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Alexander Eifler: Mit Ivan Rebroff begann einst die Konzertreihe

Auf diesen Moment wartet Alexander Eifler: hier eröffnet er die Konzertreihe 2022
Fotos: Goa

26.06.2023 / FREIENSTEINAU - Er hat aus dem Nichts in der Provinz ein grandioses Klassik-Musikfestival geschaffen, das sich nicht nur national mit zahlreichen großen Festivals messen kann. Man könnte meinen, irgendwie bekäme er sie alle an die Angel und man fragt sich verwundert: wer ist eigentlich dieser Alexander Eifler, der Leiter des Nieder-Mooser Konzertsommers, und wie hat er es über die Jahrzehnte geschafft, das Festival auf Dauer zu etablieren.



Ursprünglich hatte der kleine Freiensteinauer Ortsteil am Fuße des Vogelsbergs zwei Gründe für eine überregionale Bekanntheit: der Nieder-Mooser See mit seinem gemütlichen Campingplatz und die Kirche des Dorfes mit der altehrwürdigen, denkmalgeschützten Oestreich-Orgel. See und Campingplatz waren der Grund, warum es den Frankfurter Alexander Eifler vor etwa 50 Jahren zum Urlauben hierher verschlug. Der nach eigenen Angaben leidlich begabte 18/19-jährige Orgelspieler erhielt die Erlaubnis, auf der Orgel zu üben und berichtete dem Frankfurter Konzertorganisten Herbert Manfred Hoffmann von der einzigartigen Orgel.

"Ich konnte ihn überreden, auf diesem seit 1791 weitestgehend unveränderten Juwel ein Konzert zu spielen: die "Nieder-Mooser Orgelkonzerte" begannen ihren Siegeszug. Diese brauchten einen Organisator und Kümmerer: Es stand sonst niemand zur Verfügung, daher hab‘ ich das eben gemacht!", blickt Eifler zurück – der gleiche Eifler, der nun bereits vor der 43. Spielzeit steht. "Eines Tages schrieb uns die Agentur von Ivan Rebroff, er wolle mal hier singen – gesagt, getan. Dies war die Geburtsstunde des immer acht Konzerte umfassenden "Konzertsommers". Es ist wie überall: wenn man erstmal als Festivalort einen Namen hat, kommen viele Künstler und Stars von ganz allein. Ich habe auch keine Scheu vor großen Namen und frage auch selbst dort an. Wir hatten und haben schon ganz viele Künstler von internationalem Spitzenformat hier zu Gast: Canadian Brass, Tine Thing Helseth, die Kings Singers, der Tölzer Knabenchor, der Leipziger Thomanerchor und viele andere. Und viele kommen gerne wieder – das ist doch ein tolles Kompliment für unser Publikum und das Festival. Durch die Anordnung der Sitzreihen sind sich Publikum und Künstler in dieser Kirche sehr nah – das schafft eine einzigartige Atmosphäre, von der viele Musiker schwärmen, der Funke springt ganz schnell über."

Künstler in den Vogelsberg zu holen ist das eine, sie zufriedenzustellen ist das andere. Eifler und sein 25-köpfiges Team haben auch eine ganze Bandbreite von Extravaganzen kennengelernt: "Wir haben zwei Damen im Team, die sich nur um die speziellen persönlichen Wünsche kümmern: Der eine braucht unbedingt nur dieses eine Wasser und auf keinen Fall irgendein anderes, der andere nur diese Wurst oder jene Butter. Manche sind total unkompliziert, manche sehr speziell – das muss man so nehmen wie es ist, dafür sind es Künstler, die einzigartiges leisten!"

Manchmal kostet es neben aller Freude auch Nerven: "Ivan Rebroff war vor Konzertbeginn nicht zu sehen. Ich war total aufgeregt und bin ins benachbarte Pfarrhaus, wo sich immer die Garderobe der Künstler befindet. "Ja ja, ich komme", meinte er zu mir. Der Organist hatte längst mit dem Vorspiel angefangen, da schritt er rüber zur Kirche. "Noch zehn Takte" – auf den Punkt genau betrat er das Kirchenschiff und begann zu singen. Zwischendurch war er dann auch mal hinter dem Altar verschwunden – da stand ein Kaltgetränk für die Stimme."

Ähnlich nervenaufreibend kann es sein, wenn Orgel-Legende Matthias Eisenberg sich die Ehre gibt: "Wenn es bereits läutet, kann es gut sein, dass er noch nicht mal umgezogen ist. Er wirft sich im allerletzten Moment etwas Schwarzes über und dann geht es los. In einem Jahr musste er allerdings seine Anreise nach Nieder-Moos abbrechen und sich mit starken Schmerzen in die Klinik begeben. Da haben wir spontan die Dekanatskantorin und einen sehr guten Organisten aus Frankfurt, der eigentlich als Zuschauer da war, gebeten, auszuhelfen. Ich weiß noch, wie ich ihm sagte "Hier sind die Noten!". Aber das ist Nieder-Moos: sie haben "natürlich" gespielt und die Zuschauer fanden es toll, dass das Konzert stattfand – und Eisenberg kommt ja immer wieder mal zu uns, so auch zum Eröffnungskonzert der neuen Saison am 9. Juli."

Eifler leitet die Konzertreihe ehrenamtlich. Immerhin hat er inzwischen mehr Zeit dafür, denn nach knapp vier Jahrzehnten wurde der Musik- und Religionslehrer Anfang 2018 pensioniert. "Ruhestand" kann man den neuen Lebensabschnitt aber nicht nennen. Wenn er nicht den Konzertsommer plant oder leitet, ist er oft als Prädikant und Kirchenvorstand unterwegs. Musik, Religion und Glaube sind tief verwurzelt in ihm, sagt er, der mehr als 40 Jahre "Kirche-unterwegs"-Camping-Seelsorge auf dem Nieder-Mooser Campingplatz mit Inhalt gefüllt hat. Der Bau der ersten Campingplatzkirche in 2002, der zusammen mit dem Betreiber des Platzes realisiert wurde, war sicher ein Highlight dieser Epoche für Eifler.

Highlights 2023

Neben dem bereits erwähnten Orgel-Virtuosen Eisenberg im ersten Konzert sind auch The Canadian Brass in Konzert Nr. 3 am 21. Juli wieder mit dabei. Eifler: "Das ist für mich das weltbeste Brass-Ensemble! Besonders freue ich mich aber auch auf den Weltstar Maurice Steger, den "Paganini der Blockflöte" oder auch "The world´s leading recorder player", wie ihn Presse und Kritik weltweit bezeichnen. Er ist zusammen mit dem Kammerorchester "Darmstädter Barocksolisten" am Sonntag, dem 16. Juli 23 um 17.00 Uhr in Nieder-Moos zu hören. Ich will eigentlich ansonsten keinen hervorheben, denn alle acht Konzerte sind Highlights!" Das vollständige Programm findet sich unter www.nieder-mooser-konzertsommer.de.

Auf dem Wunschzettel…?

Einen Moment überlegen muss Alexander Eifler zum Ende des Gesprächs dann bei der Frage, ob es denn nach allen Stars und Superstars, die er bereits an Land zog, vielleicht doch noch einen gibt, den er auf dem Wunschzettel ganz oben stehen hat. "Ja, da gibt es schon noch welche. Als ersten benenne ich mal den Startenor Rolando Villazón, den hätte ich sehr gerne bei uns zu Gast!"

Und nun fiebert Eifler dem Eröffnungskonzert entgegen, begleitet von der jährlichen Frage, ob denn wieder genügend Zuschauer kommen werden. Schließlich soll eine solch wunderbare Konzertreihe nicht nur in der Alten Oper oder beim Rheingau Musikfestival, sondern auch in der osthessischen "Provinz" sesshaft bleiben. (goa) +++

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