Profis bei der Arbeit (25)

Maik Adam ist Piercer mit Leib und Seele - Mit "kleinem Pieks" zum Piercingglück

Maik Adam beim Piercen in seinem Studio "Nadelkissen"
Fotos: Julissa Bär

05.06.2017 / HERINGEN (W.) - Kleiner Pieks, Röhrchen rein, Schmuck durch, Röhrchen raus, Kugel drauf - fertig: ganz so einfach wie Maik Adam seinen Kunden das Piercen erklärt, ist es jedoch nicht. Der 39-Jährige muss in seinem Tattoo- und Piercingstudio "Nadelkissen" in Heringen viele Richtlinien beachten. Doch das stört ihn überhaupt nicht, denn er ist mit Leib und Seele dabei.

Wie Maik selbst sagt, hat er durch einen "blöden Zufall" zu seinem Traumjob gefunden. "Ich habe erst Koch gelernt und danach war ich Bürokaufmann." Früher hat der 39-Jährige 180 Kilo gewogen. "Jedes Mal, wenn ich zehn Kilo abgenommen habe, habe ich mich piercen oder tätowieren lassen." Stammkunde war er damals im Tattoo- und Piercingstudio Siroma-Sunshine in Hünfeld. Seine Faszination für die Szene hat ihm in der Haunestadt eine Ausbildung zum Piercer beschert. Seit über einem Jahr hat er nun sein eigenes Studio in Heringen (Werra). 

"Ich habe mir fast in die Hose gemacht, als ich zum ersten Mal jemanden gepierct hab", sagt der sympathische Friedewalder lachend. Einer guten Freundin hat er damals einen Bauchnabel-Piercing gestochen. "Das hat mich so viel Überwindung gekostet. Ich habe einem Menschen erstmals bewusst Schmerz zugefügt. Aber danach hat es Klick gemacht." Kaum waren Nadel und Schmuckstück durch die Haut, hat Maik das "Piercing-Fieber" gepackt. "Als Piercer kann man so kreativ sein und so viele geile abgefahrene Sachen machen." Deshalb nimmt sich Maik für jeden Kunden ausreichend Zeit. So können nicht nur verschiedene Piercing-Varianten durchgesprochen, sondern auch die Hemmschwelle - wie zum Beispiel bei einem Intim-Piercing - abgebaut werden.

"Das Schönste an meiner Arbeit ist einfach, dass du mit Schmerz Menschen glücklich machen kannst", so der 39-Jährige. Es hat ganze eineinhalb Jahre gedauert, bis er zum ersten Mal eine Nadel durch die Haut stach. "Vorher habe ich an Schwämmen geübt.“ Da man Menschen Wunden zufüge, sei eine gute Ausbildung elementar wichtig. Ein Wochenendseminar reiche nicht. „Ich bin der Meinung, dass man sich erst nach drei Jahren Piercer nennen darf. Erst dann hast du alles gesehen." Ob Wucherungen, die weggeschnitten werden müssen, oder absterbende Haut - Maik hat in den knapp 18 Jahren unsäglich viel erlebt. "Mich schockiert nichts mehr."

Der Beruf bringe auch eine gewisse Verantwortung mit sich. "Ein Loch rein machen kann jeder." Das saubere und sterile Arbeiten hingegen nicht. "Was viele nicht wissen: ein Tattoo- und Piercingstudio hat die gleichen Hygienevoraussetzungen wie eine Arztpraxis." Ein Sterilisationsvorgang braucht seine Zeit. Alle Materialien werden sterilisiert und die Nadeln natürlich nur einmalig benutzt. Sogar die Stifte zum Aufzeichnen werden fachgerecht gereinigt, bevor sie wieder Verwendung finden. "Bei Stiften ist das nicht mal vorgeschrieben", erklärt Maik, der einen großen Wert auf Sauberkeit legt und regelmäßig Hygieneschulungen besucht. "Genau das ist der Grund, warum ein Piercing 49 Euro kostet und keine 10."

Gleich zu Beginn seiner Tätigkeit als Piercer hat sich Maik mit den Akupunkturpunkten des Menschen auseinandergesetzt und mit Heilpraktikern zusammengearbeitet. "Wenn man die Akupunkturpunkte durchsticht können auch Folgeschäden entstehen." Aus diesem Grund misst er jedes Mal die Punkte aus, bevor er die Nadel ansetzt.


Maik hat seinen Traumberuf gefunden. Seine Sorgfalt und Hingabe zur Arbeit lässt die Kunden mit einem Strahlen das Studio verlassen. Täglich schafft er es mit Nadel, Zangen, Röhrchen und einem "kleinen Pieks", dass sich Piercingfans jahrelang an den kleinen Schmuckstücken in ihrem Körper erfreuen. (Julissa Bär) +++

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