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CDU-Kandidat gewinnt Direktmandat

Phalanx der SPD im Wahlkreis 168 gebrochen: Wilhelm Gebhard im Bundestag

Wilhelm Gebhard (CDU) ist der Wahlgewinner des Sonntagabends. Überraschend klar konnte er, das Direktmandat erringen. Wilhelm Gebhard (CDU) ist der Wahlgewinner des Sonntagabends. Überraschend klar konnte er, das Direktmandat erringen.
Fotos: Hans-Hubertus Braune

25.02.2025 / REGION HEF-ROF - Jetzt hat er es geschafft: Im zweiten Anlauf nach 2021 zieht Wilhelm Gebhard (48, CDU) in den Deutschen Bundestag ein. Nach der Niederlage vor dreieinhalb Jahren gegen den Dauer-Abonnenten des Direktmandats, Michael Roth (SPD), konnte der Wanfrieder Bürgermeister überraschend klar den Wahlkreis 168 Werra-Meißner/Hersfeld-Rotenburg für sich entscheiden (O|N berichtete). Der 48-Jährige setzte sich dabei gegen den 41-jährigen Daniel Iliev (SPD) durch. In einer ihrer Hochburgen wurde die SPD massiv abgestraft und musste eine krachende Niederlage hinnehmen. Auffällig zudem: das starke Abschneiden der AfD - gerade im Werratal konnte die Partei hohe Zustimmungswerte erfahren.



"Wir haben sehr gut gefeiert und ich habe mich riesig gefreut", gab Wilhelm Gebhard am Morgen nach der Wahl im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS zu. Bereits am Dienstag geht es für den scheidenden Bürgermeister dann nach Berlin zu einer ersten Sitzung mit der neuen CDU-Fraktion. Schon am späten Sonntagabend zeigte sich Gebhard überglücklich, vergaß dabei seinen schärfsten Konkurrenten Daniel Iliev allerdings nicht und lobte ihn für seinen engagierten Wahlkampf. Ungläubig ließ Gebhard allerdings zurück, dass AfD-Kandidat Gerhard Schenk auf 22,58 Prozent gekommen ist: "Er war kaum im Wahlkampf sichtbar und hat dennoch ein solch hohes Ergebnis eingefahren, das ist sehr unverständlich."

AfD im Werratal stärkste Kraft

Auch bei der SPD-Wahlparty in Sontra sorgte das enorm starke Ergebnis der AfD für Stirnrunzeln. Gerade im Werratal, in Heringen oder Philippsthal war das Unverständnis groß: "In beiden Städten hat die AfD bei den Zweitstimmen die meisten Stimmen eingefahren. Dieses Ergebnis ist besorgniserregend. Auf der untersten Ebene ist eine andere Realität eingetreten, als noch vor ein paar Jahren. Es herrscht zudem eine Demokratieunzufriedenheit, gerade hier im ländlichen Raum", resümierte Daniel Iliev gegenüber O|N. Zwar konnte der 41-jährige SPD-Kandidat sich bei der Erststimme durchsetzen, beim Zweitstimmenergebnis lag die SPD allerdings in beiden Städten nur auf Platz drei. Eine eigentliche Hochburg der Sozialdemokratie brach an diesem Sonntagabend. Im Vergleich zum Jahr 2021 verlor die SPD bei den Zweitstimmen über 15 Prozent und kam lediglich auf 22,2 Prozent. Ein ähnliches Bild gab es auch bei den Direktkandidaten, während Michael Roth vor dreieinhalb Jahren 43,7 Prozent erringen konnte, kam Iliev lediglich auf 27,8 Prozent.

Noch alarmierender sind die Zahlen in der Gemeinde Cornberg, dort votierten rund ein Drittel der Wahlberechtigten für die AfD, was zugleich das beste hessenweite Ergebnis der Partei gewesen ist. Auch bei der Erststimme konnte Gerhard Schenk mit rund 35 Prozent die meisten Stimmen holen. Insgesamt holte die Partei im Vergleich im gesamten Wahlkreis zur letzten Wahl 11,7 Prozent mehr und landete bei 23,2 der Zweitstimmen.

Grüne mit schwachem Ergebnis in einigen Kommunen

Ein Blick auf die anderen Kandidaten und Parteien: Große Verluste gab es besonders bei der FDP. Von 9,9 Prozent rutschte die Partei lediglich auf 3,8 Prozent. Während die Linken sich etwas verbessert zeigten, mussten die Grünen etwas Verluste hinnehmen. Auffällig dabei ist, dass die Grünen in vier Kommunen des Landkreises Hersfeld-Rotenburg (Cornberg, Philippsthal, Hohenroda und Heringen) ihr niedrigstes hessisches Ergebnis eingefahren haben. Allerdings wird die Grünen-Kandidatin Awet Tesfaiesus ebenfalls im Bundestag vertreten sein. Durch ihren Listenplatz fünf zieht es neben Gebhard erneut in den Bundestag ein.

Fazit: Zunächst einmal ist es gut, dass der Wahlkreis einen Direktkandidaten im kommenden Bundestag stellen wird. Durch die Wahlrechtsreform war dies nicht mehr gegeben. Alles andere hätte für den Flächenwahlkreis Werra-Meißner/Hersfeld-Rotenburg eine Katastrophe bedeutet. Mit Wilhelm Gebhard zieht zudem jemand ins Parlament ein, der die vielfältigen Probleme der hiesigen Kommunen und Städte durch seine Tätigkeit als langjähriger Bürgermeister (seit 2007) bestens kennt. Es wird spannend zu beobachten sein, wie er die enormen Fußstapfen von Michael Roth zukünftig ausfüllen wird und welche Fördergelder aus Berlin in die Region fließen.

Demokraten sind Verlierer des Wahlsonntags

Die Verlierer des Abends sind eigentlich alle Demokraten im Wahlkreis. Die AfD hat ein enorm starkes Ergebnis eingefahren und wurde sogar zweitstärkste Kraft. Das gibt den etablierten Parteien auf jeden Fall Anlass zum Nachdenken. Gerade die SPD wurde massiv abgestraft. Seit dem Bestehen des Wahlkreises im Jahr 2002 gewann Michael Roth immer das Direktmandat und die Sozialdemokraten waren jedes Mal stärkste Kraft, das ist nun vorbei. Allerdings hat es wohl weniger mit dem Engagement der lokalen Akteure zu tun, sondern viel mehr mit der bundespolitischen Wahrnehmung. Abschließend ist zudem positiv hervorzuheben, dass 82,62 Prozent im Wahlkreis ihr Kreuz gesetzt haben und ihre Bürgerpflicht erfüllt haben. (Kevin Kunze)+++

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