OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (43)

"Wir würden uns mehr Aufmerksamkeit für den Volleyball wünschen"

Kristana Schuchert (l.) und Ariane Brähler (r.) waren zu Gast in der O|N-Redaktion
Fotos: Brandon Watkins

15.02.2023 / FULDA - Volleyball führt in Osthessen oft ein Nischendasein. Darunter leiden auch die Damen der SG Johannesberg. Dabei sind sie das Volleyball-Aushängeschild der Region und spielen als Aufsteiger eine fantastische Saison in der Oberliga. Im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch sprechen Kapitänin und Mittelangreiferin Ariane Brähler und Außenangreiferin Kristana Schuchert über ihre Chancen in der Aufstiegsrunde, die Entwicklung der vergangenen Jahre und fehlende Aufmerksamkeit. 


Im O|N-Sportgespräch lassen wir immer Menschen aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte. Heute folgt Teil 43 der Serie. 

O|N: Ihr seid vergangene Saison in die Oberliga aufgestiegen und steht als Aufsteiger etwas überraschend in der Aufstiegsrunde zur Regionalliga. Seid ihr selbst überrascht, wie gut es für euch läuft?

Brähler: Ja schon. Wir haben den Landesliga-Aufstieg gefeiert und uns das Ziel gesetzt, die Oberliga zu halten. Dann hat sich abgezeichnet, dass wir doch oben mitspielen können. Damit haben wir vor der Saison nicht gerechnet. Jetzt stehen wir unter den besten fünf in der Aufstiegsrunde und schauen mal, was noch drin ist. 

O|N: Der ganz große Druck ist mit dem Klassenerhalt schon weg. Der Rückstand auf die Tabellenspitze aber auch schon recht groß. Was ist denn das Ziel für die Aufstiegsrunde? 

Schuchert: Wir wollen gegen die Gegner, gegen die wir im Hinspiel knapp verloren haben, Revanche nehmen und etwas gut machen. Das werden die letzten beiden Spiele sein. Da wollen wir auf jeden Fall noch ein paar Punkte holen. 

O|N: Wie würdet ihr eure Mannschaft denn charakterisieren? Was macht euch aktuell so stark? 

Brähler: Unser Zusammenhalt ist ein großer Faktor. Auch außerhalb des Feldes sind wir ein Team. Hinzu kommt, dass wir alle das gleiche Ziel verfolgen - das Beste auf dem Feld zu geben und Spaß dabei zu haben. 

O|N: Wenn man zurückschaut, hat die SG Johannesberg noch 2020 in der Bezirksoberliga gespielt. Dann folgten zwei Aufstiege in Folge. Wie ist diese Entwicklung zu erklären? 

Schuchert: Ein Grund war sicherlich der Zusammenschluss mit Horas. Wir beide haben ja auch mit Horas in der Landesliga gespielt. Durch den Wechsel nach Johannesberg hat man dann die Kräfte und Stärken der beiden Teams gebündelt. 

Brähler: Wir hatten auch Glück, dass wir mit Tekla Pántye-Mosonyi damals nicht nur eine gute Trainerin, sondern auch eine erfahrene Spielerin dazu bekommen haben, die in Ungarn auf allerhöchstem Niveau gespielt hat. Mit ihrem Ehrgeiz hat sie das ganze Team nach vorne gebracht und uns immer wieder angetrieben. Genau so, wie es aktuell Aleksandar Dimovski macht.  

O|N: Dimovski steht seit dieser Saison bei euch an der Seitenlinie. Es scheint, als hätte die Chemie zwischen Trainer und Team sofort gestimmt. Was zeichnet ihn denn aus? 

Schuchert: Er war ja U-Nationaltrainer in Mazedonien, bringt dementsprechend viel Erfahrung und Ehrgeiz mit. Inzwischen hat er sogar seinen Job gewechselt, um uns noch mehr zu unterstützen. Wir können also wirklich froh sein, auch wenn er uns ab und an ein wenig striezt. Aber das gehört dazu und tut uns Mädels auch mal gut (lacht). 

Brähler: Er hat noch mal ganz andere Methoden und Übungen als Tekla. Das bringt uns als Team noch mal nach vorne. Neue Impulse sind wichtig für eine Mannschaft. 

Schuchert: Unter dem neuen Trainer musste sich dann auch jeder wieder neu beweisen. Das hat noch mal für einen zusätzlichen Aufschwung gesorgt.

O|N: Zwischen den Aufstiegen lag auch die Corona-Zeit. Als Hallensportart war der Volleyball davon natürlich besonders betroffen. Wie habt ihr die Zeit als Mannschaft überstanden? 

Schuchert: Zum Glück ist die Mannschaft personell komplett zusammengeblieben, keine Spielerin ist abgesprungen. Wir haben in der Zeit viel Online trainiert, um den Kontakt zu halten und uns gegenseitig zu pushen. Wir haben auch eine Weihnachtsfeier über Zoom gemacht. In der Zeit musste man eben ein bisschen kreativ sein. 

O|N: Corona hat sportlich also keine Schäden hinterlassen? 

Brähler: Nein. Wir haben sogar in gewisser Weise davon profitiert, würde ich sagen. Seitdem sind sogar einige Spielerinnen dazugekommen. Auch die Jugend ist voll besetzt, eine Mannschaft hat zuletzt an den Hessenmeisterschaften teilgenommen. Wir können uns also nicht beschweren. 

O|N: Das ist keine Selbstverständlichkeit. Zuletzt löste sich die Oberliga-Mannschaft des Hünfelder SV auf. Ihr seid inzwischen das Volleyball-Aushängeschild der Region und fliegt trotzdem oft unter dem Radar. Stört euch diese mangelnde Aufmerksamkeit?

Schuchert: So würde ich es nicht bezeichnen. Aber natürlich wünschen wir uns, dass sich mehr Leute für den Volleyball interessieren und zu uns in die Halle kommen. Wir spielen Oberliga, das ist ja guter Sport. Es gibt einfach mehr als nur Fußball. 

Brähler: Gerade Zuschauer, die bei uns in der Halle waren, sagen immer, wie viel Spaß sie hatten. Es ist immer eine Riesen-Stimmung bei uns und es passiert ständig etwas. Das ist schon wirklich cool. Wir würden uns über mehr Aufmerksamkeit schon freuen. 

O|N: Schauen wir zum Abschluss noch ein bisschen nach vorne. Wo soll es in den nächsten Jahren hingehen? Ist der Aufstieg in die Regionalliga ein mittelfristiges Ziel? 

Brähler: Ich glaube, für die Regionalliga sind wir etwas zu klein (lacht). Wir merken in der Oberliga schon, dass wir eine recht kleine Mannschaft sind, dafür aber sehr dynamisch. Erstmal wollen wir uns in der Oberliga etablieren, ich glaube, da sind wir als Mannschaft aktuell richtig aufgehoben. 

Schuchert: Diese Saison hatten wir aufgrund des Trainerwechsels keine große Vorbereitung, wer weiß, wie es sich entwickelt, wenn wir mehr Zeit haben, gewisse Dinge einzustudieren. Das Ziel bleibt aber die Etablierung in der Oberliga. 

Ariane, Kristana, vielen Dank für das Gespräch. (fh)+++

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