Profis bei der Arbeit (3)

90 Sekunden hinab ins Glück: Kumpel Kevin Görke malocht unter Tage

Mit dem Korb geht es jeden Tag 500 Meter unter die Erde
Fotos: Carina Jirsch

09.03.2017 / NEUHOF - Jeden Tag braucht Kevin Görke 90 Sekunden zur Arbeit: Mit zahlreichen anderen Bergleuten fährt der 24-Jährige tagtäglich in die Grube des K+S-Bergwerkes Neuhof-Ellers ein. Seit acht Jahren arbeitet Görke 500 Meter unter der Erde. Für ihn ist dadurch ein Traum wahr geworden. 



"Bergmann war schon immer mein Traumberuf", sagt der 24-jährige Kalbacher. Im Alter von nur drei Jahren tauchte er das erste Mal in die Welt unter Tage ein. "Mit sieben Jahren stand für mich fest: Ich will Bergmann werden." Von seinem Vater, der im Kalkabbau tätig war, ließ sich Görke von dem Beruf faszinieren. "Er meinte, wenn ich den Beruf richtig lernen will, dann muss ich weggehen." Mit nur 17 Jahren fasste Görke einen Entschluss: Er verließ seine Heimat Altenberg (Osterzgebirge in Sachsen) und zog nach Neuhof. 

 Seitdem führt der 24-Jährige seine Arbeit mit viel Herzblut aus. Erfolgreich hat er seine dreijährige Ausbildung als Bergbautechnologe beendet. Görke ist in seinem Revier - wie er selbst behauptet - das "Mädchen für alles". Da er beim Salzabbau fast alle Tätigkeiten ausführen kann, übernimmt er oft die Arbeiten, die übrig bleiben. Das sorgt für viel Abwechslung in seinem Beruf: Unter anderem ist er für das Laden und Transportieren des abgebauten Salzes sowie das Berauben und Ankern (Sicherung) der Firste zuständig. Auch den Großlochbohrer kann Görke bedienen. Mit ihm werden drei große Löcher gebohrt, damit sich das Gestein bei der Sprengung ausbreiten kann. Nur das große Sprengfahrzeug darf Görke bisher nicht bedienen. "Dafür habe ich im Januar die Ausbildung angefangen", erzählt der 24-Jährige stolz. 

Auch in der Grubenwehr ist der Kalbacher seit vier Jahren aktiv. "Das wollte ich von Anfang an machen." Gemeinsam mit anderen Bergmännern ist er im Ernstfall für die Rettung und Bergung seiner Arbeitskollegen zuständig. Regelmäßig hat die Grubenwehr Übung. Unter anderem auf der Atemschutzstrecke in Fulda-Lehnerz, wo auch die Feuerwehrleute regelmäßig trainieren. Einen Ernstfall hatte er zum Glück noch nicht.

Obendrauf hat sich der 24-Jährige zum Gerätewart ausbilden lassen. Regelmäßig prüft er die Atemschutzgeräte der Grubenwehr. Auch die Schulung zur Höhenrettung hat Görke absolviert. Ausgebildet ist der junge Bergmann zudem in der Gasmesstechnik. 

Am meisten liebt Görke die Abwechslung und besondere Atmosphäre in seinem Beruf: "500 Meter unter der Erde - das hat nicht jeder. Für mich ist das jeden Tag etwas Besonderes." Der junge Bergmann versucht auch weiterhin von den Erfahrungen seiner älteren Kollegen zu profitieren. "Da bekommt man immer nochmal viele Tricks und Kniffe gezeigt", weiß Görke. Doch auch er hat nach so vielen Jahren schon einiges gelernt und im Abbau ein geschultes Auge. 

 Auch, wenn für viele Bergleute die Arbeit mit den riesigen Maschinen Spaß macht, spiele Respekt vor der Arbeit eine große Rolle. Die Tätigkeit unter Tage erfordert von den Bergleuten besondere Umsicht, um sich und die Kumpel zu schützen. Wenn es trotz aller Vorsicht zu einem Unfall kommt, würde der 24-Jährige für seine Kollegen auch sein Leben einsetzen. "Man muss viel Vertrauen zu seinen Arbeitskollegen haben." Aus genau diesem Grund ist sich Görke auch seiner großen Verantwortung als Gerätewart bewusst: "Ich nehme mir beim Prüfen lieber fünf Minuten länger Zeit und mache es dafür gewissenhaft. Davon hängen Leben ab." 

Doch auch das Wissen, dass jederzeit etwas passieren könnte, hält Görke nicht davon ab, seinen Traumjob auszuüben. "Das hier ist eine Welt für sich. Für mich gibt es nichts Anderes", sagt der Bergmann mit Leidenschaft. (Julissa Bär) +++

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