Was wir lesen, was wir schauen (103)

Nina Burleigh, Donald Trump und seine Frauen - Ehefrauen als Accessoires

Die Trumps mit Queen Elizabeth II. auf dem Weg zu einem Staatsbankett im Jahr 2019
© Wikipedia / The White House from Washington, DC

06.10.2024 / FULDA - In knapp vier Wochen wird in den USA Joe Bidens Nachfolger:in gewählt. Donald Trump oder Kamala Harris? Das Rennen ist eng, zum ersten Mal bewirbt sich ein mehrfach verurteilter Verbrecher um den Einzug ins Weiße Haus. Schauen wir uns die Donald-Show doch einmal aus Sicht der Frauen an. Seiner Frauen, genauer gesagt.



Donald Trumps Frauen

Bücher über Trump gibt es viele, die US-Journalistin Nina Burleigh hat einen ganz eigenen Ansatz gewählt: Sie schreibt über Trumps Frauen – über Elizabeth, Mary Anne, Ivana, Marla, Melania sowie Ivanka und Tiffany: Großmutter, Mutter, Ehefrauen und die beiden Töchter. Das ist beste Boulevard-Lektüre, äußerst unterhaltsam, sehr amüsant, lustvoll provokant und oft auch Betroffenheit auslösend. Das Buch eröffnet interessante Einblicke in den Maschinenraum der Trump-Dynastie. Es ist informativ und unterhaltsam, herrlicher Gesellschafts-Tratsch für ein paar schöne Stunden auf dem Sofa. Das Buch ist aktuell nur auf Englisch erhältlich, aber sehr verständlich und eingängig geschrieben. Und natürlich ist ein Buch über Trumps Frauen immer auch eins über ihn, das versteht sich ja von selbst.

Powerfrauen – Großmutter und Mutter

Sowohl Trumps Großmutter als auch seine Mutter, beide Einwanderer aus Deutschland respektive Schottland, kamen aus ärmsten Verhältnissen, für beide waren Heirat und Immigration die Chance, die eigenen Lebensverhältnisse deutlich zu verbessern. Großmutter Elizabeth Ann Christ legte mit dem Notgroschen ihres früh verstorbenen Manns den Grundstein für das Trump-Imperium, nicht etwa der Vater Fred, wie Trump das gern erzählt. Sie war eine no-nonsense-Frau, stark und kompetent. "Ihr Geschäftsmodell war die Keimzelle des Schuldenaufnehmens, des leihen-bauen-leihen Stils, der bis heute das Kennzeichen der Trump Organisation ist." Aber ihre Geschichte wurde aus der Trump-Saga herausgeschrieben. Ihr Sohn Fred machte lieber sich zum großen Geschäftsmann, dabei war er die längste Zeit einfach der Sohn einer erfolgreichen Mutter.

Trumps Mutter Mary Anne McLeod war das zehnte Kind einer schottischen Fischerfamilie. Ihre Muttersprache war Gälisch, Englisch lernte sie als zweite Sprache. Mit 13 Jahren verließ sie die Schule und begann zu arbeiten. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es zu wenig junge Männer im heiratsfähigen Alter, dafür aber einen Überschuss an Mädchen. Mary Anne beschloss, wie ihre ältere Schwester Catherine in die USA auszuwandern. Sie fand Arbeit als Dienstmädchen im vornehmen Haushalt der Carnegies, einer der reichsten amerikanischen Familien. Als sie Fred Trump kennenlernt, gehört der zu den begehrenswertesten Junggesellen New Yorks. 1936 heirateten die beiden. Das Leben als Ehefrau eines Bauunternehmers war nicht High Society, hatte aber seine Privilegien. Mary Anne war die nahezu perfekte Hausfrau, die sich um ihre fünf Kinder kümmerte, kochte, nähte, Wohltätigkeitsarbeit leistete und Freds Geschäftsfreunde bewirtete. "Sie liebte Pomp und Geld, sie war besessen von sozialem Status, sie liebte es, in ihrem Rolls Royce durch die Vorstadt chauffiert zu werden – und ihr viertes Kind erbte diese Eigenschaften." Ihre proletarische Herkunft wurde später aus der Familiengeschichte herausredigiert.

Der Preis, Mrs. Trump zu werden

"Die drei Frauen, die beschlossen, als Ehefrauen mit Donald Trump zu leben, erhielten dafür unglaubliche Belohnungen. Zunächst einmal erfuhren sie durch einen reichen und mächtigen Mann viel Aufmerksamkeit. Sie wurden mit Perlen, Diamanten, Smaragden und anderen Juwelen behängt, der Welt vorgeführt, bewundert und beneidet. Sie wurden durch ihre Hochzeiten ins Rampenlicht geschoben, Hochzeiten, die einer Marie Antoinette würdig gewesen wären (…). Sie wurden gepampert von Designern und Stylisten. Für ihr Ego durften sie modeln, Werbung machen und bekamen die ein oder andere kleine Rolle in Filmen oder im Fernsehen. Alles arrangiert von Donald, der nichts lieber macht, als Deals für seine Frauen einzufädeln", so Nina Burleigh.

Das klingt doch verlockend, oder? Es gibt aber für alles ein Preisschild. Alle drei Trump-Ehefrauen mussten mit Trumps Ehebrüchen, verbalen Entgleisungen etc. zurechtkommen, mehr noch, sie mussten Mittäterinnen in seinem Universum werden. Und vor allem mussten sie Expertinnen im perfekten und kameratauglichen Styling werden. Trump-Frauen treten grundsätzlich mit high heels auf, weil sie wissen, dass dies dem Patriarchen gefällt. "Sie wissen, dass in Trumps Marken-Reich ihr Image entscheidend ist, nicht sie persönlich", so Burleigh. Sie sind Objekte – auch das ist Teil des Deals mit Donald Trump.

Ivana Marie Zelníčková und Donald Trump waren für ziemlich lange Zeit ein perfektes Team. Das ging so lange gut, bis Trump sie als Konkurrenz sah. Er stieß sie ab, zugunsten einer jüngeren blonden Ausgabe namens Marla Ann Maples. Die war bereits einige Jahre seine Geliebte und wäre das wohl besser auch geblieben. Die Ehe hielt nur kurz – es gibt eine Tochter, Tiffany. Diese Ehe scheiterte, weil Marla sich nicht völlig Trumps Wünschen unterordnete und nicht so formbar war, wie er sich das vorgestellt hatte.

Vor allem an der eigenen Schönheit interessiert

Seit 2005 ist Trump mit der aus Slowenien stammenden Melanija Knavs verheiratet. Eine Ehe, die jetzt schon länger hält als die beiden Ehen davor. Melania ist die einzige Ehefrau, die Donald Trump in allem das Ruder überlässt. "Sie war eine formbare Göttin, großartig und still, darin trainiert, angeschaut zu werden, das perfekte Accessoire für Donalds 60er Jahre. Sie verstand die Regeln, und sie hielt sich daran", so Burleigh. Und das gilt bis heute. Melania Trump hat sich ihrem Ehemann unterworfen.

Dass sie ein Kind bekam, war vielleicht der einzige Punkt, in dem Melania sich durchsetzte. Sie schwieg, als die Stormy Waters Affäre publik wurde. Sie schwieg, als das Howard-Stern-Interview die Schlagzeilen bestimmte. Sie schwieg, als er nach seiner Niederlage den Mob aufs Capitol hetzte. Auf der großen Bühne machte sie nur das, was unbedingt getan werden musste, sie bevorzugte es, zuhause zu bleiben und sich um Sohn Barron zu kümmern. Sie will Luxus, Geld und Bequemlichkeit, politische Ambitionen sind bei ihr nicht erkennbar. Ihr einziges Interesse gilt ihrer eigenen Schönheit. In ihren Jahren als First Lady fiel sie ausschließlich durch teure Designer-Garderobe und durch perfekt inszenierte, wenn auch in der Regel stumme Auftritte auf. Redete sie, ging das öfter in die Hose oder war banales Geblubber. Man kann davon ausgehen, dass Melania nicht begeistert von der Aussicht ist, eventuell erneut ins Weiße Haus einzuziehen.

Die Trump-Prinzessin

Und dann ist da noch Ivanka, die in Reichtum hineingeboren wurde und mit Luxus und Einfluss aufwuchs. Bei Donald Trumps Tochter sind die Ecken und Kanten der Trumps abgeschliffen, sie ist so etwas wie eine modernisierte Version von Trump. Sie entspricht dem weiblichen Idealbild ihres Vaters so sehr, dass es immer wieder zu Situationen kam, die man nur als ‚gringe‘ bezeichnen kann. Sie genoss eine gute Ausbildung, hatte diverse Schönheits-Operationen, baute ein eigenes Marken-Imperium auf, konvertierte als Ehefrau Jared Kushners zum Judentum und inszenierte sich als ‚working Mom‘. Sie wurde Beraterin von Daddy Präsident, ohne dafür auch nur im Geringsten qualifiziert gewesen zu sein. Aber so funktioniert Nepotismus – man bringt die eigene Familie ins Spiel und an die zentralen Machtpositionen. "In ihrer zweifachen Position im Weißen Haus hat Ivanka mehr gemeinsam mit den glamourösen Töchtern legendärer Dritte-Welt-Kleptokraten wie Isabel dos Santos (Angola) und Leyla Aliyeva (Aserbaidschan) als mit Caroline Kennedy oder Chelsea Clinton", so Burleigh.

Auch wenn ihre ureigensten Überzeugungen in vielen Punkten nicht die ihres Vaters sind, stand und steht sie loyal hinter ihm – auch Ivanka ist eine Mittäterin, auch Ivanka hat Angst davor, vom Vater verstoßen und vom Hof gejagt zu werden.

Hoffen wir auf die Frauen bei der US-Wahl

Es ist ein seltsam anmutendes Frauenbild, das sich hier offenbart. Es ist durch und durch patriarchalisch, es ist davon durchdrungen, dass Frauen besser beherrscht werden, als zu viel Macht zu bekommen, es ist weit entfernt von Gleichberechtigung. In Trumps Welt sind Frauen Objekte, nicht Persönlichkeiten. Burleigh vergisst auch nicht den Blick auf die von ihr "die anderen Frauen" genannten Frauen – Frauen, die Trump wegen sexueller Belästigung verklagt haben, Frauen, die für ihn gearbeitet haben, Frauen, die seine Schwestern sind und größtmöglichen Abstand zu ihrem Bruder halten.

Burleighs Buch zeigt gerade durch seinen Fokus auf die Frauen in Trumps Leben, welche seelischen und moralischen Defekte dieser Mann hat. Er wurde schon als "bösartiger Narzisst" bezeichnet, er ist Rassist und Sexist, er hat noch nie im Leben einen altruistischen Gedanken gehabt oder andere Interessen als die seinen beachtet. Kein Präsidentschafts-Material, das bestätigt auch die Lektüre dieses Buchs. Hoffen wir, dass die Mehrzahl der Amerikanerinnen das auch so sieht und ihn endgültig in die politische Wüste schickt.

(Jutta Hamberger)+++

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