OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (73)

Stanislav Szilagyi: "Mir imponiert der Petersberger-Weg"

Stanislay Szilagyi war zu Gast in der O|N-Redaktion
Fotos: Yannik Overberg

29.09.2023 / FULDA - Seit knapp drei Wochen ist Stanislav Szilagyi Trainer beim RSV Petersberg. Als Nachfolger des entlassenen Jürgen Krawczyk soll er den Traditionsverein vor dem Abstieg aus der Gruppenliga bewahren. Eine echte Herkulesaufgabe, angesichts von acht Niederlagen aus neun Spielen und nur drei Punkten. Was ihm dennoch Mut macht, wo die Probleme liegen und was ihn an dieser Aufgabe reizt, verrät der 42-Jährige im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch. 


Im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch lassen wir immer Menschen aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte. Heute folgt Teil 73 der Serie.

O|N: Stanislav, seit drei Wochen bist du nun Trainer beim RSV Petersberg. Wie fällt der erste Eindruck von Verein und Mannschaft aus? 

Szilagyi: Auf jeden Fall sehr positiv. Petersberg ist ja nicht nur eine große Gemeinde, sondern auch ein großer Verein hier in der Region. Eich echter Traditionsverein. Die Gespräche mit dem Vorstand waren auch sehr positiv. Und auch die Mannschaft macht einen super Eindruck. Menschlich passt das sehr, sehr gut. Vielleicht ab und an sogar zu gut.

O|N: Wie meinst du das? 

Szilagyi: Die Mannschaft ist hier und da ein wenig zu brav. Nichtsdestotrotz zieht die Mannschaft im Training voll mit, versucht meine Ideen umzusetzen. Das gefällt mir und macht mir Mut. 

O|N: Warum hast du dich trotz der schwierigen Ausgangssituation für die Aufgabe in Petersberg entschieden? 

Szilagyi: Was mir imponiert, ist der Weg, den Petersberg eingeschlagen hat. Nämlich auf junge Spieler zu setzen. Mich reizt es, junge Spieler zu entwickeln. Ich denke da an Robin Fabinski oder Milian Habermehr, die ich seit sie 16 sind betreut habe und die heute fast im Profibereich angekommen sind. Das zu sehen, macht mir Spaß. 

O|N: Der RSV hat die Kreisoberliga letzte Saison nach Belieben dominiert, auch in der Vorbereitung machte die Mannschaft einen starken Eindruck. Wie erklärst du dir den aktuellen Negativlauf? 

Szilagyi: Sieben Niederlage aus sieben Spielen waren schon heftig, vor allem weil die Mannschaft ja ein gewisses Potenzial besitzt. Fußballerisch können wir mithalten, was allerdings fehlt, ist Erfahrung, körperliche Robustheit und ein Stück weit die Eigeninitiative auf dem Platz. Aber das ist auch vollkommen klar. In der Mannschaft sind viele junge Spieler, die meisten sind 18, 19.20 Jahre alt. Lennart Aschenbrücker ist mit 22 schon einer der Erfahrenen. Dazu kommt noch das mangelnde Selbstvertrauen durch den Negativlauf.

O|N: Jetzt sind das allerdings Probleme, die man nur schwer trainieren oder beheben kann während einer Saison. Was macht dir denn Mut, dass die Mannschaft dennoch noch mal die Kurve kriegt? 

Szilagyi: Das stimmt, aber junge Spieler entwickeln sich schnell weiter. Das habe ich als Jugendtrainer bei der Barockstadt regelmäßig erlebt. Im ersten halben Jahr kriegst du auf die Mütze, bist unterlegen und spielst gegen den Abstieg, im zweiten halben Jahr kannst du dann plötzlich mithalten. Das wird zwar seine Zeit dauern, aber was mir Mut macht, ist, dass die Jungs fußballerisch was drauf haben.

O|N: Womöglich hat der RSV diese Zeit aber gar nicht. Hast du Angst, dass der Rückstand auf die Nichtabstiegsplätze bis dahin schon zu groß sein könnte?

Szilagyi: Wir müssen zusehen, dass wir bis Winter noch ein paar Punkte holen und dann versuchen, dass wir durch eine gute Wintervorbereitung das Ruder noch mal herumreisen können. Noch ist nichts verloren, das sage ich den Jungs auch immer wieder. 

O|N: Hilft dir in der aktuellen Situation deine Vergangenheit als Jugendtrainer? 

Szilagyi: Das kann schon sein, schließlich habe ich auch jetzt eine sehr junge Mannschaft. Wichtig ist aber, dass die Jungs Vertrauen in mich und meinen Plan haben und Lust haben, das, was ich ihnen vorgebe, im Training und im Spiel umzusetzen. Dann bin ich mir sicher, dass wir eine Entwicklung sehen werden.  

O|N: Dabei wolltest du nach deinem Abgang bei der Barockstadt eigentlich gar nicht so schnell auf die Trainerbank zurückkehren. 

Szilagyi: Nein, ursprünglich wollte ich eine längere Pause machen. Nach drei Jahren in der U19 mit ständigem Abstiegskampf wurde es dann irgendwann einfach zu viel. Meine Frau und ich haben vier Kinder, dazu kommt noch mein regulärer Job. Mein Sohn spielt auch bei der Barockstadt, dem wollte ich eigentlich öfter beim Spielen zugucken. Im Fußball geht es aber schnell. Als dann aber die Möglichkeit bestand, in Petersberg mit dieser jungen Mannschaft zusammenarbeiten zu können, habe ich mich umentschieden (lacht). 

O|N: Dann lass uns noch mal auf das kommende Spiel blicken. Am Samstag geht es zum Tabellenführer nach Horas. Was habt ihr euch vorgenommen?  

Szilagyi: Es spielt die beste Offensive gegen die schlechteste Defensive. Auf dem Papier ist die Rollenverteilung also klar. Jeder rechnet mit einem Horaser Sieg. Nichtsdestotrotz wollen wir uns ordentlich präsentieren. Wir repräsentieren einen Traditionsverein, dementsprechend ist es unsere Pflicht, für ihn alles zu geben. 

O|N: Vielen Dank für das Gespräch. (fh)+++

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