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Dirk Denzer: Ein Multitalent kreiert Fuldas Winter-Varieté-"Glückseligkeit"

Multitalent Dirk Denzer
Fotos: goa

27.11.2023 / FULDA/SCHWEINFURT - Von Haus aus ist er Erzieher, doch die Bühnen und Manegen verhinderten sein Pädagogik-Studium. So wurde Dirk Denzer allmählich Musiker, Varieté-Künstler, Programm- und Festival-Direktor. Und wenn man ihn kennenlernt und sich mit seiner Philosophie hinter seinem Multitalent beschäftigt, erkennt man den ihm innewohnenden Zauber seines Tuns. Der nächste krönende Beweis steht unmittelbar bevor: mit dem Programm "Ananda" ("Glückseligkeit") kehrt Denzers Winter-Varieté nach den großen Erfolgen der Vorjahre in die Orangerie zurück. OSTHESSEN|NEWS hat Denzer in Fulda getroffen.



‚Studierter Pädagoge‘ ist nicht das einzige, das Dirk Denzer NICHT wurde. Er wurde auch NICHT zum TV-Star, obwohl man ihn entdeckt hatte und die Tür offenstand. "Ich bin ein "Live-Mann", ich brauche die Interaktion mit dem Publikum", sagt er voller Überzeugung. Und überrascht den Fragenden zunächst mit der Feststellung: "Der Applaus ist schon toll, keine Frage. Gerade am Anfang einer Karriere ist er bedeutsam und man freut sich mächtig darüber. Aber bei mir ist es auch so, dass ich die Kraft der Stille mit dem Publikum spüren und genießen kann, die zum Beispiel von spiritueller Musik ausgeht." Und so etwas ginge eben nicht mit einer Kamera, erklärt er seinen Verzicht auf das TV-Format. Die Kontraste machen Denzer und sein Schaffen besonders wertvoll: prächtige Kulissen, Varieté und Artistik von internationaler Spitzenqualität – und dann aber doch auch die ruhigen, besinnlichen, philosophischen Koordinaten seines Lebens, ohne die er nicht will und nicht kann. Weder im Leben noch bei seinen Shows.

Warum Fulda?

2019 hatte das von Denzer von A bis Z konfigurierte Winter-Varieté nach "sehr konstruktiven Gesprächen mit dem Stadtmarketing" in der Fuldaer Orangerie seine umjubelte Premierensaison. Ein fulminanter Erfolg, alle Shows inklusive Zusatzaufführung ausverkauft, Standing Ovations am Ende. "Fulda hat mit dem "Star Club" eine Varieté-Geschichte, und die Orangerie garantiert eine außergewöhnliche Atmosphäre mit einem grandiosen Publikum!", lautet Denzers Erklärung für die Wahl des Aufführungsortes Fulda. Auch beim Re-Start 2022 verlangte der große Publikumszuspruch nach einer Zusatz-Aufführung. Aller guten Dinge sind Drei – was erwartet die Besucher diesmal?

"Endlich können wir nach oben!"

"Ananda" – Glückseligkeit ist eine Weiterentwicklung der ersten Show. Doch diesmal gibt es ein Bonbon, Denzers Vorfreude steht ihm ins Gesicht geschrieben: erstmalig ist durch innovative und aufwändige Bauten mit gleich zwei Darbietungen Luftartistik möglich. "Endlich können wir nach oben!", strahlt es aus ihm heraus. Sehr lohnenswert sei auch der Schweizer Komiker Baldrian mit einem Entschleunigungsprogramm vom Allerfeinsten: "Seine Flugobjekte über dem Publikum – das wird ein tolles Erlebnis werden!", verspricht Denzer. Weitere Highlights: die Feuershow, Jonglage und perfekte Partnerakrobatik, alles musikalisch von der eigenen Band live begleitet. Zu sehen ist "Ananda" in sechs Shows vom 26. bis 30.12. Termine und Tickets gibt es unter www.wintervariete-fulda.de .

Denzer – der Mensch

Denzer ist Unterfranke – aus Überzeugung. Wegen seines engen Eltern- und Heimatbezuges habe er es nie übers Herz gebracht, sein Dorf südlich von Schweinfurt zu verlassen, blickt der 58jährige ohne jeden Verdruss auf seinen Lebensweg. Nach der Erzieher-Ausbildung leistete er in den 80er Jahren seinen Zivildienst ab. "Ich bin Pazifist, ich wollte und konnte nie eine Waffe in die Hand nehmen!" Er bewahrt sich seine Utopie einer friedvollen, achtsamen, respektvollen und liebevollen Welt: "Wenn alle Eltern weltweit ihre Kinder vom Griff zur Waffe abhalten könnten – wer sollte dann noch Kriege führen?" Denzer ist sehr nahbar, gibt viel von sich preis: er sei kontaktfreudig und offen, schreibe sehr gerne – Texte, Lieder, Tagebuch. "Ich benutze es eher als Buch für meine Gebete". Auffällig: sein analoges Terminplaner-Kalenderbuch wie eh und je. "Ich schreibe alles analog." Mit philosophischen Fragen wie nach dem Sinn des Lebens beschäftigt er sich schon sehr lange, ebenso wie mit der Wissenschaft des heiligen Yoga und dessen geistig-philosophischem System. "Ein Hauch davon fließt auch in die Shows ein", verrät Denzer. Man ahnt es: auf einen PC- oder TV-Bildschirm sieht dieser Mann nur eher selten, Streaming oder Social Media könnten von ihm nicht leben. "Ich bin in der Freizeit lieber aktiv und kreativ: zum Beispiel Gitarre oder Klavier spielen, denn das Leben ist doch viel zu kurz." Insgesamt sei er sehr diszipliniert und strukturiert.

Erst Kinderlieder, dann Clownerie plus Musik plus Artistik

Die künstlerische Entwicklung begann mit der Entdeckung der ambitionierten Kinderlieder aus seiner Feder – ein daraus gestricktes Programm wurde damals zu einem Riesenerfolg, sagt er. Denzer setzte sich zur Abrundung der Kinderperformance eine rote Nase auf und stellte fest, dass er neben der Musik auch als Clown viel Freude und ebenso viel Erfolg bei den Kindern hatte. "Ein Clown mit Musik, der müsste doch auch Jonglage und Artistik können" – gesagt, geübt, gefeiert. Er sei fast schon manisch begeistert gewesen von der so erweiterten Clownerie, die ihn antrieb. Nichts davon war familiär vererbt: "Das kam einfach so." Dass sich damit das Sozial- und Musikpädagogikstudium erledigte, bereut er heute, nach 33 Jahren als Varieté-Künstler, überhaupt nicht: "Das Leben wollte es eben anders, und das ist gut so!". Denzer ist nicht nur Künstler, sondern auch Macher hinter den Scheinwerfern und abseits der Bühnen. So erschuf er 2004 in Schweinfurt das nach seinen Angaben europa-, wenn nicht sogar weltweit größte "Internationale Varieté-Festival". Die siebte Auflage wurde im Mai in einem 20 Meter hohen Zelt von 15.000 Besuchern begeistert gefeiert– was Denzer macht, macht er richtig.

Es geht Denzer darum, Menschen zu inspirieren für ihren eigenen Weg, was auch immer das sein mag: "Wenn jemand nach der Show sagt, er sei inspiriert worden, dann war es wirklich gut!" Man solle sich auch noch im Alter neu ausprobieren und dabei nicht nach Perfektion streben, sondern nach Freude. Denzers Rezept: "Ich werde nie damit aufhören, das zu tun, was mir Freude bereitet und rufe alle auf, das auch zu tun!" Da spricht nicht nur ein großartiger Künstler, sondern doch wohl auch ein Pädagoge… (goa) +++

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