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Beate Friedrich: Schnell mit dem Notebook, treffsicher beim Schießen

Besonders als Schützin ist sie in ihrem Element, das „Handwerkszeug“ fest im Griff: Liegend, Sitzend, Stehend…
Fotos. goa / privat

05.08.2024 / ALSFELD - Als ehemalige Bankerin lernte sie ihren Ehemann kennen, als Familien- und Hundefrau kam sie durch Zufälle zum Großkaliberschießen mit Revolver und Pistole. Die für die SLG Team Shooters Corner Wetterau schießende Beate Friedrich kam, sah und traf als Novizin innerhalb kürzester Zeit derartig gut, dass sie sich neben dem Aufstieg zur stellvertretenden Bundesreferentin des "Bundes der Militär- und Polizeischützen" (BDMP) ruckzuck in die weibliche Leistungsspitze und die BDMP-Nationalmannschaft schoss.



Eine schießsportliche Heimat des BDMP befindet sich auf dem verbandseigenen Schießstand in Alsfeld, wo Friedrich jüngst bei der Deutschen Meisterschaft sowohl mit persönlichen Bestleistungen erfolgreich den Abzug ihres Revolvers betätigte, als auch in der Funktionärseigenschaft in der Organisation der Meisterschaft Höchstleistung brachte. OSTHESSEN|NEWS auf Spurensuche: was macht den Reiz aus, sich in dieser Männerdomäne des höchst dynamischen BDMP-Großkaliberschießens mit Revolver und Pistole gleich in doppelter Hinsicht zu etablieren?

Um einen Verdacht gleich in aller Form auszuräumen: Beate Friedrich "fährt nicht auf die dicken Knarren ab" und hat nicht deshalb den nach wie vor relativ exotischen Weg einer Frau an den Abzug großkalibriger Feuerwaffen inklusive der sprengstoffrechtlichen Berechtigung zum Wiederladen der Munition gefunden. Vieles hat sich einfach so ergeben, aber es braucht natürlich einige spezielle individuelle Merkmale, um offene Türen zu erkennen und sie zu nutzen. Die zweifache Mutter und Ehefrau Friedrich nutzte sie konsequent, um sich weiterzuentwickeln, erklärt sie in einer Pause bei der DM in Alsfeld.

Hundeplatz - Schießstand - Personalbedarf

Ein Schütze in der Hundetrainingsgruppe, deren Platz neben dem Schießstand liegt plus personeller Bedarf im Großkaliberteam führten eines Tages zu Beates unverbindlichem Schnuppertermin in 2012. "Bis dahin kannte ich gerade einmal den Unterschied zwischen Gewehr, Revolver und Pistole", schmunzelt sie im Rückblick. "Gerne probiere ich mal .357 Magnum, was auch immer das ist!", habe sie dem Schützen bei seinem Anwerbeversuch mitgeteilt. Etwas Thrill darf es bei Beate gerne sein, und so nahmen die ersten Gehversuche den bei ihr erwartbaren Verlauf. "Das Schießen hat mir sofort einen Heidenspaß gemacht, und es kam durchaus der Gedanke auf: ‚Denen zeig ich es!‘ Das Zusammenspiel von Körper und Geist stellt eine echte Herausforderung dar, entspannt mich aber ungemein – das war und ist mein Ding", konstatiert sie die Voraussetzungen der weiteren Entwicklung.

Ein Trainer erkannte ihr Talent und coachte sie intensiv. "Wo willst du hin?", lautete seine richtungsweisende Frage. "Was ich mache, mache ich richtig", sagt Friedrich allgemein über sich. Die für sie typische Antwort konnte daher nur lauten: "Nach ganz oben!" Es dauerte kein Jahr, bis sie Leistungsträgerin des Teams war, die eigene Waffenerwerbsberechtigung erlangte und zusätzlich auch die Befugnis, Munition selbst zu laden. Vom DSB wechselte sie zum BDMP: "Unterschiedliche Modifikationen beim Schießen, andere Entfernungen, viel mehr Dynamik!" Bundesreferent Klaus-Dieter Semrau machte ihr schnell die Stellvertreter-Position schmackhaft, denn Friedrich ist auch eine Macherin hinter den Kulissen: Start-Anmeldungen, Ergebnislisten, Checken von Einsprüchen – mit Semrau ein Team, bei dem es fachlich und menschlich passt. In Alsfeld mussten fast 1.300 Einzelstarts verarbeitet werden, ihre Finger am Notebook glühten. Selbst am Tag danach von zu Hause aus: Ergebnislisten an alle Schützen versenden, die Aufwandsvergütung für die vielen ausnahmslos ehrenamtlichen Helfer auf den Weg bringen und so weiter.

Die 60-Jährige genoss aber die DM auch in sportlicher Hinsicht in eigener Sache: zwei dritte Plätze mit neuem persönlichen Highscore. Apropos Sport: bisherige Highlights waren zwei Einsätze mit der BDMP-Nationalmannschaft in Südafrika 2019 und Namibia 2020, bei letzterem als einzige Frau im Team, sowie ein Wettkampf mit dem Traumergebnis 300 - also 30 Schüsse in die Zehn ("Da bin ich vor Freude herumgehüpft wie eine Verrückte"). Natürlich ist sie auch auf eine Bronzemedaille bei der Heim-WM 2017 zurecht besonders stolz.

Schützen, ihr Handwerkszeug und Beate Friedrichs "besondere Freunde"

Für Friedrich entscheidend: "Die Großkaliberschützen sind gesellige, fröhliche Menschen, mit denen man eine Menge Spaß außerhalb des Schießstandes haben kann. Genau diese Geselligkeit ist das, was mir im Hobby wichtig ist." Dabei verweist sie auf den Sonderstatus der Waffe: "Das ist ein Handwerkszeug, Punkt! Das Ding ist auch nicht böse, sondern kann bei Fehlverhalten und Leichtsinn gefährlich sein – daher braucht es gehörig Disziplin, Respekt und Demut." Beate als Funktionärin und beim dynamischen Schießen im BDMP: hier haben sich zwei gesucht und gefunden.

Mit Blick auf ihr ambitioniertes Ziel der Anfangszeit, ganz nach oben zu wollen, bleibt jetzt schon festzustellen: Ziel erreicht. Und die nächsten Meisterschaften in Alsfeld werden kommen, mit Beate Friedrich am Notebook und ihren besonderen Freunden am Schießstand: den Herren Smith & Wesson. (goa) +++

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