kohlhaus zusammen, schloss sich dann dem FSV Thalau an, der SG Rönshausen - ehe er zu Borussia zurückging (Coach hier: Tolga Pekmerci). Seit 2020 ist er Borussias 1. Vorsitzender - als Nachfolger von Peter Enders.

PETER JOHN (38) fing in der E-Jugend bei Borussia an, auch sein erster Trainer war Kai Möller. Er kickte in der A-Jugend in Horas - schon als Jugendlicher spielte er in der Ersten. Seiner ersten Männer-Station in Kohlhaus folgten die in Eichenzell, Flieden, Lehnerz, Müs (nur ein halbes Jahr), Künzell und Hilders (hier stieg er mit Spielertrainer Sascha Rühl in die KOL auf). Seit 2020 ist er zurück bei Borussia. +++

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