Profi-Sportholzfäller auf der Überholspur

"Ich habe Blut geleckt" - Danny Martin macht eine Wette zur großen Leidenschaft

Der 36-Jährige ist mit Herz und Seele dabei und überzeugt mit weltweiten Bestzeiten von seinem Können.
Foto: STIHL Timbersports

16.09.2024 / FULDA - Er ist fünffacher Deutscher Meister, Europacup-Sieger 2022 und Bronzegewinner bei der Einzel-Weltmeisterschaft 2023 in Stuttgart: Sportholzfäller Danny Martin aus Sinntal-Sterbfritz (Main-Kinzig-Kreis). Der 36-Jährige hat vor rund 14 Jahren eine harmlose Wette zu seiner ganz großen Leidenschaft gemacht und sägt als Profi nun national als auch international um die Wette.


In einem exklusiven OSTHESSEN|NEWS-Interview klärt er über "Stihl Timbersports" auf und verrät unter anderem, was diese wohl einzigartige Extremsportart eigentlich so besonders macht. Welche Eigenschaften benötigt man? Kann das jeder machen? Lesen Sie selbst!

"Ich habe Blut geleckt und konnte nicht mehr aufhören"

Kreischende Motorsägen, gewaltige Äxte und muskelbepackte Männer und Frauen. "Es ist extrem, scharf, ziemlich laut und nicht normal", charakterisiert Danny Martin seine Leidenschaft, das Sportholzfällen. Der 36-Jährige ist mit Herz und Seele dabei und überzeugt mit weltweiten Bestzeiten von seinem Können. Wie er im Jahre 2010 zum "Timbersports" gekommen ist? Begründeter Hochmut: "Damals hatte ich ein großes Mundwerk und behauptet, ich könnte schneller Holz spalten, als ein Traktor inklusive Maschine. Natürlich musste ich mich nach so einer Behauptung auch beweisen, weshalb ich ein paar Monate später bei einem Oldtimer-Treffen gegen einen alten Traktor angetreten bin und tatsächlich auch gewonnen habe", schmunzelt Martin.

Als gelernter Maurer half er zudem seinem damaligen Nachbarn aus. Dort traf der 36-Jährige auf einen Mann, zufälligerweise Profi im Extremsport. Dieser hat ihm geraten, sich bei der Talentsichtung zu beweisen. "Ich war schon ein wenig heiß darauf. Tatsächlich hatte ich 'Timbersports' bereits im Fernsehen gesehen und fand es schon immer interessant. Im Juni 2010 habe ich mich schlussendlich überreden lassen und ein paar Monate später den Titel zum Deutschen Nachwuchsmeister gewonnen. Dann habe ich Blut geleckt und konnte nicht mehr aufhören."

"Ohne meine Familie geht gar nichts"

Mittlerweile ist Martin seit rund zehn Jahren in Folge im deutschen Kader für die Team-Weltmeisterschaft dabei und weist in seiner Sportkarriere wirklich beachtliche Platzierungen vor. Ein großer Pluspunkt sind natürlich die Wettkämpfe, die überall auf der ganzen Welt stattfinden: "Angetreten bin ich beispielsweise in Australien, Polen, Tschechien, Österreich, Schweiz, England oder Schweden. Man kommt viel herum", erklärt der 36-Jährige gegenüber O|N. Im Interview wird deutlich, dass er für "Timbersports" brennt, verdeutlicht aber: "Ohne meine Familie und insbesondere meine Frau geht gar nichts. Wenn der Rückhalt nicht vorhanden ist, kann ich die Leistung eben nicht abrufen." Als ehemalige Reitsportlerin auf Leistungsniveau weiß seine Frau, was es heißt, jeden Tag zu trainieren und Herzblut zu haben, um das Beste aus sich herauszuholen. "Wir ergänzen uns, sie ist ein wichtiger Faktor für mich", so Martin.

Sein ältester Sohn, mittlerweile sechs Jahre jung, hat ein ganz besonderes Vorbild: seinen Vater. "Er findet den Sport richtig gut und hackt mit entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen schon seit einem Jahr mit mir. Wenn man wirklich Lust darauf hat, ist es wichtig, schon so früh wie möglich anzufangen", erklärt der 36-Jährige. Weiter: "Zum heutigen Stand würde er wohl jeden Nachwuchsathleten hinter sich lassen, ich bin ziemlich stolz auf ihn. Ein Traum wäre es, irgendwann einmal gemeinsam als Vater-und-Sohn-Duo aufzutreten." Ob es in der Zukunft so weit kommt? Es bleibt abzuwarten. Doch welche Eigenschaften sind als "Timbersportler" eigentlich wichtig? "Man muss eine Verbindung zum Sport haben. Des Weiteren ist Gewicht ein ganz großer Vorteil, um wirklich gut zu sein."

"Jede Disziplin hat es in sich"

Beim "Timbersports" messen sich die zwölf besten Athleten der Welt in jeweils drei Axt-Disziplinen (Springboard, Underhand-Chop und Standing-Block-Chop) sowie in drei Säge-Disziplinen (Single-Buck, Stock-Saw und Hot-Saw). Bei der Königsdisziplin "Hot-Saw" handelt es sich um eine getunte, spezial angefertigte Rennmotorsäge, die 75 bis 80 PS und ein Einsatzgewicht von rund 30 Kilo vorweist. Ist das nicht ziemlich gefährlich? "Jede Disziplin hat es in sich, aber wir werden dort gut vorbereitet und müssen zuvor gewisse Lizenzen erwerben. Zudem sind Schutzsicherungen, etwa Augen- und Gehörschutz, von großer Bedeutung. Anfänger tragen zur Vorsorge sogar eine Art Ritterschutz", klärt Danny Martin auf.

Die Extremsportart steht in einer über hundertjährigen Tradition. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts begannen Waldarbeiter, sich man Axt und Säge zu messen. Doch was ist so besonders daran? "Beim 'Timbersports' ist nichts normal. Angefangen bei Äxten, die Haare rasieren bis hin zu Handsägen, welche nur drei Menschen auf der ganzen Welt herstellen können. Das ist ziemlich selten. Besonders macht es die Zusammenkunft von sportlicher Leistung, das Wissen und die Affinität zum Werkzeug", so der 36-Jährige. "Timbersports" weist in den vergangenen Jahren einen richtigen Hype auf und lockt auch heute Nachwuchs von überall. "Wir sind wie eine große Familie und nehmen jeden Neuankömmling an die Hand."

Was hat sich der 36-Jährige für die Zukunft vorgenommen? Packt er noch einmal die Krönung zum Deutschen Meister? "Mein Ziel ist es, den Extremsport noch weitere fünf Jahre gut zu betreiben und zwei Titel zu holen." Großes Vorbild dabei: sein "Freund und Mentor", der deutsche Sportholzfäller Dirk Braun (†19. Februar 2021). Er wurde in der Vergangenheit unglaubliche achtmal Deutscher Meister und zweimal Europameister. "Die Erfahrung, wie man richtig mit der Axt umgeht, ist einfach essenziell", erklärt Martin abschließend. "Da steckt viel Herzblut drin. Die Liebe zu diesem Sport ist unglaublich." (Julia Schuchardt)+++

X