Profis bei der Arbeit (134)

Hoch zu Ross: Mit Lio und Candy auf Polizei-Patrouille durch die Innenstadt

Franziska Radeck auf Candy (links) und Mary Schultz auf Lio durchqueren die Fulda-Aue.
Fotos: Carina Jirsch

30.08.2018 / FULDA - Ein Reiter ersetzt fünf Fußkräfte, sagt man. Und so machen die „Mädels“ der Reiterstaffel der hessischen Polizei immer mächtig was her, wenn sie in den Sommermonaten ein-, manchmal auch zweimal in der Woche unter anderem durch die Fuldaer Innenstadt patrouillieren und Präventions- und Drogenkontrollen durchführen - stets vom Pferdehuf bis zum Reiterinnenhelm schick herausgeputzt (schließlich hat diese Form der Polizeipräsenz auch etwas Repräsentatives) und ausgerüstet mit kleinen Schaufeln, um eventuellen Pferdemist gleich entsorgen zu können. Da staunen die Passanten, und vor allem die Kinder freuen sich, wenn sie die Pferde auch mal streicheln oder gar mit Gras füttern dürfen.

Wir treffen Mary Schultz (29) und Franziska Radeck (25) vor der Reithalle in der Fulda-Aue nahe dem Stadion, wo der Ausritt beginnt. Gut eine Stunde und zwanzig Minuten dauerte die Fahrt mit dem Pferdeanhänger von Frankfurt-Sachsenhausen, wo die Staffel, die der Bereitschaftspolizei angegliedert ist, ihr Standquartier hat. „Wir haben zurzeit 16 Pferde und 13 Reiter“, sagen die jungen Frauen, die bereits als Kinder mit dem Reiten angefangen haben und ihren Beruf als „Traumjob“ bezeichnen - obwohl sie betonen, dass sie nie der „Bibi & Tina“-Fraktion angehört haben, die für die Kids jeden Samstagmorgen mit ihren Pferden Amadeus und Sabrina über den Bildschirm galoppieren.

Während des Gesprächs mit OSTHESSEN|NEWS, an dem auch Dominik Möller und Wolfgang Keller von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Osthessen teilnehmen, sind die beiden Pferde, der braune Lio (9) und der Schimmel Candy (14), mit vorgeschnalltem Futtersack zunächst noch im Anhänger. „Beides Warmblüter“, erklären die Reiterinnen. „Das sind robuste Sportpferde und nicht zu schwer.“ Darüber hinaus bevorzuge man Wallache, also kastrierte männliche Pferde. „Die sind einfach ruhiger als Stuten.“

Apropos: Während die Patrouillen durch Fulda in der Regel eher gemächlich verlaufen, gehe es zum Beispiel bei Fußballspielen - es fallen in diesem Zusammenhang die Städtenamen Frankfurt, Darmstadt, Offenbach - manchmal auch brenzlig zur Sache. „Wenn man da zwischen die gegnerischen Fanblöcke reitet, muss man das Kraftpaket unter sich im Zaum halten können.“ Bewusst würden die Pferde mit fünf oder sechs Jahren auf Probe gekauft, um sie erstmal auf ihre Gelassenheit hin zu testen. Im Schnitt seien sie 15 Jahre im Dienst und gingen dann oft bei ihren Polizeireitern in Pension. „Zurzeit ist unser Ältester 22.“

Neben Fußball und Stadtpatrouillen sind Ritte auf Hessentagen, Objektschutz oder Vermisstensuchen in unwegsamem Gelände weitere Einsatzgebiete - der große Vorteil dabei: das gute Blickfeld von oben. „Wir treten aber zum Beispiel auch bei Polizeifesten auf und demonstrieren die Sicherheit unserer Pferde.“ Diese würden dann etwa mit kleinen Bällen beworfen oder durch Feuer reiten. Dabei können sich Franziska Radeck und Mary Schultz aber ganz auf Candy und Lio verlassen . „Unsere Pferde würden nie austreten. Es gab noch keinen einzigen Unfall mit einem Passanten.“

Als das ON-Gespräch, während dem die jungen Frauen „ihren“ Pferden liebevoll das Zaumzeug anlegen, beinahe zu Ende ist, nimmt das Interview nochmal eine unvermutete Wendung: Während Franziska Radeck in Wiesbaden wohnt, lebte die gebürtige Dresdnerin Mary Schultz zuletzt in Frankfurt. „Als ich dann vor einiger Zeit durch Fulda geritten bin, fand ich die Stadt so schön, dass ich vor einem Monat nach Petersberg (bei Fulda, Anm. d. Red.) gezogen bin, um einfach näher an Sachsen dran zu sein.“ Nun, das hiesige Polizeipräsidium freut sich schon auf die neue Kollegin. Doch die Reiterstaffel wird sie sicherlich ein Stück weit vermissen ... (Matthias Witzel) +++



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