Berufe, Berufungen, Menschen (48)

Dorothea Koch: Leiterin der "Eichhof-Damen" – und eines Herrn

Einblick in ein besonderes Ehrenamt.
Fotos: goa

22.01.2024 / LAUTERBACH - Hilfe und Nähe anbieten, ohne sich aufzudrängen. Zeit haben und sich kümmern. Soziale Hilfe ohne Rücksicht auf die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft beim Gesundwerden leisten, ergänzend zur medizinischen Hilfe: wer sich als Patient besser fühlt, wird schneller gesund. Dies sind zentrale Säulen in der Tätigkeit von Dorothea Koch. Sie ist seit zehn Jahren die Leiterin der ehrenamtlichen "Eichhof-Damen" im Lauterbacher Krankenhaus. Wobei sie beim Namen der Gruppe inzwischen ein kleines "Luxus-Problem" hat: seit einiger Zeit gehört nämlich erstmalig ein Mann zum aktiven Personalkörper der "Eichhof-Damen". OSTHESSEN|NEWS hat Dorothea Koch und ihren ersten "herr"-lichen Helfer befragt.



Dorothea Koch wurde vor 16 Jahren vom Pfarrer angesprochen, weil "er etwas für sie hätte". Gemeint war die Tätigkeit für die Krankenhaushilfe bei den vormals "Grünen Damen". Zunächst hatte die Wallenröderin Bedenken, weil Jahrzehnte vorher die Betreuung eines krebskranken Kindes im Rahmen ihrer damaligen beruflichen Tätigkeit in Südhessen sehr belastend war. Doch sie probierte es aus und es sollte sich lohnen. "Ich habe die Entscheidung keinen einzigen Tag bereut! Alle, die diesen Dienst hier leisten, machen es gerne. Wir bekommen viel Freude der Patienten zurück und man geht mit einem sehr guten Gefühl nach Hause."

Manchmal hilft schon das Zuhören

Jeder positive Impuls sei heilsam und beschleunige die Genesung, weiß Koch zu berichten. "In dem Patientenkontakt wollen wir Trost und Hoffnung geben: zum Beispiel die Angst vor einer Operation nehmen und den Patienten auf die Zeit nach einer Entlassung vorbereiten." Aber auch kleine Unterstützungen können für Patienten eine große Hilfe darstellen: eine Telefonkarte oder Einkäufe im Haus erledigen, Hilfe beim Koffer aus- und einpacken, etwas Vorlesen, weil die Patienten selbst zur Lektüre nicht in der Lage sind. Für die Patienten besteht die Gelegenheit, an den Andachten in der Klinikkapelle teilzunehmen. "Viele können den Weg aus eigener Kraft nicht schaffen, daher bieten wir gerne unsere Hilfe an und sprechen auch die entsprechenden Einladungen zur Teilnahme aus." Manchmal bestehe der Patientenbedarf aber auch einfach nur aus Zuhören oder dem Hand-halten.

Freud und Leid

Kochs Berufung wird spürbar: man werde öfters angestrahlt mit den Worten: "Da sind Sie ja wieder!", so dass man eine schöne, sinnvolle und befriedigende Aufgabe habe. Allerdings gebe es auch Patientenschicksale, die belastend sind, wo man mal nicht freudestrahlend nach Hause geht. "Mein Mann sieht das, wenn ich nach Hause komme: ‚Was war denn los?‘ lautet dann immer seine Frage. Ein Beispiel: Einmal weinte ein Patient im Gespräch mit mir. Er habe Krebs und nur noch wenige Wochen zu leben, seine Frau war längst verstorben und der Sohn kümmerte sich seit Jahren nicht, so dass er tatsächlich keinerlei Besuch von außen hatte. So etwas berührt natürlich sehr", sagt die erfahrene Helferin. Derart belastende Schicksale können in Team-Gesprächen gemeinsam erörtert werden.

Der erste Mann im Team

Albrecht Schrimpf, pensionierter Beamter des Landratsamtes, kam mit seinem Eintritt in den Ruhestand 2019 auf die Idee, dem Vorbild seiner Frau Judith zu folgen: sie ist seit mehreren Jahren bei den Eichhof-Damen aktiv. Zunächst nur in der Administration, ließ er sich dann aber 2022 mal zum Mitgehen animieren. Die ersten Patientenzimmer besuchten die Schrimpfs noch gemeinsam, dann war bei ihm das Eis gebrochen. "Sowohl die Rückmeldungen als auch meine eigenen Erfahrungen sind sehr positiv. Ich verstehe die Arbeit zwar auch einerseits als sehr ernst, aber auch mal mit einem Augenzwinkern und dem nötigen Humor. Das lockert das Miteinander immer ungemein auf. Und man freut sich wirklich sehr über die dankenden und lobenden Rückmeldungen der Patienten!"

Als eine der besonderen Geschichten beschreibt er die folgende Situation: "Einen Patienten kannte ich von früher als "harten Hund". Er hatte zwei Schlaganfälle erlitten, konnte sich kaum noch artikulieren. Am Ende meines einstündigen Besuches weinte er voller Freude und Dankbarkeit, weil sich, wie er sagte, noch nie jemand so lange mit ihm beschäftigt hätte – er sei doch schließlich immer ‚der Böse‘ gewesen. Das hat mir viel gegeben!"

Hintergrund:

1977 startete die Hilfe am Krankenhaus Eichhof unter dem Namen "Grüne Damen" als Teil der deutschen Evangelischen Krankenhaushilfe. Heute sind die Eichhof-Damen ökumenisch und an keine Konfession gebunden. Ihr christliches Motiv blieb in der Satzung erhalten. Durch Corona und altersbedingtes Ausscheiden gehören der Gruppe aktuell noch sechs Personen an. 2023 wurden sie von der Sparkasse Oberhessen für ihr Engagement als "Alltagshelden" geehrt.

Interessierte sind herzlich willkommen: weibliche UND männliche! Für eine erste Kontaktaufnahme steht Marika Heiß, Tel. 06641 82-245, heiss@eichhof-online.de, gerne zur Verfügung. (goa) +++

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