Hoher Besuch beim SPD-Jahresempfang

SPD-Parteivorsitzende Saskia Esken: "Merz kriegt nicht mal Söder in den Griff!"

Spitzenkandidatin Christine Fischer und SPD-Bundesvorsitzende Sakia Esken
Fotos: Henrik Schmitt

19.01.2025 / FULDA - Über hohen Besuch aus der Berliner SPD-Parteizentrale konnten sich am Samstagvormittag die Genossinnen und Genossen in Fulda freuen: die SPD-Parteivorsitzende Saskia Esken kam zum Jahresempfang des SPD-Unterbezirks ins Bürgerhaus nach Johannesberg, um ihren Fuldaer Parteifreunden in den Wochen des Wahlkampfs zur Seite zu stehen und ihnen Mut zu machen.


Zuvor hatte Andreas Maraun, Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Fulda, die bevorstehende Bundestagswahl als Richtungsentscheidung klassifiziert: "Soll künftig das Gesetz des Stärkeren regieren und Reiche aller Pflichten für die Gesellschaft enthoben werden? Dann ist auch klar, wer dafür die Zeche zahlen muss, nämlich die hart arbeitenden Menschen in unserem Land". Er verwies auf den harten Kampf der Wolfsburger VW-Belegschaft um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Wenn der VW in China als Oma-Auto verschrien sei, liege das nicht an den Arbeitenden, sondern an Fehlentscheidungen des Managements. Die Parteivorsitzende Esken als Hauptrednerin der Veranstaltung kündigte Maraun als diejenige an, die den für viele so überraschenden Wahlsieg 2021 namentlich mitzuverantworten habe. Mit Standing Ovation wurde die 63-Jährige im Bürgerhaus Johannesberg daraufhin willkommen geheißen.

In einer kämpferischen und kompakten Rede wandte sich Saskia Esken an ihre rund 70 Genossen im Bürgerhaus. "Ja, wir haben uns was vorgenommen, denn es geht ja um was bei dieser Wahl", startete sie. In mehr als 160 Jahre habe die SPD schließlich gezeigt, dass sie kämpfen könne. Esken knüpfte an ihren gestrigen Besuch in Wolfsburg an, wo sie gemeinsam mit Bundeskanzler Olaf Scholz, dem niedersächsischen Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), ihrem Mitvorsitzenden Lars Klingbeil, Arbeitsminister Hubertus Heil und SPD-Generalsekretär Matthias Miersch zum Wahlkampfauftakt gesprochen hatte. Dabei sei es zuallererst um das klare Bekenntnis zum Industriestandort Deutschland gegangen - für Esken das zentrale Wahlkampfthema. "Wir orientieren uns an den Sorgen der Menschen um die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze. Die SPD kämpfe um jeden Industriearbeitsplatz. Unionschef Friedrich Merz habe dagegen gerade Negativ-Schlagzeilen mit seiner Aussage gemacht, er glaube nicht an einen raschen Umbau der Stahlindustrie auf eine klimafreundliche Wasserstoffwirtschaft. Mit ihm gehe es zurück in die 90er Jahre, wie ja schon sein Buch "Mehr Kapitalismus wagen" propagiert habe. "Wir wollen dagegen mehr Demokratie wagen", so Esken.

Frotzeleien über Friedrich Merz, Lob für Olaf Scholz

Einmal mehr brach die Parteivorsitzende eine Lanze für Olaf Scholz: Angesichts der dramatischen Lage und den immer brutaleren Nachrichten sei sie jeden Tag froh und dankbar, auf ihn als Kanzler bauen zu können. Er habe im Gegensatz zu Friedrich Merz fundierte Regierungserfahrung, während dieser bisher nicht mal auf kommunaler Ebene in politischer Verantwortung gestanden habe. "Friedrich Merz will Donald Trump auf Augenhöhe begegnen und kriegt dabei nicht mal Markus Söder in den Griff", frotzelte Esken unter großem Gelächter der Anwesenden.

Mit knappen Statements zur notwendigen Aufstockung der finanziellen Unterstützung der Ukraine, der anstehenden Reformierung der Schuldenbremse und der künftigen Rentenfinanzierung streifte die 63-Jährige weitere wichtige Themen dieses Wahlkampfs, um ihre Parteifreunde schließlich zu motivieren: "Wir kämpfen für eine starke SPD, wir setzen das Land in Bewegung - Glück auf!", rief sie den Anwesenden zu.

Die SPD-Spitzenkandidatin für den Wahlkreis 173 Christine Fischer löste Saskia Esken dann am Rednerpult ab. Sie kam gerade von der Dankesfeier für die Sternsinger im Fuldaer Dom und erinnerte sich daran, dass sie in ihrer Heimatgemeinde schon in den 80er Jahren unbedingt bei dieser Sammelaktion mitmachen wollte, obwohl diese ehrenvolle Aufgabe damals nur Jungen übernehmen durften. "Dass ich das durchgesetzt habe, war damals eine Sensation und hat meinen Wunsch verstärkt, Dinge zu verändern, die nicht gerecht sind", sagte Fischer. (Carla Ihle-Becker)+++

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