Neu: O|N-Serie Berufe. Berufungen. Menschen.
Rudolf Dietrich: "Der aktuelle ist mein bisher bester Kino-Dokumentarfilm!"
Fotos: goa
27.02.2023 / LAUTERBACH -
Eigentlich sollte nach der Trilogie "Der Vulkan lebt" Schluss sein. Aber er hat es zum Glück doch nochmal getan: Rudolf Dietrich hat vier Jahre lang wieder unzählige Stunden mit seiner Profi-Videokamera im Tarnzelt auf der Lauer gelegen und in Lauterbach, Ulrichstein, Schotten und Nidda spektakuläre Aufnahmen für seine neue Natur- und Tierdokumentation gesammelt. Nun steht sein neuer Film "Wildtiere auf der Suche nach neuen Lebensräumen" vor den Premierenaufführungen in Kinos in Nidda und Lauterbach. OSTHESSEN|NEWS hat den 85-jährigen Tausendsassa besucht und zu den Hintergründen und Motiven seines Schaffens befragt.
Wer in Lauterbach lebt, kennt ihn vermutlich noch als Vorsitzenden der Aktionsgemeinschaft Lauterbach e.V., der er vier Jahrzehnte lang vorstand, oder als ehemaligen Geschäftsführer des Lauterbacher Anzeigers. Er war im Regionalausschuss der IHK, er dichtet, ist im Philosophenkreis und heute noch Beisitzer im Sparkassen-Ausschuss. Eine Leidenschaft prägt ihn aber ganz besonders: das Drehen von Tierdokumentationsfilmen. Bei näherer Betrachtung und nach einem Gespräch mit ihm erkennt man ohne Zweifel: Es ist viel mehr als ein Hobby, es ist wohl eine Berufung.
"Viele Bekannte haben es nicht für möglich gehalten, dass ich als Hansdampf in allen Gassen, der ansonsten kaum den Schnabel halten kann, es hinbekommen würde, mich tagelang mucksmäuschenstill in ein Tarnzelt zu setzen und abzuwarten, ob ich die gewünschten Motive vor die Kamera bekomme", lächelt Dietrich im O|N – Gespräch. "Aber diese Tätigkeit gibt mir sehr viel. Beim näheren und genauen Hinsehen in der Natur erkennt man erst ihre wahre Schönheit. Man wird demütig und lernt, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen!"
Achtung vor den Tieren
Meine Aufnahmen sollen die Betrachter zum Nachdenken bringen und die Achtung vor den Tieren lehren: sie empfinden wie wir Menschen Schmerz und Leid. Ein Tier ist nicht einfach eine Sache, auch wenn es rechtlich so sein mag."
Das "Riesen-Auge" irritiert den angreifenden Seehundbullen
Dietrichs Leidenschaft führt ihn im Laufe der vielen Jahre auch in die Ferne: die Galapagos-Inseln, Israel, Vietnam und durch die Wüste. Nicht selten gibt es gefährliche Momente, wie den äußerst stattlichen Seehundbullen, der seine beiden Jungtiere verteidigen wollte und den ahnungslosen, mit der Kamera tauchenden Filmemacher als Gefahr ansah. "Die vor mich gehaltene Kamera hielt er wohl bei der Angriffs-Annäherung für ein riesiges Auge und er schwamm immer wieder knapp an mir vorbei, ohne mich tatsächlich anzugreifen. Ich schwamm ans Ufer und die Jungtiere kamen zu mir, legten sich sogar auf meine Füße. Wenn die Kamera nicht zufällig während der gesamten Zeit eingeschaltet gewesen wäre, hätte mir das wahrscheinlich niemand geglaubt."
Beim Thema Unterwasseraufnahmen lässt er seinen zuweilen trockenen Humor durchschimmern: "Die Unterwasserhülle für die mehrere tausend Euro teure Kamera funktioniert klasse, sie war immer dicht. Nur einmal nicht – da war die Kamera futsch."
"Am Ende nochmal zehn Minuten durchhalten – das lohnt sich meistens!"
Rudolf Dietrich beweist bei den Dreharbeiten eine schier unendliche Ausdauer. Dabei hat er immer wieder eine Erfahrung gemacht, die eine Metapher fürs Leben sein kann: "Wenn man ewig im Tarnzelt bei Kälte, Nässe oder Hitze gesessen hat und sich bereits das Gefühl einstellt, es war umsonst, es geht auch körperlich nicht mehr, dann habe ich mit einer Angewohnheit sehr gute Erfahrungen gemacht: ‚Jetzt nochmal zehn Minuten durchhalten, auf die kommt es dann auch nicht mehr an, und dann ist Schluss!‘ Sehr oft habe ich dann in dieser finalen Phase die besten Aufnahmen machen können und so den Lohn für das Durchhalten bekommen."
Was führte entgegen der Planung zum aktuellen Film?
"Als ich vor ein paar Jahren mitten in Lauterbach eine Wasseramsel, einen Schwarzstorch und einen Graureiher an den drei fließenden Gewässern Lauter, Brenderwasser und Eisenbach sah, habe ich meinen Augen nicht getraut. ‚Das gibt’s doch gar nicht und hat es bisher so auch nie gegeben‘ – es sind schließlich sehr menschenscheue Tiere. Aber doch, das gibt es inzwischen, und es ist ein weltweit beobachtetes Phänomen, wie mir anerkannte Wissenschaftler, Forscher und Biologen auf Anfrage bestätigten. Veränderungen hat es ja durchaus schon immer gegeben, neu ist aber das dramatische Tempo der Veränderungen." Dietrich investierte Drehstunden über Drehstunden, es folgten Vergleiche mit seinen vor Jahrzehnten gefertigten Aufnahmen, Analysen mit Experten. "Ich suchte Antworten auf die Frage, warum das so ist, und ich habe Antworten gefunden!" Es muss sich zeigen, ob die Menschen die Tiere in ihren veränderten Lebensräumen auch annehmen.
O|N will hier bewusst nicht spoilern, sondern einen Anreiz geben zum Anschauen des 75-minütigen Films. "Es ist mein mit Abstand bester Film geworden", sagt Dietrich voller Überzeugung.
Neben den bereits feststehenden Terminen in Nidda und Lauterbach, könnten weitere Aufführungen an anderen Orten folgen. "Das steht aber noch nicht fest. Jetzt schauen wir erstmal, ob der Film die Menschen überhaupt interessiert", sagt der Lauterbacher Sielmann bescheiden, durchaus gespannt und voller Vorfreude.
Termine:
Nidda, LUMOS-Kino: Sa., 11.3., 16 Uhr und So., 12.3., 11.00 Uhr (Matinee), Di., 14.3., 19.30 h. Karten im Vorverkauf im LUMOS-Kino oder im Internet unter www.lumos-kino-nidda.de; Restkarten an der Abendkasse.
Lauterbach, Aula der Sparkasse Oberhessen: Fr., 17.3., 20 Uhr, Sa., 18.3., 20 Uhr. Karten nur an der Abendkasse. (goa)+++
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