Profis bei der Arbeit (140)

David Rübsamen ist Sozialbetreuer in Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge

Sozialbetreuer David Rübsamen ist in der Gemeinschaftsunterkunft die erste Anlaufstelle bei Sorgen und Problemen
Fotos: Leyla Rommel

27.09.2018 / FULDA - Die erste Anlaufstelle bei Problemen, Hilfe bei Anmeldungen oder Beratung für Geflüchtete in allen Lebenslagen – für all das ist David Rübsamen zuständig. Als Sozialbetreuer unterstützt und berät er die Bewohner der Flüchtlingsunterkunft in der Frankfurter Straße. Durch den Zivildienst kam Rübsamen in den sozialen Bereich, studierte in Fulda Sozialwesen. „Es war mir ein großes Anliegen, viel Kontakt mit Menschen zu haben“, sagt er. Lange Zeit war er in der Kinder- und Jugendhilfe des Caritasverbandes tätig. „Ich merkte schließlich, dass ich mehr mit Erwachsenen zu tun haben wollte. Ich habe mich damals für die neuaufkommende Flüchtlingsarbeit interessiert, bin da auch mit einer gewissen Naivität rangegangen“, erinnert er sich. „Das hat aber auch nicht unbedingt geschadet. Es war ein neues Feld, in dem ich mich ausprobieren konnte.“



Das Haus in der Frankfurter Straße ist bereits seit 1996 als Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in Betrieb. Der große Zuwachs an Bewohnern kam jedoch mit der Flüchtlingswelle im September 2015. Rübsamen hatte selbst erst im Februar des Jahres in der Gemeinschaftsunterkunft angefangen, die auf einer Kooperationsvereinbarung des Landkreises Fulda und der Caritas basiert. Bereits seit 2013 hat der Landkreis Fulda verstärkt Träger der freien Wohlfahrtspflege damit beauftragt, bei größeren Standorten die soziale Betreuung wahrzunehmen. Rübsamen erlebte den Umbruch mit. „Die Situation änderte sich plötzlich, es stellte sich die Frage, wie man die Menschen unterstützt, um schnell in Deutschland anzukommen.“ Gerade in der Anfangszeit habe man viele zu den Behörden begleitet, bei der Anmeldung der Flüchtlinge oder beim Eröffnen von Bankkonten geholfen.

Am Anfang habe auch das schnelle Anknüpfen durch Veranstaltungen im Haus im Vordergrund gestanden. „Wir haben eng mit „WelcomeIn“ zusammengearbeitet“, sagt Rübsamen. „So wurden gemeinsame Sportaktionen unternommen oder Deutschkurse von Ehrenamtlichen veranstaltet. Studierende haben uns hauptsächlich unterstützt, sie haben hier im Haus auch ein Mittwochscafé über WelcomeIn organisiert.“ Mittlerweile sei es jedoch wichtig, dass nicht alles nur in den Räumen stattfindet. „In erster Linie sind wir eine Anlaufstelle, die auf Kontaktknüpfungspunkte aufmerksam macht. Die Menschen sollen den Sozialraum um sie herum kennenlernen. Sonst kommt es zu einer Form von Verinselung. Sie müssen das Gefühl bekommen, dass sie sich trauen können, rauszugehen.“ Eine gute Möglichkeit, draußen Kontakte zu knüpfen, sei das Mittagessen „Satt und Selig“ des Familienzentrums von der Lutherkirche, um leicht mit verschiedenen Menschen des Stadtteils in Kontakt zu kommen.

In der Beratung heute gehe es vor allem darum, hier in Deutschland ins Leben zu finden. Unterstützung erhalten die Flüchtlinge auch bei finanziellen Fragen wie beispielsweise Schuldenproblematik.. „Wenn jemand einer sozialversicherungspflichtigen Arbeit nachgeht und einen Verdienst nachweist, der über dem Existenzminimum liegt, ist dazu verpflichtet, einen Anteil der Gebühren für das Zimmer zu zahlen. Manchmal werden da Schulden aufgebaut, wir vermitteln.“ Auch was die Zukunft betrifft erhalten sie Unterstützung, zum Beispiel bei der Anmeldung zur Schule oder Ausbildung. „Wir versuchen, vor allem die Jüngeren an das Konzept der Ausbildung heranzuführen“, sagt Rübsamen. „Viele stehen unter dem Druck, schnell möglichst viel Geld zu verdienen. Wir möchten vermitteln, dass ein qualifizierter Job mehr Chancen gibt, um langfristig unabhängig zu sein.“

Ein Problem, das immer wieder auftaucht, sei das Unverständnis, was die Bearbeitung von Asylanträgen betrifft. „Viele fragen sich, wieso der eine Asylantrag akzeptiert und der andere nur geduldet wird, gerade auch was verschiedene Herkunftsländer betrifft.“ Eigentlich sei eine Flüchtlingsunterkunft dafür ausgelegt, dass Menschen nur übergangsmäßig dort leben, das heißt, dass sie im Optimalfall von einigen Monaten eine Anerkennung oder Ablehnung erhalten. „Der Prozess, der dahinter steckt wird nicht verstanden, manchmal hat man den Eindruck, die Entscheidungen sind reine Willkür. Das staut sich verständlicher Frust an.“

Rübsamen und seine Kollegen helfen in vielen verschiedenen Situationen, so auch bei einem besonderen Fall. „Eine außergewöhnliche Geschichte, die wir hatten, war, dass ein Elternpaar hier nach Deutschland geflüchtet war, die drei kleinen Kinder jedoch noch in ihrem Heimatland waren. Wir haben uns damals alle sehr dafür eingesetzt, dass diese Kinder schnell zu ihren Eltern nach Deutschland kommen konnten.“ Dabei konnte auf einen Fonds des Bistums zurückgegriffen werden, der nun von der Familie zurückgezahlt wird. „Diese Geschichte hat uns hier schon alle sehr mitgenommen. Aber man entwickelt sich als Mensch in der Arbeit“, sagt Rübsamen. „Wir möchten Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Es ist eine grundsätzliche Dankbarkeit zu spüren, die einem zurückgegeben wird.“ (Leyla Rommel) +++

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