Profis bei der Arbeit (37)

System-Operator Bülent Akin managt Störungen im Netz der RhönEnergie

Bülent Akin - ganz konzentriert vor seinen Überwachungsmonitoren
Fotos: Carina Jirsch

27.07.2017 / FULDA - Sein Job ist unverzichtbar und trotzdem wissen nur die wenigsten, was Bülent Akin und seine zwölf Kollegen bei der RhönEnergie in der Daimler-Benz-Straße überhaupt machen. Unter seiner Berufsbezeichnung System-Operator verbirgt sich quasi ein Störfall-Manager, der dafür sorgt, dass die Kunden des größten osthessischen Energieversorgers zu jeder Tages- und Nachtstunde auf Wasser, Strom, Gas und Fernwärme zugreifen können, wie sie es gerade brauchen. Im Dreischichtbetrieb überwachen Akin und seine Kollegen die diversen Monitore, checken Verbrauchsverlauf und Daten und sorgen für den reibungslosen Betrieb. Und das an jedem Tag und in jeder Nacht im Jahr - auch an Ostern, Weihnachten und Silvester.


Der gelernte Elektriker macht diesen Job immerhin schon seit 20 Jahren und "riecht" deshalb förmlich, wenn etwas nicht stimmt. "Einen Rohrbruch bemerken wir in der Regel sehr schnell, weil der Wasserdruck bzw. der Pegel untypisch fällt", erklärt der 43-Jährige. Mit der Erfahrung bekomme man ein gutes Gefühl für die richtige Interpretation der diversen Messwerte und könne extrem schnell reagieren, noch bevor ein großer Schaden entstehe. Zusätzlich zu den permanent aktualisierten Informationen über technische Daten gehen auch die Störungsmeldungen von Kunden und Außenmitarbeitern in der Zentrale ein. "Bei Kunden muss man manchmal ziemlich viel Geduld mitbringen, bis man am Telefon rausbekommt, was denn genau defekt ist und wo die Ursache liegt. Manchmal ist es schlicht der Netzstecker oder eine rausgeflogene Sicherung, die die Heizungsanlage außer Funktion gesetzt hat", plaudert Akin aus dem Nähkästchen. Er bleibt auch bei aufgeregten Kunden gleichbleibend freundlich, das ist offenbar seine Stärke. "Das ist einfach mein Naturell: immer Mensch bleiben", sagt der 43-Jährige. Sein Entgegenkommen wissen auch seine Kollegen zu schätzen, denn Akin übernimmt jedes Jahr an Heiligabend und den Feiertagen freiwillig den Dienst. "Ich als Muslim feiere ja nicht an Weihnachten, da kann ich doch auch arbeiten."

An eine wirklich gefährliche Havarie erinnert er sich noch genau: "Das hat ein Klempner bei uns angerufen, weil es in einem Haus in keiner Etage Gas gab. Er konnte sich das nicht erklären - und wir zunächst auch nicht. Dann haben wir sofort einen Monteur hingeschickt und tatsächlich hatte es irgendwo ein Leck gegeben und Gas war in die Kanalisation ausgeströmt. Eine Straße wurde vorsorglich gesperrt - und wir waren alle ziemlich nervös, bis das Leck gefunden wurde", erinnert er sich an die Aufregung. Und für all die Kunden, die garnicht wissen, wie Gas überhaupt riecht, hat er einen deutlichen Hinweis. "Wie eine verfaulte Knoblauchzehe!"

Grundsätzlich ist der Schadensfall aber die absolute Ausnahme. "Klar, gibt es bei heftigen Gewittern und Blitzeinschlägen auch mal einen Stromausfall, aber das haben wir schnell wieder im Griff." Und wenn in seiner Leitzentrale der Strom ausfallen würde? Könnten die Notfallmanager dann überhaupt noch agieren? Alles sei doppelt und dreifach gesichert, beruhigt Akin, "alle Systeme laufen in abgesichertem Modus und für jeden ausgefallenen Rechner gibt es mehrfach Ersatz, da kann nichts anbrennen", sagt der 43-Jährige. Er ist die Ruhe selbst  - eine prima Voraussetzung in seinem wirklich wichtigen Job. (Carla Ihle-Becker)+++




Profis bei der Arbeit - weitere Artikel

↓↓ alle 149 Artikel anzeigen ↓↓

X