Was wir lesen, was wir schauen (69)
Gwen Bristow, Kalifornische Sinfonie: Go West - der Liebe wegen
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11.06.2023 / REGION -
Als Gwen Bristow 1950 ihre Western-Romanze "Kalifornische Sinfonie" schrieb, wurde das Buch praktisch aus dem Stand ein großer Erfolg. Der Roman gewann den Preis der National League of American Pen Women und wurde für den Pulitzer-Preis nominiert. Er katapultierte die Pastorentochter und Journalistin Bristow auf die Bestsellerlisten.
Auch in den 1950ern waren Autorinnen revolutionär
Gwen Bristow behandelt diese Fragen aus dem Geist der 1950er Jahre heraus behutsamer als die beiden Drehbuchautoren Julian Fellows und Shonda Rhimes. Aber wie diese geht auch sie an die Grenzen dessen, was (damals) denkbar war – unpassende Ehe, nicht-klassisches Rollenverständnis, Berufstätigkeit, Kontakt mit Menschen aus Ständen und Professionen, die die gute Gesellschaft gemeinhin meidet.
Als Garnet in New York den Präriehändler Oliver Hale kennenlernt, ist es um sie geschehen. In ihren Augen ist er unwiderstehlich: Mann, Abenteurer - und das im Wilden Westen. Garnet und Oliver heiraten, trotz einiger Bedenken der Eltern, und brechen nach Kalifornien auf. Wir schreiben das Jahr 1845, die Reise dauert Monate, ist beschwerlich, um nicht zu sagen lebensbedrohlich. Der erste Teil der Reise geht bis New Orleans, dann weiter mit dem Dampfer nach St. Louis und von dort bis Independence in Missouri. Von dort aus startet der Treck mit Planwagen nach Santa Fé und Kalifornien, quer durch den Wilden Westen, durch unwegsames Gelände, durch Wüsten und über Berge. Für alle Reisenden eine Herausforderung, besonders aber für eine Städterin.
Zusammenprall mit der Wirklichkeit
Am Ende wird fast alles gut
Natürlich weiß Gwen Bristow, dass ihre Leserinnen am Ende eine gute Auflösung wünschen. Die kommt, wenn auch nach vielen Umwegen. Denn Garnet bleibt in Liebesdingen emotional ein Teenager und ist auch nach dem Fiasko ihrer Ehe mit Oliver Hale nicht dazu imstande, eine erwachsene Beziehung auch nur zu denken. In ihrem Kopf wimmelt es nur so von romantischen Mädchenträumen, es kommt ihr gar nicht in den Sinn, dass dies kein Fundament für eine Ehe ist.
Florinda findet Garnets Verhalten ziemlich lächerlich. Sie, genau wie wir Leserinnen, weiß, wer der Richtige ist, sie weiß auch, dass Garnet nicht zur Single-Frau geboren ist. Tatkräftig hilft sie mit, dass die Freundin den richtigen und nicht erneut den falschen Mann wählt. Als kluge Autorin ersinnt Bristow für Florinda kein Happy End, sondern lässt ihre Zukunft offen. Wir können aber darauf vertrauen, dass Florinda wie eine Katze immer auf die Füße fällt. Ihr Leben wird beschwerlicher sein als das Garnets, aber vielleicht auch bunter, aufregender und eigenständiger.
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