OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (68)

Stefan Dresel und Kevin Steudter: Haben viele, die den Verein leben

Spezielle Gäste: Kevin Steudter (links) und Stefan Dresel, das Trainergespann der SG Bronnzell
Fotos: Yannik Overberg

17.08.2023 / FULDA - Erstmals hat es sich ergeben, dass im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch ein Trainergespann zu Gast ist: Stefan Dresel und Kevin Steudter vom Fußball-Verbandsligisten SG Bronnzell. Vor deren Heimpremiere am Mittwoch (19 Uhr gegen den SC Willingen) über einen Aufstieg von Schalke 04, einen Strandkorb, der in der Heppeau in Bronnzell als Trainerbank dient, den Kader des Verbandsliga-Teams, die vielfältigen Stationen ihrer Karriere - und nicht zuletzt über eine spezielle interne Beziehung.


Im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch lassen wir immer Menschen aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte. Heute folgt Teil 68 der Serie.

O|N: Euer Spieler Christoph Sternstein hat Fragen an Euch. Die erste richtet sich an Stefan. Was hältst Du für wahrscheinlicher: Kevin Hohmann schießt mindestens ein Saisontor oder Schalke steigt auf?

Stefan Dresel (überlegt kurz): Ich hoffe doch, dass Kevin Hohmann in dieser Saison seinen ersten Verbandsliga-Treffer erzielen wird. Und wenn Schalke aufsteigt, hätte ich auch nichts dagegen ...

O|N: An Kevin Steudter. Die Trainerbank in der Heppeau ist ja bekanntlich ein Strandkorb. Rückt Ihr dort künftig etwas enger zusammen oder bleibt Dir der Platz vorenthalten?

Kevin Steudter (überlegt kurz): Die Frage hat eine Vorgeschichte. Beim Test gegen Petersberg habe ich mich geweigert, mich da hinzusetzen. Ich glaube nicht, dass wir da beide Platz finden. Ich bin aber auch für Überraschungen und lass es mir noch offen.

O|N: Nüchtern betrachtet, spielt am Mittwoch Fast-Hessenligist (Ihr seid in der Aufstiegs-Relegation gescheitert) gegen Fast-Gruppenligist (Willingen hat den Klassenerhalt in der Abstiegs-Relegation geschafft). Wie stehen die Chancen bei der Heimpremiere gegen Willingen?

Steudter: Unser Saison-Auftaktgegner Reichensachsen (1:4) ist als Aufsteiger ja auch ein Gruppenligist gewesen. Man hat gesehen, wie unbequem so ein Gegner sein kann. Es hat sich bestätigt, dass es das erwartet schwere Spiel wird. Und wenn dann solche Gegner in Führung gehen ...

Dresel: Es gab schon ein paar überraschende Ergebnisse in der bisherigen Verbandsliga-Saison. Die Stimmung ist bei uns trotz der Auftaktniederlage gut.

O|N: Was wäre eigentlich passiert, wenn die SG Bronnzell den Aufstieg geschafft hätte? Was wäre mit Spielern, was mit Trainern, was mit dem Verein passiert?

Dresel: Gute Frage. Sportlich willst Du natürlich alles raushauen, aber ich weiß nicht, ob die Hessenliga die richtige Liga für uns wäre. Es ist unnötig, im Konjunktiv zu reden. In Summe haben wir eine sehr gute Runde gespielt.

Steudter: Andererseits wächst man mit den Aufgaben. Die Verbandsliga hatte in Bronnzell auch keiner erwartet.

O|N: Zur neuen Saison. Was habt Ihr vor? Was ist im verflixten zweiten Jahr möglich?

Dresel: Unsere Zielsetzung ist: Wir wollen uns in der Verbandsliga etablieren. Das bisher Erreichte wollen wir mit allen Mitteln verteidigen. Viele Dinge, die wir im letzten Jahr gut gemacht haben, wollen wir wieder so hinbekommen. Das ist nicht so einfach. Wir sollten die eigene Erwartungshaltung wieder etwas runterschrauben. Dazu kommt: Der Gegner betrachtet Dich anders, die Wahrnehmung ist anders. Außerdem hatten wir in der vergangenen Serie viele Spiele mit dem nötigen Spielglück - wie beim 2:1 bei Barockstadt II und dem Siegtor in der 92. Minute - und sind in den Lauf gekommen. Wir haben zweimal gegen Bad Soden und zweimal gegen Flieden gewonnen. Es ist nicht so einfach, solche Dinge zu wiederholen. Es gilt erst einmal, 40 Punkte zu holen. Und Kontinuität ist ein Thema, das wir in Bronnzell vorleben. Für mich ist es ein Erfolgsfaktor im Fußball. Zwischen unserem Sportlichen Leiter Thies Weber und mir war es immer ein Thema.

O|N: Wie ist Euer Kader aufgestellt? Besser als im ersten Verbandsliga-Jahr?

Dresel: Er ist mehr oder weniger gleich geblieben. Bis auf Philipp Pfeiffer und Niklas Hofacker im Tor sind alle geblieben. Auf der Torwart-Position haben wir mit Jonas Hosenfeld nachgelegt - sowie mit Justus Schneider und Giuliano Bruno aus der U19 der SG Barockstadt zwei Neue bekommen. Und kurz vor Ende der Wechselfrist noch Sven Bambey. Der Kader ist nicht schlechter als letzte Serie.

O|N: Angenommen, es kennt niemand die SG Bronnzell. Wie würdet Ihr den Verein beschreiben?

Dresel: Familiär geführt. Mit vielen Ehrenamtlichen, die sich mit dem Verein identifizieren - und allen Beteiligten auch eine Wertschätzung gegenüber bringen. Sie leben den Verein.

Steudter: Das ist auch mein erster Eindruck. Ich bin ja erst vor wenigen Woche gekommen, hab' aber eine kleine Vorgeschichte. Aus den Gründen, die Stefan genannt hat, bin ich auch hier. Und es braucht natürlich einen sportlichen Anreiz. Aktuell ist es die Verbandsliga. Sie ist definitiv auch die richtige Liga für den Verein. Das Thema ist doch, dass der Verein ambitioniert ist. Du brauchst diese Glaubwürdigkeit, dass der Verein so hoch wie möglich spielt.

O|N: Stefan, Du bist zum zweiten Mal in Bronnzell als Trainer tätig. War es aus Deiner Sicht die richtige Entscheidung zurückzukehren?

Dresel: Bis jetzt war sie richtig. Das erste Mal war ich vier Jahre da, und wir sind in die Gruppenliga aufgestiegen. Beim zweiten Mal sind wir Gruppenliga-Meister geworden. Und Vize-Meister der Verbandsliga.

O|N: Kevin, was hat Dich bewogen, zur Viktoria zu kommen?

Steudter: Ich war ja vier Jahre Trainer bei der SG Dipperz/Dirlos. Das war oder ist auch ein gut geführter und familiärer Verein, es hat zu diesem Zeitpunkt alles gepasst. Als Stefans Anfrage für Bronnzell kam, finde ich dort das Geiche vor. Ich habe den großen sportlichen Anreiz, mit richtig guten Fußballern zusammenzuarbeiten.

O|N: Wie seid Ihr fußballerisch zusammengekommen?

Dresel: Wir stehen ständig in Kontakt. Mit Mike Gaul arbeiten wir ja zusammen im DFB-Stützpunkt Marborn. Ich im 22. Jahr, Kevin ist seit 2017, seit sechseinhalb Jahren dabei. Ich schätze Stefan sehr, wir liegen fußballerisch und menschlich auf einer Wellenlänge.

Steudter: Das ist eine gegenseitige Wertschätzung.

O|N: Zum Nachwuchs. Künftig sollen die Junioren-Bundesligen bei A- und B-Junioren abgeschafft und in "Nachwuchsligen" umbenannt werden. Ohne den Druck des Gewinnenmüssens. Ist das sinnvoll?

Steudter: Es darf vieles so bleiben, wie es ist. Was bisher war und noch ist, macht den Reiz des Fußballs aus. Auch die Tabelle. Viele Entscheidungen treffen - sportlich bezogen - halt nicht die breite Masse.

O|N: Zur Nachwuchsarbeit der SG Bronnzell. Was springt für den Verein heraus?

Dresel: Es ist noch nicht so lange her, da haben wir mit A-, B- und C-Junioren in der Hessenliga gespielt. Davon profitieren wir heute noch - mit Spielern wie Marco Weiss oder Marek Weber. Mit Spielern, die zu uns zurückgekommen sind oder dem Verein etwas zurückgeben wollen. Alleine für die SG Bronnzell war das nicht mehr zu stemmen, auch finanziell. Dann ist das auseinandergedriftet, Barockstadt hat das übernommen - wobei ich betonen möchte, dass wir eine sehr gute Verbindung, ein sehr gutes Verhältnis zur SG Barockstadt haben. F- und E-Junioren - von Alex Lembcke trainiert - sind bei uns noch eigenständig.

O|N: Welches sind in Bronnzell die Schwerpunkte Eurer Trainingsarbeit? Wie bringt Ihr die Spieler voran?

Dresel: Wir haben 20 Leute und arbeiten in zwei Gruppen. Dadurch hast Du natürlich eine höhere Trainingsintensität. Eine höhere Qualität. Du kannst individuelle Ansätze ins Training einbauen. Wir stimmen uns gut ab, ergänzen uns gut, die Zusammenarbeit passt sehr gut.

O|N: Wie bewertet Ihr Euer Auftaktprogamm? Nach Willingen folgt am Samstag Vellmar auswärts, dem schließt sich eine Serie von Heimspielen gegen Wolfhagen, Lichtenau und Barockstadts U23 an?

Dresel: Ich glaube, es gibt keine leichten Gegner in der Liga.

O|N: Ihr habt eine vielfältige und erlebnisreiche Vita, die einem Ausriss aus dem altehrwürdigen Telefonbuch gleichkommt. Und Ihr habt eine spezielle interne Beziehung. Was hat es damit auf sich?

Dresel: Ja. Ich war ja drei Jahre Trainer des Frauenteams des FSV Schwarzbach. Da haben wir - mit Identifikationsfiguren wie Eva Muschik, Sonja Rehm oder Anita Mihm - ein Jahr in der Bundesliga und zwei Jahre in der Hessenliga gespielt. Die Betreuerin - oder besser gesagt: die Frau für alles war Marie-Luise Kling, geborene Vilmar. Und deren Tochter Sylvia hat Kevin geheiratet. Mittlerweile ist sie also Kevins Schwiegermutter ...

Steudter: Ja. Just zu dem Zeitpunkt, als sich die Beziehung zu Sylvia ergab und ich vor sechseinhalb Jahren mit der Arbeit beim DFB-Stützpunkt angefangen habe. (wk)


Zur Person

STEFAN DRESEL ist 56 Jahre alt, wohnt in Neuhof, ist seit 20 Jahren verheiratet, hat zwei Kinder - und arbeitet als Controller beim Caritas-Verband. Sein Heimatverein ist die SG Viktoria Sargenzell. Dort fing er als Sechsjähriger an zu kicken und durchlief die komplette Jugend. Auch im Männerbereich spielte er zunächst dort, wechselte dann zur TSG Mackenzell, kehrte als 25-Jähriger als Spielertrainer nach Sargenzell zurück, stieg in die Bezirksliga Nord auf (die heutige Kreisoberliga) - und war später ein Jahr Spielertrainer des 1. FC 09 Neukirchen.

Ehe die glorreiche Zeit beim FSV Schwarzbach folgte - dort war er Trainer. Anschließend ging er für ein Jahr zum TSV Künzell, arbeitete fünf Jahre bei der SG Freiensteinau, vier Jahre bei der SG Bronnzell - und legte ein Jahr Pause ein. Ehe er in die Heppeau zurückkehrte. "Jetzt bin ich schon wieder im dritten Jahr da. Insgesamt also im siebten." Im sage und schreibe 22. Jahr (wie auch Mike Gaul) engagiert er sich beim DFB-Stützpunkt Marborn - und war davor für den Hessischen Fußballverband im Einsatz. Für die guten alten Kreisauswahlen.

KEVIN STEUDTER ist 39 Jahre alt, verheiratet, hat zwei Kinder, wohnt in Herbstein-Schlechtenwegen im Vogelsberg - und arbeitet als Abteilungsleiter der Logistik der Spedition Zufall. Sein Heimatverein ist der TSV Grebenhain. Hier fing er bereits als Vierjähriger an mit dem Fußball. In der C-Jugend wechselte er zu Borussia Fulda (Trainer: Steffen Oelschläger). Bereits in der A-Jugend wurde er "hochgezogen" in den Männerbefreich - und spielte dort auch in seinen ersten Jahren; es war die Ära um Andrzrej Rudy und Ross Shtyn. Kevin wechselte zum SV Bernbach und später für zwei Jahre zum SVA Bad Hersfeld (Trainer: Matthias Wilde und Steffen Oelschläger). In Asbach angekommen, erlitt er schon nach neun Spielen einen Riss des Kreuzbandes.

Ehe die Zeit beim TSV Lehnerz folgte (Trainer: Bardo Hirsch, Rolf Gollin und Henry Lesser). Er erlebte er die Relegationsspiele um den Aufstieg in die Verbandsliga gegen Balingen und Hauenstein mit. Im Jahr darauf rückte er in den Trainerstab zu Henry Lesser auf. Bevor er eine halbjährige Stipvisite als Spieler bei der SG Bronnzell machte - und zeitgleich beim DFB-Stützpunkt Marborn anfing. 2014 erwarb er die B-Lizenz, später die B-Elite Lizenz - in deren Besitz natürlich auch Stefan Dresel ist. Die SG Micheslrombach/Rudolphshan war Steudters erste Trainerstation, vier Jahre Dipperz/Dirlos folgten. Mit Beginn dieser Saison ist erneut in der Heppeau bei der SG Bronnzell tätig. +++

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