Berufe. Berufungen. Menschen (21)

Katharina Wahl: eine Hobby-Künstlerin gestaltet und personalisiert

Katharina Wahl mit ihrer Tochter und ihrer Mutter.
Fotos: goa/Privat

17.07.2023 / LAUTERBACH - Massenware ist nicht ihr Ding. Und Langeweile schon gar nicht. Diese verspürte die Lauterbacher Lehrerin Katharina Wahl aber sehr deutlich, als die Coronaphase zeitliche Freiräume schuf. Wahl nutzte sie, und gepaart mit ihrer nahezu grenzenlosen Gestaltungskraft entstand zunächst ein Hobby und daraus ein Nebenerwerb, dessen Name gleichzeitig Programm wie auch Bekenntnis zur Heimatstadt ist: "LauterKreatives". OSTHESSEN|NEWS hat sie besucht.



"Angefangen hat es mit dem Bemalen von Baumscheiben und Steinen bei meiner Mutter Anja Wienold", erzählt die 32-jährige Katharina Wahl. Sie ist im Hauptberuf Lehrerin am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium ("AvH") in Lauterbach und unterrichtet dort Mathematik und Spanisch. Wahl selbst begann am Anfang der Corona-Kontaktbeschränkungen zu Nähen, zu Sticken und zu Plotten, neben dem eigenen Spaß am Werkeln und Gestalten mit immer neuen Möglichkeiten stellte sich auch ein motivierendes Echo von Freunden und Bekannten ein.

Schnell wurde daraus eine kleine gemeinsame "Firma" inklusive Gewerbeanmeldung: mit ihrer Mutter entstand "LauterKreatives". "Viele Menschen freuen sich ganz besonders, wenn textile Waren mit Namen, Sprüchen oder in sonstiger Weise personalisiert werden und sich dann von der Serienproduktion abheben." Das gilt natürlich erst recht, wenn ganze Produkte gleich als Unikat gestaltet werden. Als Beliebtheits-Schwerpunkt haben sich Baby- und Kinderprodukte wie Kissen oder Bettschlangen herauskristallisiert, Babysachen werden gerne mit Namen und dem Geburtsdatum versehen. Aber auch Sportvereine und Abschluss-Schulklassen wie jüngst der Physik-LK gehören zu Wahls Kunden, wenn Pullover oder Trainingsanzüge bestickt oder bedruckt werden sollen.

Nachhaltigkeit ist wichtig

Neben der Individualität geht es Wahl bei ihrer Tätigkeit um Aspekte der Nachhaltigkeit: möglichst Bioqualität mit entsprechenden Zertifizierungen, kurze Wege und die angestrebte langlebige Verwendung der Produkte sind ihr wichtig. Dazu gehört auch, dass möglichst wenig Stoffabfälle entstehen: "Aus Reststücken fertige ich zum Beispiel Babywaschlappen!".

Für Erwachsene hat sie "Leseknochen" im Angebot: ob auf dem Sofa oder in der Hängematte dienen sie in verschiedenen Größen und Designs als Kopf-/Nackenstütze - waschbar, versteht sich. Hinzu kommen Jutetaschen, Notebook- und Tablethüllen, Handtücher, Rucksäcke für Kinder, Erwachsene und Junggebliebene – kurzum alles, was Stickmaschine und Plotter verarbeiten können. Alles Unikate, und Wahl erledigt neben der Produktion auch die Buchhaltung und den Versand persönlich.

Das Auge bleibt beim Spaziergang durch Wahls "Werkstatt" und Warenlager an einer auffälligen Schultüte hängen. "Die ist für mich!", stellen freundliche, aber bestimmte Kinderworte vorsichtshalber unmissverständlich sicher: DIESE Schultüte ist nicht zu erwerben, darf aber als Anschauungsobjekt bestaunt werden. Töchterchen Helena Wahl, sechs Jahre alt, freut sich angesichts dieses Schmuckstücks schon besonders auf die bevorstehende Einschulung. Natürlich hat ihre Mama für sie wie gewünscht ein Einhorn neben Johannas Namen gestickt. Mama Katharina erklärt: "Die Schultüten kann man anschließend als Kissen verwenden!" Und weil sie weiß, wie blöd eine Einschulung mitunter für Geschwisterkinder sein kann, gibt es für diese auch kleine Geschwister-Tüten: "So gehen sie nicht leer aus, sondern bekommen auch Aufmerksamkeit!" Eine ca. 70 cm große Schultüte kostet je nach Aufwand etwa 60 Euro, die kleineren Geschwistertüten 29 Euro.

Zuletzt hat die in ihren Fähigkeiten expandierende Hobby-Heimwerkerin mit künstlerischen Zügen den Werkstoff Gips für sich erkannt: "Daraus mache ich Dekoartikel. Wenn man erstmal damit anfängt, kann man nicht mehr aufhören!" Von den Großhandels-Einkaufmöglichkeiten, die sie durch das Gewerbe hat, kann jeder interessierte Stoffe-Suchende profitieren: "Da ich die Stoffe ja größere Mengen im Großhandel einkaufe, biete ich sie auch als Meterware in meinem Onlineshop an."

Schule, Fasching, Heirat, Heimat

Durch ihr Studium hatte es Katharina Wahl zunächst aus Lauterbach in die Ferne gezogen: Brasilien, dann Barcelona und Wien. Den Heimatbezug verlor sie dabei nie. So lernte sie bei einer Fremdensitzung in Frischborn 2014 ihren späteren Mann kennen – nach einem Jahr Fernbeziehung und der erfolgreichen Beendigung ihres Studiums fielen gleich zwei megawichtige Entscheidungen: aus dem Freund wurde ihr Mann, außerdem mündete die Fernbeziehung in eine Rückkehr in die osthessische Heimat.

Schließlich kam es wie gewünscht zur Anstellung am AvH. Weniger erwünscht, aber doch ein wichtiger Weichensteller war zu guter Letzt die Coronaphase, womit wir wieder am Anfang der Geschichte wären. Die Pandemie ist gegangen, doch die unbändige Freude am Gestalten ist geblieben, ebenso wie ihre Freude an ihrem Hauptberuf als Lehrerin. "Ich kann wirklich behaupten, an der AvH Teil eines tollen Kollegiums zu sein. Und dass ich mit der 6d die besten Schüler habe, die man sich nur denken kann, das versteht sich doch von selbst!" (goa) +++

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