Was wir lesen, was wir schauen (67)
Dashiell Hammett, Der Malteser Falke - Die Revolution des Kriminalromans
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16.04.2023 / REGION -
"Hammett gab den Mord den Leuten zurück, die Grund haben zu morden, und nicht nur da sind, um eine Leiche zu liefern." Das sagte kein Geringerer als Raymond Chandler über seinen berühmten Kollegen. Zeit, sich einem Buch zuzuwenden, das gleichzeitig klassisch und revolutionär ist.
Was ChatGPT über den Malteser Falken weiß
Ich habe diesmal ein Experiment gemacht und ChatGPT gefragt, was Künstliche Intelligenz (KI) über den Malteser Falken weiß. Hier kommt die leicht redigierte Antwort:
Die Revolution des Kriminalromans
Auftritt Sam Spade – Dashiell Hammetts dritter Roman war ein Paukenschlag und ein Geniestreich. Bis heute gilt der "Malteser Falke" als einer der besten Kriminalromane überhaupt. Er begründete ein ganzes Genre, denn "hard boiled" war eine ganz andere Welt als das ländlich-beschauliche Großbritannien. Es ist auch der erste Kriminalroman, den man getrost der Literatur zurechnen kann. Sam Spade ist kein Gentleman, sondern ein schäbiger Ermittler, dessen Revier die Gosse der Großstadt und die Nacht sind. Er trinkt zu viel, er raucht, er hat keine Partnerin und bleibt immer so etwas wie ein einsamer Wolf. Gewalt, Korruption und Zynismus sind seine Realität – eine Welt, die dreckig und blutig ist. Hammett definierte das Genre neu und bereicherte es um den bärbeißigen, oft zynischen und immer wortkargen Detektiv, dessen soziales Leben sich meist in Interaktionen mit Verbrechern, Polizisten und seiner Sekretärin Effie erschöpft.
Hammett führt auch die Femme fatale in die Handlung ein, und er erzählt seine Geschichte nicht gradlinig, sondern ziemlich verwickelt. Natürlich geht es immer noch um die Aufklärung eines Falls, aber Hammett schreibt viel mehr als ein "Whodunnit". Man kann den "Malteser Falken" auch als Gesellschaftsroman und scharfzüngige Beschreibung Amerikas in den 1930er Jahren lesen. Depression und Wirtschaftskrise mitsamt ihren ökonomischen und sozialen Verwerfungen bestimmen die desillusionierte Atmosphäre des Romans. Genau das ist der Boden, auf dem die sogenannten "hard boiled novels" gedeihen. Sie malen die Welt nicht in rosarot, sie tun nicht so, als ob alles gut wäre oder gut wird, sie sind von oft zynischem Realismus geprägt.
Spade spielt nicht nach den gängigen Regeln, sondern höchstens nach seinen Regeln, und er bricht alle Regeln, sobald ihm das nötig erscheint. Er ist immer good guy und bad guy, mal auf der Seite des Gesetzes, mal nicht. Er ist von niemandem abhängig, sondern nur sich selbst verantwortlich. Er entscheidet selbst, welche Risiken er eingeht, auch wenn ihn das in Gefahr bringt. Für ihn geht Eigennutz immer vor Moral, nur so sichert er sein Überleben. Hammett bringt all das in einem einzigen Satz über Spade unter: "Er sah aus wie ein eigentlich ganz umgänglicher, blonder Satan." Und trotz dieser Ambivalenz ist Spade letztlich der einzige in diesem Universum, dem Moral noch etwas gilt in der durch und durch verdorbenen Welt, in der er ermittelt.
Die Falkenjagd
Eines Tages sucht die umwerfend aussehende Miss Wonderly Spade auf und engagiert ihn, um Floyd Thursby zu finden, mit dem ihre minderjährige Schwester durchgebrannt ist. Die Dame hat Todesangst vor ihm, sagt sie. Nur: So schön, so ängstlich, und mit solchem Augenaufschlag? Viel zu schön, um wahr zu sein. Und deshalb gibt es gleich zu Beginn des zweiten Kapitels die erste Leiche, Spades Partner Archer, am Ende des Kapitels ist auch der mysteriöse Thursby tot, und die Polizei verdächtigt Spade des Mordes. Im dritten Kapitel heißt Miss Wonderly auf einmal LeBlanc und dann Brigid O’Shaughnessy. Und nein, die Dame ist keine Dame, sondern eine mit vielen Wassern gewaschene Mörderin. Sie ist nicht die einzige, mit der Spade es zu tun bekommt: auch Joel Cairo, Kasper Gutman und Wilmer Cook erschweren Spade die Aufklärung des Falls. Unklar bleibt, wem der Falke eigentlich gehört. Mit anderen Worten, es gibt nur äußerst mysteriöse oder äußerst verdächtige Menschen, das Wirrwarr ist maximal groß, und als Leserin weiß man nur eins mit Sicherheit: Du kannst Dich auf niemanden verlassen. Außer vielleicht auf Dich selbst.
Was als harmloser Beschattungsauftrag beginnt, wandelt sich rasant schnell in eine mörderische Verfolgungsjagd mit immer neuen Twists und neuen Ganoven, die in der Geschichte eine Rolle spielen. Hammett schreibt schroff, mit großer Lakonie und Direktheit, es ist die Sprache der Straße, nicht die des Bildungsbürgertums. Dialog und Handlung treiben die Geschichte voran. Die meisten Szenen des Romans spielen im Ganovenmilieu von Los Angeles. Am Ende und eher zufällig findet Spade den Falken, spielt mit einigem Vergnügen alle Gangster gegeneinander aus und schließt die Falken-Akte.
Verfilmungen
Ganz klar, dass dieses Buch Hollywood faszinierte. Sehr schnell gab es drei Verfilmungen, von denen aber nur die mit Bogey wirklich empfehlenswert ist. Hustons Verfilmung ist die Keimzelle des "film noir", und Bogarts Darstellung von Sam Spade ist ikonografisch.
· Roy del Ruth, The Maltese Falcon (1931). Mit Ricardo Cortez, Bebe Daniels. Nicht weiter erwähnenswert.
· William Dieterle, Satan met a Lady (1936): Warren William, Bette Davis. Sehr freier Umgang mit dem Stoff, aus einer hardboiled novel wurde eine Kriminalkomödie. Dafür aber mit Bette Davis. Als DVD erhältlich.
· John Huston, The Maltese Falcon (1941): Humphrey Bogart, Mary Astor, Sydney Greenstreet, Peter Lorre. Legendäre und werksgetreue Verfilmung, und ein Klassiker des Kriminalfilms. Als DVD erhältlich.
(Jutta Hamberger)+++
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