Wir haben wirklich eine Wahl

Zuschauer stellen Fragen: ZDF-Klartext mit den Kanzlerkandidaten überzeugt

Sie stellten sich den Fragen der Bürger am Donnerstagabend im ZDF-Klartext
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14.02.2025 / KOMMENTAR - Diese Wahl hat es wirklich in sich: Klar, schon immer wird uns erzählt, dass die nächste Wahl die "Wichtigste" sei. Dieses Mal stimmt es. Zu viele Sorgen, zu viele Unsicherheiten lähmen uns. Gut eine Woche vor der Bundestagswahl sind viele Menschen in Deutschland verunsichert, teils sogar verängstigt.



Die Lage in der Welt wirft immer mehr Fragen auf. Die Unruhen, Kriege, die Herrscher in den USA und Russland, die Gewalttaten in Deutschland. Dazu eine angespannte wirtschaftliche Situation vor allem in Deutschland.

Ich mache mir viele Gedanken: Wie soll, wie kann es weitergehen? Wer kann überzeugen, wem gelingt es, uns mehr Zuversicht und Mut zu vermitteln? Ganz sicher bin ich mit diesen Fragen nicht alleine. Wer oder was kann uns Orientierung geben? Der kurze, aber intensive Wahlkampf soll Antworten geben. Dies zumindest erhoffen sich die Parteien. Was faktisch feststeht: Die Ansätze sind völlig unterschiedlich. Somit haben wir wirklich eine Wahl. Wichtig ist, sich mit den Wahlprogrammen zu beschäftigen. Nicht zu wählen, ist keine Lösung.

Es ist die Zeit der TV-Duelle

Es ist die Zeit der TV-Duelle. Am vergangenen Sonntag gab es in ARD und ZDF das direkte Duell von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und dem Spitzenkandidaten der Union, Friedrich Merz. Das hat mich insgesamt wenig überzeugt, da die Kandidaten erwartbar auftraten. Scholz zeigte ein paar mehr Emotionen und Merz blieb ruhig, ließ sich nicht aus der Reserve locken. Die jeweiligen Berater haben gute Arbeit geleistet. Inhaltlich war alles bekannt.

Das ZDF präsentierte am Donnerstagabend das TV-Format "Klartext". Nacheinander stellten sich Bundeskanzler Olaf Scholz, Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Alice Weidel (AfD) und Friedrich Merz (CDU) den Fragen der Bürgerinnen und Bürger im Publikum. Diese hatten sich laut dem Moderatoren-Team Bettina Schausten und Christian Sievers beworben und stellten eine - wie ich finde - gute Mischung der Bevölkerung in Deutschland dar. Die vier Kanzlerkandidaten hatten jeweils 30 Minuten zur Verfügung.

Die Reihenfolge der Kandidatin und den Kandidaten orientierte sich laut dem Moderatoren-Team an deren weiteren Abendterminen. Aber sie war durchaus gelungen, da der Übergang fließend erfolgte und man gespannt schauen durfte, wie sie sich begegnen: Scholz-Habeck verstehen sich wohl ganz gut, Habeck-Weidel geben sich die Hand, kennen sich, gehen aber ansonsten im politischen Alltag aneinander vorbei und Weidel-Merz geben sich ebenfalls einen "Anstands-Handschlag" (Begrüßung passt hier weniger).

Und wie gaben sich die Kandidaten in den Fragerunden?

Olaf Scholz: Der Bundeskanzler wirkte konzentriert und vorbereitet. Erwartbar seine Antworten. Doch auch im Dialog mit den Bürgern wirkt Scholz kühl und nüchtern. Will er so die Menschen erreichen? Selbstbewusst spricht er vom richtigen Weg, von Erfolgen. Trotz der für ihn eher mageren Umfragewerte will er eines: Die Wahl gewinnen. Er bietet an diesem Abend keine Überraschungsmomente.

Robert Habeck: Anders der Vizekanzler und Wirtschaftsminister. Er wählte die Devise, möglichst locker aufzutreten. Verständnisvoll, seine Positionen erklärend und gab Fehler in seiner Einschätzung zu bestimmten Themen zu. Das brachte ihm sogar ein Lob aus dem Publikum ein. Schlimm genug, dass es ein Extralob wert ist, wenn ein Spitzenpolitiker von eigenen Fehlern spricht. Insgesamt dürfte Habeck mit seinem Auftritt im ZDF-Klartext Sympathiepunkte gesammelt haben.

Alice Weidel: Deutlich kritischer ging das Publikum mit der AfD-Spitzenkandidatin um. Ihre Argumente konnten nicht überzeugen, dabei lieferte die Auswahl der Fragen ihr durchaus eine Steilvorlage gerade bei der Migrations-Debatte. Sie fühlte sich insgesamt nicht verstanden.

Friedrich Merz: Auch Merz trat erwartbar auf. Gab Weidel zwar die Hand, um dann aber energisch zu wiederholen, dass es keine Basis mit der AfD gebe. Konzentriert und mit klarer, deutlicher Sprache stellte er sich den durchaus kritischen Bürgerfragen. Zum Schluss zeigte der Knallhart-Politiker sogar Gefühle. Er möchte, dass seine Familie, seine Kinder in Sicherheit leben können. Das beschäftige ihn am meisten.

Fazit: Das Format hat mir durchaus gefallen. Trotz der vergleichsweise langen Sendezeit von 2 Stunden und 21 Minuten war es nie langweilig. Gut, ein Gast im Publikum sah das ein wenig anders und nickte wohl öfters ein. Was genau war sein Job in dieser Sendung? Das Themenspektrum war vielfältig und nicht auf das eine Hauptthema begrenzt. Durch die Vielschichtigkeit des Publikums kamen die Standpunkte besser zur Geltung. Unser Alltag ist von vielfältigen Herausforderungen geprägt. Und es wurde von der Moderatorin und dem Moderator wenig reingequatscht. Wohltuend im Vergleich zu den nervenden Talkshows. (Ein Kommentar von OSTHESSEN|NEWS-Chefreporter Hans-Hubertus Braune) +++

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