"Haben Sie einen Tipp für Ihre Genossen?"
Drei Fragen an die SPD-Vorsitzende Saskia Esken zum Wahlkampf
SPD-Bundesvorsitzende Saskia Esken macht Mut und gibt sich optimistisch
Fotos: Henrik Schmitt
19.01.2025 / FULDA -
Am Rand der Veranstaltung des SPD-Unterbezirks in Fulda-Johannesberg, bei der die SPD-Vorsitzende Saskia Esken am Samstagvormittag eine kämpferische Rede hielt, haben wir die 63-Jährige zu einigen der anstehenden Themen befragt. Hier Ihre Antworten:
O|N: Welchen guten Rat haben Sie für Ihre armen Genossen hier in der Diaspora, um trotz Umfragetief nicht den Optimismus zu verlieren? Und wie motivieren Sie sich selbst?
Saskia Esken: "Ich sage: Wir haben ein Regierungsprogramm, das für unser Land, seine Zukunft und seinen Zusammenhalt die richtigen Konzepte bietet. Wir orientieren uns an den Alltagssorgen der Menschen, also an sicheren Arbeitsplätzen, guten Löhnen und einem Staat, der den Familien mit seiner Infrastruktur, mit Bildung und Betreuung, Gesundheit und Pflege zur Seite steht. Und wir haben den richtigen Kanzlerkandidaten: erfahren, sturm- und krisenerprobt und gerade in schwierigen Zeiten wie diesen der richtige Mann an der Spitze dieses Landes. Ich weiß, dass wir Sozialdemokraten kämpfen können und dass wir gewinnen können. Und das machen wir jetzt."
O|N: Welches der von der SPD propagierten Wahlkampfziele ist das für Sie wesentliche und warum?
Saskia Esken: "Zusammenhalt ist das höchste Gut in unserer Gesellschaft und dafür haben wir eine Menge zu bieten. Denn wir stehen für soziale Sicherheit, für gerechte Löhne, für gleiche Chancen und gleichen Respekt. Die Menschen, die jeden Tag aufstehen und mit ihrer Arbeit, sei sie bezahlt oder unbezahlt, den Laden am Laufen halten: das sind die Leistungsträger und Leistungsträgerinnen in unserem Land. Und die haben unsere Wertschätzung verdient und dass unsere Politik sich an ihren Bedürfnissen ausrichtet. Gleichzeitig müssen wir uns gegen Angriffe auf unseren Zusammenhalt wehren, die von innen und von außen auf uns einwirken: Parteien wie die AfD, die auf die Spaltung unserer Gesellschaft und auf die Zerstörung unserer Demokratie ausgerichtet sind ebenso wie ihre Unterstützer und Unterstützerinnen im Ausland, die unser Land und seine offene, demokratische Gesellschaft schwächen wollen, um ihre Macht auszuweiten. Doch wenn wir zusammenhalten, sind wir ein starkes und wehrhaftes Land."
O|N: Welche persönlichen Schlüsse haben Sie als Parteivorsitzende aus dem schmerzlichen Scheitern der Ampel gezogen, die als Perspektive für künftige Koalitionen gelten können?
Saskia Esken: "Diese Koalition ist mit viel Vertrauen zwischen den Partnern gestartet und hat ein großes Aufbruchsignal an die Gesellschaft gesendet, das nach der bleiernen Zeit der Corona-Pandemie bereitwillig aufgenommen wurde. Angesichts der Zeitenwende, die Russlands Überfall auf die Ukraine für unsere Friedensordnung in Europa bedeutet und angesichts der immensen Herausforderungen durch Klimawandel, Digitalisierung, Demografie und nicht zuletzt den sich verschärfenden globalen Wettbewerb, der unsere exportorientierte Wirtschaft besonders hart trifft, hat die Partner offenbar der Mut verlassen, weiter auf Zusammenarbeit und Konsens zu bauen. Insbesondere die FDP von Christian Lindner hat angesichts ihrer dramatischen Verluste bei den Landtagswahlen ihr Heil zuletzt nur noch in der Zerstörung gesucht - Begriffe wie "D-Day" und "offene Feldschlacht" sprechen für sich. Ich habe gelernt, dass die staatspolitische Verantwortung, dieses wichtige Land zu regieren, für manche Personen und Egos einfach eine Nummer zu groß ist." (ci)+++