Sensationell: vier Oscars für deutschen Film
Erich Maria Remarque, Im Westen nichts Neues - Das Grauen der Welt
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14.03.2023 / REGION -
Nachdrücklicher als Remarque hat keiner die Sinnlosigkeit des Kriegs beschrieben. Sein Buch wurde gerade erst wieder verfilmt, und in der vergangenen Nacht wurde Edward Bergers Antikriegs-Drama "Im Westen nichts Neues" mit vier Oscars geehrt (bester internationaler Film, beste Kamera, bestes Szenenbild und beste Filmmusik).
Sensation in Hollywood: Der erfolgreichste deutsche Oscar-Film
Oscars für den besten internationalen Film gab es für deutsche Filme bereits (Die Blechtrommel, Nirgendwo in Afrika, Das Leben der Anderen), aber vier Oscars ist ein Novum. Entscheidend für den Erfolg des Films dürfte neben den handwerklichen Qualitäten das Momentum sein – es ist einfach der richtige Film zur richtigen Zeit. Der Krieg in der Ukraine dominiert seit einem Jahr unser Denken und Handeln.
Und: Kriegsfilme waren schon immer Top-Oscar-Kandidaten – man denke nur an "Apocalypse Now", "Schindler‘s List", "Inglorious Basterds", "Saving Private Ryan" oder "Born on the 4th of July". Einen deutschen Film suchte man in dieser illustren Liste bisher vergeblich. Im Ausland ist Bergers Film fast durchweg sehr positiv bewertet worden, in Deutschland erntete er viele Verrisse. Am Ende gilt: Dieser Film hat mehr Oscars für Deutschland eingefahren als jeder andere deutsche Film vorher. Und auch bei den britischen BAFTA Awards hatte er abgeräumt. Auch eine Art von Gerechtigkeit. Wir empfehlen: Schauen Sie sich mit leisem Stolz den Film auf Netflix an, und lesen Sie Remarques großartigen Roman.
Wir lagen neun Kilometer hinter der Front
Erstarrt im Stellungskrieg
Ein einziges Mal sprechen die Soldaten über die Ursachen des Kriegs, bleiben aber an der Oberfläche, vielleicht auch, weil sie gelernt haben, dass zu viel Nachdenken schädlich fürs Überleben ist:
‚Weshalb ist dann überhaupt Krieg?’, fragt Tjaden.
Kat zuckt die Achseln. ‚Es muss Leute geben, denen der Krieg nützt.’
‚Na, ich gehöre nicht dazu’, grinst Tjaden.
‚Sicher stecken andere Leute, die am Krieg verdienen wollen, dahinter’, brummt Detering."
Im Westen nichts Neues
Die Leser:innen haben das verstanden, und doch immer auch die politische Dimension des Romans gesehen. Remarques Roman wurde zu dem Antikriegsbuch schlechthin, sein Titel synonym für das sinnlose Sterben des Einzelnen in Konflikten, die nicht er selbst, sondern andere ausgelöst haben, um davon zu profitieren. Heute ist "Im Westen nichts Neues" in ca. 50 Sprachen übersetzt, die weltweite Auflage liegt zwischen 20 und 40 Millionen Exemplaren.
Die erste Verfilmung von 1930
Der Amerikaner Lewis Milestone verfilmte den Roman als Erster, der Film wurde mit zwei Oscars ausgezeichnet (Bester Film, beste Regie). Der Film erhielt hervorragende Kritiken. Das Branchenblatt Variety meinte, dass der Völkerbund den Film auf der ganzen Welt und in jeder Sprache zeigen sollte, bis das Wort "Krieg" aus dem Wörterbuch gestrichen sei. Nur in Deutschland sah man den Film mit gemischten Gefühlen. Die Veteranenverbände waren in der Regel monarchistisch und sahen den Film als Angriff auf die einfachen Soldaten, die für das Vaterland in den Krieg gezogen waren. Gauleiter Goebbels fuhr eine massive und letztlich erfolgreiche Kampagne gegen den Film. Schließlich knickte die Filmprüfstelle ein und verbot den Film wegen seiner "ungehemmt pazifistischen Tendenzen". Der Film ist als DVD erhältlich.
Die aktuelle Verfilmung von 2022
Edward Berger schuf tatsächlich die erste deutsche Verfilmung des Romans. Der Film tritt als deutscher Kandidat für die Oscars 2023 an. Berger über seinen Film: "Anders als bei amerikanischen oder britischen Werken kann es bei einem deutschen Kriegsfilm das Gefühl der Glorifizierung nicht geben. Bei uns dürfen wir keine Heldengeschichte erzählen, es geht immer um Trauer, Scham, Schuld und Terror. Und natürlich gibt es nichts, worauf man stolz sein kann in diesen Kriegen."
Die Verfilmung ist auf Netflix abrufbar und wurde am 12. März 2023 mit 4 Oscars ausgezeichnet.
Transparenzhinweis: Dieser Beitrag erschien am 20. November 2022 auf Osthessen News und wurde aus aktuellem Anlass ergänzt.
Über Erich Maria Remarque: https://www.sueddeutsche.de/politik/erich-maria-remarque-im-ersten-weltkrieg-sechs-wochen-in-der-hoelle-1.1921119
Remarque to go: https://www.youtube.com/watch?v=81OOuTRtwnk
Wer war Remarque?: https://www.youtube.com/watch?v=N8QOQ8BFPGw
Der Krieg in den Schützengräben: https://www.youtube.com/watch?v=a508gsM4H8o
Interview Daniel Brühl zur Neuverfilmung: https://www.youtube.com/watch?v=Rs9IlelVwbg
Felix Kammerer zur Neuverfilmung: https://www.youtube.com/watch?v=ZMUOUvKfvyY
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