Profis bei der Arbeit (117)

Reisebusfahrer aus Leidenschaft - mit Dietmar Ritzel ans Nordkap und zurück

Dietmar Ritzel - Sicherheit für seine Fahrgäste hat oberste Priorität
Fotos: Manfred Schmidl

28.06.2018 / LAUTERBACH - Viele Nordlandreisende erfüllen sich ihren persönlichen Lebenstraum, im Licht der Mitternachtssonne auf dem Plateau der Nordkapinsel zu verweilen und sich unter der berühmten Weltkugel fotografieren zu lassen. „Das Ziel ist der Weg“, versichert Reisebusfahrer Dietmar Ritzel angesichts der zu bewältigenden 6.500 Kilometer von Hamburg aus ans Nordkap und zurück. Seine Fahrgäste haben das verlockende Angebot „Nordkap & Lofoten, eine 12-tägige Erlebnisreise mit Bus und Schiff durch Skandinavien“ gebucht in dem Bewusstsein, dass viel Sitzfleisch nötig ist und der Bus zum Wohnzimmer wird.



Dietmar Ritzel aus Kirtorf hat nach seinem Schulabschluss eine Ausbildung als Kfz.-Mechaniker absolviert und blieb diesem Metier treu. Jahrelang widmete er sich der Fahrzeugaufbereitung in einer von ihm aufgebauten Firma. Er war 39 Jahre alt, als es für ihn Zeit für eine berufliche Neuorientierung war und er fortan als Reisebusfahrer große Verantwortung übernahm. „Mittwochs hatte ich die Führerscheinprüfung bestanden, freitags saß ich am Steuer eines Reisebusses mit dem Ziel Rom“. Auch die Städte Paris und Budapest waren für den noch unerfahrenen Reisebusfahrer purer Nervenkitzel. In den vergangenen zehn Jahren hat Dietmar Ritzel fast ganz Europa bereist, ist nach eigenen Worten inzwischen „Kilometer-Millionär“. Besonders gern übernimmt er Bus-Touren nach England, Irland und vor allem Schottland.

Die Nordkap-Route ist nach seiner Aussage eine der anstrengendsten und anspruchsvollsten Bus-Routen europaweit, die es gibt. Der Fünfzigjährige nimmt diese Herausforderung seit Jahren gleich mehrmals in den Sommermonaten an. Er steuert dann voll konzentriert den 13,20 Meter langen, komfortablen Volvo-Reisebus mit 460 PS, der bei seinem Arbeitgeber „rutabus“ in Lauterbach vom Reiseveranstalter im Anmietverkehr gechartert wurde, durch die skandinavischen Länder Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen.

Seit 2014 arbeitet er für das Busunternehmen, das sein noch junger Chef Rouven Höfer von seiner Mutter Rosemarie Höfer übernommen hat und nun mit neuen Ideen in die Zukunft führt. Auf der Nordkap-Route steht Dietmar Ritzel ein zweiter Busfahrer zur Seite, denn die gesetzlich vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten müssen bei den schier endlosen Etappen genau eingehalten werden. 

Dietmar Ritzel überzeugt als erfahrener, souveräner, kommunikativer Reisebusfahrer mit Geduld und Gelassenheit in fast allen Situationen, viel Humor und seiner sonoren, rauchigen Stimme, die ihm schon Angebote als Radiomoderator eingebracht hat. Seine „lieben, verehrten Reisefreunde“ im Bus, die schnell zu einer homogenen Gruppe zusammengewachsen sind und das Miteinander pflegen, werden mit eigenen Anekdoten und vielen „Späßchen“ unterhalten. Die geografischen Kenntnisse der Fahrgäste werden auf die Probe gestellt, wenn Dietmar Ritzel im hohen Norden ankündigt, dass der Bus gleich die Mosel überquert.

In den skandinavischen Metropolen Kopenhagen, Stockholm und Helsinki lenkt Dietmar Ritzel den Reisebus mit sicherer Hand nach Anweisungen der örtlichen, deutschsprechenden Reiseführerinnen von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten. Weitere markante Punkte an der Strecke mit unzähligen Naturschönheiten und atemberaubenden Ausblicken werden angefahren, der Weihnachtsmann in Rovaniemi bittet zur Audienz und natürlich darf die Polarkreistaufe nicht fehlen.

Verschiedene Fährfahrten und eine Schiffspassage mit den Hurtigruten sind eine weitere, genussreiche Abwechslung. Ansonsten verlassen die Reisegäste bei regelmäßigen Pinkelpausen den Bus. Dietmar Ritzel kennt die besten „Keramikabteilungen“ rechts und links der teils abenteuerlichen Straßen und im dünn besiedelten hohen Norden so manch idyllische „Waldkapelle“. Er kennt auch alle Rentiere am Wegesrand, die er freundlich, allesamt namentlich mit „Hallo Rudi“ begrüßt.   

Abend für Abend wird auf dieser Route ein anderes Hotel angesteuert. Das abendliche Entladen und das morgendliche Beladen des Busses mit mehr als 1.000 Kilogramm Gepäck ist für Dietmar Ritzel und seinen „Co-Piloten“ Matthias Arnold ein wahrer Kraftakt. Dazu muss der Reisebusfahrer die Verkehrstüchtigkeit seines Busses, den er natürlich gut kennen muss, im Auge behalten. Rechtzeitig tanken ist wichtig, auch „wenn der Esel so viel gar nicht frisst“. Die Scheiben müssen geputzt, der Innenraum des Busses sauber gehalten werden.

Wer mit Dietmar Ritzel am Steuer reist, braucht weder Hunger noch Durst zu leiden, denn zusätzlich zu seinen vielfältigen Aufgaben verwöhnt er bei dieser Tour unter tatkräftiger Mithilfe von Matthias Arnold die Nordlandfahrer mit täglichem Mittagessen und ausreichender Flüssigkeitszufuhr getreu der Devise: Für meine Gäste nur das Beste! So hart dieser Beruf auch ist, so schön ist er! Das gilt besonders für Dietmar Ritzel, der Reisebusfahrer aus Leidenschaft ist. (Gudrun Schmidl) +++


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