OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (66)

Martin Geisendörfer und Peter Enders: Haben neue Sponsoren gewonnen

Zu Gast beim Osthessen|News-Sportgespräch: Martin Geisendörfer (links) und Peter Enders.
Fotos: Hendrik Urbin

01.08.2023 / FULDA - Premiere beim OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch: Erstmals begrüßt unser Online-Portal Gäste im "Platzhirsch", dem angesehenen Hotel in Fuldas Innenstadt. Geladen sind: Martin Geisendörfer und Peter Enders, Vorstandsmitglieder des Fußball-Regionalligisten SG Barockstadt Fulda-Lehnerz. Wenige Tage vor dem Saisonauftakt ihres Teams am Samstag bei der U23 des Bundesligisten VfB Stuttgart sprechen sie über den Kader der kommenden Saison, die schleppenden Umbaumaßnahmen in der Johannisau, kratzen den Etat der SGB an und stellen sich der Frage, ob das Szenario Vollprofitum in Fulda realisierbar wäre.


Im Osthessen|News-Sportgespräch lassen wir immer Menschen aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte. Heute folgt Teil 66 der Serie.

O|N: Die Saison kann beginnen - es scheint, als sei die SGB bestens gerüstet - oder?

Martin Geisendörfer: Ja. Wir haben uns ja durch junge und ehrgeizige Spieler verstärkt. Der Rest bringt die Saison. Testspiele dürfen wir nicht zu hoch hängen. Entscheidend ist die Runde. In der nächsten Woche kann auch Sebastian Schmitt, der sich einen Riss im Mittelfuß-Knochen zugezogen hat, mittrainieren.

Peter Enders: Wir gehen ja im Winter immer schon an die Kaderplanung. Wichtig: das Gerüst ist geblieben. Das Andere im Gefüge haben wir versucht, punktuell zu verstärken.

Geisendörfer: Durch den fulminanten Aufstieg und seinen späten Zeitpunkt mussten wir im Sommer vergangenen Jahres lange zweigleisig fahren.

O|N: Ihr seid beide ja alte Fußball-Hasen. Was erwartet Ihr von der neuen Saison? Welches Gefühl habt Ihr?

Enders: Es ist Fußball. Letzte Saison hatten wir Spiele, deren Sieg wir uns erarbeitet haben - auch weil wir unsere Chancen genutzt haben. Wenn du die zwei oder drei Mal nicht machst, sieht es ganz anders aus. Das liegt in der Regionalliga alles so eng beieinander. Es muss alles passen. Die Spiele sind so eng. Die mannschaftliche Geschlossenheit zählt. Und dass man kämpft.

Geisendörfer: Entscheidend, dass wir keine oder sehr wenig Verletzte haben. Erstes Ziel ist es natürlich, die Klasse zu halten. Wir haben viel Tempo hinzugeholt. So, dass wir das Umschaltspiel durchziehen können. Moritz Dittmann zum Beispiel. Er hat eine Top-Einstellung und ist kein Traumtänzer. Noch dazu bringt er ja 30 oder mehr Zuschauer mit.

O|N: Der Kader ist gut aufgestellt. Wie habt Ihr das hinbekommen?

Enders: Nochmal: Es war wichtig, dass wichtige Spieler geblieben sind und wir das Gerüst halten konnten.

Geisendörfer: Das macht unsere Stärke aus für die neue Saison.

O|N: Euer Manager Sebastian Möller ist zu Kickers Offenbach gewechselt. Ihr habt das gut aufgefangen - oder?

Geisendörfer: Ja, das ist uns sehr gut gelungen. Allein im Marketing haben wir einen Schritt nach vorne gemacht. Wir haben auf mehr Schultern verteilt und haben andere, die da mitarbeiten. Auch auf ehrenamtlicher Basis. Nicht zu vergessen: Wir haben neue Sponsoren gewonnen. Und Maximilian Hainer macht das hervorragend.

Enders: Ja. Auch, weil er ja schon ein Jahr mitgelaufen ist.

O|N: Zum leidigen Thema Stadion. Schmerzt es nicht, dass Ihr gegen Eintracht Frankfurt zwei- oder dreimal so viele Tickets hättet verkaufen können?

Geisendörfer: Natürlich. Und wir hatten ja hohe Vorkosten zu leisten - durch Absperrungen oder den Sicherheitsdienst. Das hat uns einen enormen Betrag gekostet. Und es kann ja noch keiner sagen, wann das Stadion fertig wird.

Enders: Wir freuen uns, wenn es fertig ist.

O|N: Dass Fulda, wie andere deutsche Städte auch, ein Parkplatz-Problem hat, ist offensichtlich. Bei O|N rief vor Wochen mal ein Fan an, der nicht ein oder aus wusste. Und die SGB ist mittendrin ...

Geisendörfer: Das liegt in erster Linie an der Landesgartenschau.

Enders: Ein Vorteil für die Zukunft ist ja, dass wir das Parkhaus am Rosenbad nutzen können. Von dort bist du in vier Minuten im Stadion. Man darf nicht nur das sehen, was in den Augen mancher eine Katastrophe ist. Zum Beispiel haben wir auch eine Einbahnstraßen-Regelung bis hoch zur Jugendherberge. Man ist gut beraten, in der Stadt oder im Parkhaus zu parken.

O|N: Ist es richtig, dass ein Regionalliga-Spieler 30.000 Euro verdienen kann?

Geisendörfer: Bei uns nicht ganz. Bei Top-Mannschaften geht das bestimmt bis an die 100.000. Top-Stürmer haben die garantiert. Mit so etwas können wir uns nicht vergleichen. Es ist schon gut, dass jeder ein zweites Standbein hat.

O|N: Zum Etat der SGB. Der ist wie hoch?

Geisendörfer: Wir sind schon im siebenstelligen Bereich. Aber im unteren.

Enders: Man muss bedenken, dass unsere U-Mannschaften - U23 und Jugend (wir haben 14 Mannschaften) - allein 200.000 Euro kosten. Und das ohne Kosten fürs Vereinsheim oder Duschen. Die erste Mannschaft macht 40 Prozent des Etats aus.

Geisendörfer: Vergessen sollte man nicht, dass wir 70 Angestellte im Verein haben, die ehrenamtliche Arbeit leisten.

O|N: Wird die Schere, das Miss-Verhältnis, zwischen Arm und Reich in der Regionalliga nicht immer größer?

Geisendörfer: Natürlich. Du hast Steinbach Haiger, Homburg oder Offenbach. Dann kommen die zweiten Mannschaften der Bundesligisten. Dann kommen wir. Der Einstieg ins Profitum ist für uns kein Thema. Noch nicht. Noch können wir uns das nicht leisten. Vielleicht wird es ja mal.

O|N: Ist das Vollprofitum denn in unserer Region überhaupt ein realistisches Modell oder Szenario?

Geisendörfer: Zum jetzigen Zeitpunkt ist es für uns nicht finanzierbar. Vielleicht kommen wir ja mal dahin, wo wir die richtigen Sponsoren finden. Wir haben jetzt fast 120. Es zeigt auch, dass die Region hinter der SG Barockstadt steht. Wenn wir einen besseren VIP-Bereich kriegen, könnten wir das zum Beispiel besser vermarkten. Und wenn du das Glück hast, mal oben mitzuspielen und mehr Zuschauer kriegst, hast du höhere Einnahmen.

Enders: Die Frage ist doch: Wie kann man gemeinsam wachsen? In der Regionalliga ist es jetzt viel schwieriger. Die Luft wird dünner.

O|N: Zur Fanszene. Die Rivalität zwischen Borussen-Fans und denen der SGB lebt weiter - oder?

Enders: Jeder Verein hat seine eigene Fankultur und diese entwickeln sich individuell weiter.

O|N: Welchen Stellenwert besitzt der Nachwuchs der SGB?

Geisendörfer: Wir sind stolz auf unseren Jugendbereich mit 250 aktiven Spielern in, wie gesagt, 14 Teams. Wir mussten Spielern absagen, die zu uns wollten.

O|N: Peter, was hast Du noch auf dem Herzen?

Enders: Danke zu sagen. Für das Gesamtwerk, das entstanden ist. Es macht Spaß, das mitzugestalten. Das ist 'ne richtige Motivation, dass man da förmlich mitgezogen wird.

O|N: Kommen wir zum Auftakt in der Regionalliga zurück? Was für ein Spiel erwartet Ihr am Samstag?

Geisendörfer: Letztes Jahr haben wir 0:2 verloren in Stuttgart. Dass wir sie jetzt am Anfang haben, ist, so glaube ich, die bessere Lösung. Unser Gegner ist der Nachwuchs eines Bundesligisten. Mit vielen neuen und jungen Spielern. Es wird ein schweres Spiel für uns. Mit einem Punkt wären wir zufrieden.

O|N: Eure Tipps, bitte ...

Enders: 2:1 für uns.

Geisendörfer: 3:2 für die SG Barockstadt. (Walter Kell) +++

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