Profis bei der Arbeit (70)

Instrumentenbauer Kurt Neuer bringt Holzblasinstrumente auf Vordermann

Instrumentenbauer Kurt Neuer bringt Holzbläser auf Vordermann.
Fotos: Carina Jirsch

11.12.2017 / FULDA - Schrauben, Plättchen, Ersatzteile, filigrane Werkzeuge: Das ist das Reich von Kurt Neuer. Als Instrumentenbauer repariert er in der Werkstatt des Musikhauses Mollenhauer in Fulda allerlei Holzbläser: von Klarinetten, über Querflöten bis hin zu Saxophonen. Er selbst ist Musiker durch und durch und hat schon als Kind angefangen, an seiner Klarinette zu basteln. „Da ist natürlich auch mal was schiefgegangen“, sagt Neuer schmunzelnd: „Damals habe ich das noch nicht selbst wieder reparieren können, da musste dann ein Profi ran.“



Schon immer sei er handwerklich interessiert gewesen, weshalb er zunächst eine Lehre zum Groß- und Außenhandelskaufmann im Kfz-Wesen abschloss. „Ich wollte aber immer etwas mit Musik machen. Etwas, das mir wirklich Spaß macht. Die Idee zum Instrumentenbauer hatte ich schon mit 13 Jahren, als ich meine Klarinette auseinanderbaute.“ So führte ihn sein Weg zu einer beruflichen Umorientierung. Die Ausbildung zum Instrumentenbauer dauert im Regelfall drei Jahre. Durch eine Umschulung am Arbeitsamt absolvierte Neuer diese bereits binnen zwei Jahre. Nach seiner Ausbildung war er als Instrumentenbauer für Holzblasinstrumente im Saarland selbstständig tätig. „Die Chancen als Neuankömmling in der Branche waren jedoch nicht besonders groß“, erinnert sich Neuer. Die Nachfrage sei einfach nicht groß genug gewesen.

2010 kam er schließlich durch das Musikhaus Mollenhauer nach Fulda, wo er als festangestellter Instrumentenbauer tätig ist: „Das ist einfach sicherer“, weiß Neuer aus eigener Erfahrung. Seine Arbeitszeiten seien ganz unterschiedlich. Es hänge davon ab, wie viel zu tun sei. Gerade im Weihnachtsgeschäft tüftelt er auch samstags in der Werkstatt. „Die Arbeit ist jeden Tag ein wenig anders, aber auch gleich“, sagt Neuer. Ähnlichkeiten gibt es vor allem beim Holzblasinstrumentenbau. Abwechslung bringen die Reparaturen: So muss er die Instrumente oft erst „zerlegen“, um den Problemen auf die Spur zu kommen. „Manchmal wohnt zum Beispiel eine Spinne im Rohr“, sagt Neuer. „Das kann natürlich den Ton beeinträchtigen.“ Oft lösten sich aber auch die Polster unter den Klappen ab oder die Instrumente seien nicht richtig abgedichtet.

Immer wieder eine Herausforderung seien Spezial-Anfertigungen. „Ich habe schon mehrmals Instrumente für Leute mit Handicap umgebaut“, sagt Neuer. „Beispielsweise hatte ich einen Kunden, der durch einen Unfall nur noch mit sechs Fingern spielen konnte. Dafür habe ich ihm dann sein Saxophon angepasst. Das Instrument wird dann quasi auf den Kunden maßgeschneidert. Dabei muss man natürlich auch bedenken, dass das Saxophon optisch noch gut aussehen muss.“ Manchmal bekomme er auch Instrumente aus der Zeit um 1920 zur Reparatur – für ihn besonders interessant. „Seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts werden alle Holzbläser gleich gebaut, so gleichen auch alte Instrumente unseren heutigen. Bei vielen erklingt der Ton nicht mehr richtig, da Löcher mit Dreck zugewachsen sind. Es ist nicht immer angenehm, manche Mundstücke zu reinigen“, sagt Neuer scherzend. „Aber dafür ist die Dankbarkeit der Kunden umso größer.

Auf die Frage, wie zufrieden er mit seinem Job sei, wird Neuer nachdenklich. „Anfangs hat der Beruf mir sehr viel Spaß gemacht. Ich habe selbst als Musiker immer den Anspruch gehabt, ein sauberes Instrument zu haben, bei dem der Ton auch gut klingt.“ Mit diesem Anspruch sei er auch in die Ausbildung gegangen. „In den letzten Jahren habe ich beobachten können, wie dieser Anspruch bei den Musikern immer mehr an Bedeutung verliert, was ich sehr traurig finde.“ Vor allem seien die meisten nicht bereit, die Reparatur zu bezahlen. „Generell wird auch mehr online gekauft“, sagt Neuer. „Ich würde mir wünschen, dass mehr Leute wieder örtlich kaufen und somit die Geschäfte vor Ort unterstützen.“ (Leyla Rommel) +++

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