Profis bei der Arbeit (138)

Ohne ihn sähe Fulda anders aus: Adrian Hehl ist Denkmalpfleger aus Passion

Immer unterwegs zwischen Stadtschloss und Baustelle: so kennt man Adrian Hehl in Fulda
Fotos: Carina Jirsch

20.09.2018 / FULDA - Adrian Hehl, Sachgebietsleiter der Unteren Denkmalschutzbehörde im Fuldaer Stadtschloss, leistet gerade Überzeugungsarbeit am Telefon: "Ihr Denkmal gibt es nur einmal - da lohnt der Aufwand in jedem Fall", versucht er dem Anrufer die Notwendigkeit einer Sicherungsmaßnahme zu vermitteln. Der 53-Jährige ist gewohnt, dass ihm von Bauherren nicht gerade der rote Teppich ausgerollt wird. In seiner Heimatgemeinde Sünna hat es ein Anwohner ihm gegenüber mal auf den unfreundlichen Punkt gebracht: "Da kommt der Kostenfaktor!", weil Hehl und der Pfarrer die einzigen waren, die sich dafür einsetzten, dass das alte Pflaster des Ortes erhalten werden sollte. Tatsächlich kollidiert die Denkmalbehörde häufig mit den Vorstellungen der Eigentümer, die den Wert der historischen Substanz eher gering schätzen.



Zwar sitzt der studierte Bauingenieur häufig genug an seinem Schreibtisch im Stadtschloss und schlägt sich mit Verwaltung und Bürokratie herum, doch das Alltagsgeschäft findet auf der Baustelle statt. "Es macht schon einen Unterschied, wenn man weiß, wie man eine Kelle halten muss. Ich probiere selbst viele Techniken zu Hause auf meinem Hof aus", berichtet er, der Mauern und Putzen von der Pike auf und in der Propstei Johannesberg alte Handwerkstechniken gelernt hat. "Anamnese, Diagnose, Therapie", fasste er die notwendige Vorgehensweise des Denkmalschützers knapp zusammen. So sieht er seine Aufgabe nicht darin, Eigentümer zu reglementieren und Vorschriften durchzusetzen, sondern vor allem in kompetenter Beratung. Für fachgerechte Sanierung von geschulten Handwerkern gibt es nicht nur Zuschüsse, sondern auch (geldwerte) Denkmalpreise.

Wohnen im Denkmal
Gerade am Beispiel der ausgezeichneten Tränke 18 lässt sich gut nachvollziehen, wie dadurch ein altes Fachwerkhaus mit einem modernen Anbau funktional und bewohnbar gemacht werden kann. Ein "Leuchtturm" gelungener Sanierung ist auch die ehemalige Kulmbacher Schmiede, heute McMüllers Brauhaus in der Kanalstr. 21, die zu neuer Schönheit erwachte Eika, die propere Wollgarnfabrik und ansehnliche EZB sowie die zuvor so traurig heruntergekommene Pfandhausstr.1, die jetzt als Silberdienerhaus und schönstes Schmuckstück von Juwelier Bott strahlt.

Ausdauer und Zähigkeit gefragt
Ohne Sachverstand, Unterstützung und Fördermittel der Denkmalpflege wären viele Kulturbauten unwiederbringlich dem Verfall preisgegeben. Seit mittlerweile 20 Jahren versucht Hehl unermüdlich, stadtgeschichtlich wertvolle Gebäude zu erhalten und muss dafür jede Menge Gegenwind aushalten, Ausdauer und zähes Verhandlungsgeschick in die Waagschale werfen. Erst allmählich spricht sich herum, dass auch Zweckbauten aus den 1960er Jahren und danach schützenswert sein können. Als Störfaktor der barocken Umgebung gelten vielen Fuldaern noch heute das Karstadtgebäude oder das ehemalige Fernmeldeamt (heute Hotel Platzhirsch) des renommierten Architekten Sep Ruf und sind beide gemäß dem hessischen Denkmalschutzgesetz als Kulturdenkmal ausgewiesen.

Sein erstes "Westgeld" hat Hehl nach der Wende übrigens mit Karikaturen für die Fuldaer Zeitung verdient und sogar überlegt, ob darin seine Berufung liegt. Doch die Beschäftigung mit historischer Bausubstanz lag ihm dann doch mehr. Seither haben eine Vielzahl von Fuldaer Gebäuden ihre Existenz und heutiges Erscheinungsbild seinem bewahrenden Engagement zu verdanken. "Die Barockstadt sähe ohne Adrian Hehl anders aus - und ganz sicher schlechter", fasst es ein Architekt seine Verdienste treffend zusammen. (Carla Ihle-Becker)+++

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