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Wenke Selke ist seit zwei Jahren Kurdirektorin

Wenke Selke ist seit zwei Jahren Kurdirektorin
Fotos: Christian Bornträger

08.05.2023 / BAD SALZSCHLIRF - "Es war einmal eine Quereinsteigerin…" So würde die Geschichte von Wenke Selke wohl beginnen, wenn es sich um ein Märchen handeln würde. Das tut es aber keineswegs – die Geschichte ihrer beiden zurückliegenden Jahre mutet zwar durchaus märchenhaft an, ist aber völlig real. Vor genau zwei Jahren wurde sie als -im doppelten Sinne-"Externe" zur ersten Kurdirektorin von Bad Salzschlirf. Im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS zieht sie beruflich und privat Bilanz dieser intensiven und herausfordernden, aber erfolgreichen Zeit.



Die heute 42-jährige Selke kam vor zwei Jahren aus der Bankenwelt als Quereinsteigerin nach Bad Salzschlirf, ihr Mann hatte ihr den Tipp gegeben, sich als Kurdirektorin zu bewerben und sie hatte tatsächlich den Zuschlag bekommen – man wollte in der Kurstadt neue Wege gehen, ohne auf Bewährtes zu verzichten. "Ich musste mich natürlich erstmal einfinden in die für mich neue Welt der Kur und des Tourismus. Dabei habe ich schnell die zentrale Herausforderung aller Kurorte kennengelernt: Gäste anzulocken, in Konkurrenz mit den fernen Destinationen. Corona hat uns tatsächlich ein Stück weit dabei geholfen, den Menschen die Heimat bewusster und schmackhafter zu machen. Man hat erkannt: "Urlaub zu Hause ist attraktiv!"

Ruhe und Entschleunigung im Herzen Deutschlands

Zunächst hieß es für sie, eine Bestandsaufnahme zu erstellen und die Erwartungshaltung der Gäste zu analysieren. "Wir haben vier große Kurkliniken mit einem sehr breiten Behandlungsangebot, dazu große Hotels, viele Pensionen und Ferienwohnungen. Viele Gäste kommen, um auszuspannen, darunter sind inzwischen auch viele Selbstzahler. Viele suchen uns als Ort im Herzen Deutschlands mit sehr guter Erreichbarkeit gezielt aus, freizeitmäßig bestehen viele Möglichkeiten. Man genießt die Ruhe und Entschleunigung, wie ich eindrucksvoll mitgeteilt bekam. Auf meine Frage "Wünschen Sie sich hier mehr Programm, mehr Attraktionen?" hörte ich immer wieder die Gästeantwort: "Nein, bitte nicht, ich genieße die Ruhe und Entspannung, ich habe ansonsten den ganzen Tag Vollalarm um mich herum!"

Von der Kräuterwanderung über das Lichterfest zum Sommernachtsball

Selke verweist auf behutsame, aber spürbare Neuerungen: "Nehmen wir die Kurmusik. Früher gab es ein fast tägliches Angebot des fest eingestellten Musikers, das aber nur dürftig angenommen wurde. Jetzt gibt es Musik nur noch am Wochenende für zwei Stunden. So konnten wir eine hohe musikalische Bandbreite und Qualität generieren, von Singern/Songwritern bis hin zur Blaskapelle. Unser Pool sorgt dafür, dass in vier Wochen keine Wiederholung herrscht – und das wird von den Gästen wirklich sehr gut angenommen!" Angebote wie Kräuterwanderungen, Rad- und Wandertouren blieben selbstverständlich im Portfolio: "Das sind Basics bei unserer großartigen Natur!" Das beliebte Lichterfest am 26. und 27. August wurde auch etwas modifiziert: "Die Wasserspiele mit den Lichtinstallationen sowie das Höhenfeuerwerk bleiben erhalten, das Fest wird aber nur noch Samstag und Sonntag stattfinden. Also ein Tag weniger, dafür nun auf drei statt zwei Bühnen. In der Lindenstraße wird es als Neuerung regionale Musik in einer etwas ruhigeren, loungigen Atmosphäre mit einer Food-Meile geben. Im Kurpark gibt es eine Kulturmeile, am Sonntag ist Familientag." Bevor Zweifel aufkommen, ergänzt sie: "Wer es nicht so chillig braucht, dem sei versichert: auf der großen Bühne kracht es wie bisher auch weiterhin!"

Selke blickt auch auf eine ebenso mutige wie erfolgreiche Premiere zurück, die es im vergangenen Jahr nach anfänglicher Skepsis gab: den Open-Air-Sommernachtsball. Die Kurdirektorin gerät ins Schwärmen: "Es war ein traumhafter Abend: Gäste in Ballrobe, ein tolles Tanzorchester und ein Feuerwerk führten bei idealen äußeren Bedingungen zu einer magischen Ballsommernacht! Das war so grandios, dass wir uns entschlossen haben, es in der Hoffnung auf ähnlich ideale äußere Bedingungen noch einmal zu wagen. Das gibt es in dieser Form weit und breit nicht. Man sollte sich dafür also den 15. Juli im Kalender vormerken!"

Neues Logo, neuer Look

Man merkt Selke die Freude und Motivation an ihrer Arbeit an. Der Umbruch zwischen "bisher" und "zukünftig" ist zum Greifen, als sie von einem gerade beendeten Projekt berichtet: "Wir haben zusammen mit der Agentur "Schöne Aussicht" aus Fulda in einem recht aufwändigen Verfahren quasi die "Marke Bad Salzschlirf" erstellt: welches sind unsere Zielgruppen, wer wollen wir eigentlich sein, wohin soll die Reise führen, wen wollen wir ansprechen? Es gab Workshops und Onlinebefragungen, einbezogen wurden auch die Kurkliniken, Hotels, Kommunalpolitik, Bürger, und unsere Gäste. Wir sind überzeugt, ein tolles Ergebnis erzielt zu haben und freuen uns schon sehr, die Ergebnisse am 16. Mai in der Wandelhalle öffentlich präsentieren zu dürfen." Sie ist ganz sicher: "Das wird für die Besucher spannend und schön, da zeigen wir unseren neuen Look und unser neues Logo!"

Von Mann und Sohn gehen alle Daumen hoch!

"Im Alter von 19 bin ich aus dem Landkreis Fulda weggegangen. Nürnberg, Stuttgart und Frankfurt waren bis zur Rückkehr vor zwei Jahren meine geografischen Stationen", blickt Selke zurück. Sie ist verheiratet und Mutter eines Sohnes. "Wir fragten uns: wo wollen wir als Familie leben?" Nach 20 Jahren bin ich dann in die Region zurückgekommen, wir haben ein Grundstück bereits vor dem Jobantritt gefunden und ein Haus gebaut. Was soll ich sagen - wir fühlen uns hier sehr wohl und würden die Entscheidung immer wieder so treffen! Das würden mein Mann und unser fünfjähriger Sohn garantiert genau so bestätigen. Der Kleine ist überhaupt der größte Fan von Bad Salzschlirf, er ist sofort hier angekommen!" Bestens angekommen und noch voller Tatendrang in ihrer Funktion als Kurdirektorin ist aber ganz offensichtlich auch seine Mama. (goa) +++

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