Profis bei der Arbeit (57)

Tierische Partner - Über Diensthundeführer und ihre Schnüffelnasen

Martin Schäfer und Connor sind ein eingespieltes Team
Fotos: Fenja Sürken

09.10.2017 / FULDA - Der Hund ist ein treuer Begleiter des Menschen. Doch nicht nur das: Auch in wirklich gefährlichen Situationen können uns die intelligenten Tiere aus der Patsche helfen - zum Beispiel als Sprengstoffspürhund oder Schutzhund. Diese Erfahrung haben auch zwei der Diensthundeführer der Polizeidirektion Fulda gemacht. Lutz Gleichmann ist stolzes Herrchen der Schnüffelnase "Cisco". Martin Schäfer, der Ausbildungsleiter der Hundestaffel, hat seinen verspielten "Connor" zum Training mitgebracht. Beide Polizisten können sich keinen besseren Beruf vorstellen.



"Schon seit meiner Kindheit hatte ich immer einen Hund. Wenn ich nicht Diensthundeführer wäre, würde ich mir privat einen kaufen," berichtete Schäfer mit leuchtenden Augen. Herrchen und Hund sind ein eingespieltes Team und das nicht nur bei der Arbeit. Ohne Connor wäre seine Familie nicht komplett. Genau diese Begeisterung sollte ein Hundeführer laut Schäfer mitbringen, wenn er sich um den Job bewirbt. Auch die Familie muss dem Vierbeiner offen gegenüberstehen. Der Ausbildungsleiter betont, dass er immer große Unterstützung von seiner Ehefrau und seinen Töchtern erhalte. Sie kümmern sich liebevoll um Connor, wenn er selbst dies zum Beispiel krankheitsbedingt nicht kann. Martin Schäfer ruft seinen Malinois meist liebevoll Conny. "Es sei denn, ich bin sauer auf ihn, dann heißt er auch mal Konrad."

"Ich muss Connor zu hundert Prozent vertrauen können", so Schäfer. Vor der Bundestagswahl war das Team zum Beispiel auf diversen Wahl-Veranstaltungen eingesetzt. Sprengstoff haben sie bisher zum Glück noch nicht gefunden. "Bei der Sprengstoffsuche darf man den Hund natürlich nie aus den Augen lassen und steht dabei auch persönlich unter großer Anspannung. Die Hundeführer von Sprengstoffsuchhunden sind echte Spezialisten innerhalb der Polizei. Die Ausbildung ist sehr anspruchsvoll, schließlich stehen beim kleinsten Fehler von Herrchen oder Tier Menschenleben auf dem Spiel. Sie haben eine große Verantwortung.



Doch wie wird man eigentlich Diensthundeführer? "Jemand, der sich für dieses Amt interessiert, braucht viel Engagement und Eigeninitiative." Eine Ausbildung zum Polizisten ist Voraussetzung sowie ein besonders großes Interesse an Hunden. Darüber hinaus müsse man über ein Jahr Diensterfahrung verfügen und eine Hospitation bei einem erfahrenen Hundeführerkollegen absolviert haben. "Generell ist man Diensthundeführer im Nebenamt zum normalen Polizeidienst." Als Hundeführer nimmt man quasi eine doppelte Belastung auf sich. Zwar ist man nicht offiziell Besitzer des Hundes, man verbringt aber Tag und Nacht mit ihm zusammen. Auch die psychologische Komponente sei nicht zu unterschätzen. "Man muss mit dem Hund nonverbal kommunizieren können." Durch bestimmte Verhaltensweisen symbolisiert der Vierbeiner beispielsweise, dass er Sprengstoff gefunden hat. Schäfer kennt die Triebe und Verhaltensweisen von Conny ganz genau und kann sie dementsprechend interpretieren. "Connor merkt sich, wo er was gefunden hat. Aber ich muss seine Signale aufmerksam deuten." Nur dadurch erkennt der Besitzer, dass der Hund fündig wurde.



Natürlich müssen nicht nur die Diensthundeführer eine entsprechende Ausbildung absolvieren. "Auch für die Hunde gibt es eine Grundsatzausbildung", erklärt Schäfer. Später wiederholen die Hundeführer mit ihren Hunden regelmäßig die Trainingseinheiten und optimieren dadurch die Leistungen der Tiere. "Es ist gut, dass Connor und Cisco beide Sprengstoffsuchhunde sind. So können sie gemeinsam trainiert werden", berichtet Gleichmann im Gespräch mit Osthessen|News.

Ungeduldig warten Connor und Cisco darauf, dass sie endlich die Qualität ihrer Nasen unter Beweis stellen können. Die Hundeführer sperren ein Feld auf dem Rasen vor dem Polizeipräsidium ab. Danach können sich die tierischen Ermittler auf die Suche nach einer Patronenhülse begeben. Bahn für Bahn suchen Connor und Cisco den Rasen ab. Wenn sie den richtigen Riecher hatten, dürfen sie anschließend mit dem Herrchen toben. Natürlich finden beide Hunde die Hülse.



"Cisco kann über seine 'Schnüffelqualitäten' hinaus im Ernstfall auch jemanden an Ort und Stelle fixieren." Aus diesem Grund wird er als Schutzhund eingesetzt, zum Beispiel auf Demonstrationen und bei Fußballspielen. Der Staffelleiter Schäfer erklärt uns, dass die Hunde meist dual ausgebildet sind. Das bedeutet, dass sie Schutzhund und Suchhund zugleich sind. Jedoch kann nicht jeder Hund in dieser Art ausgebildet werden. Connor sei für diese Aufgabe zu zutraulich. Sein "freundliches Wesen" ist vermutlich der Grund dafür. Diese charakterlichen Eigenschaften der Tiere gilt es als Trainer zu erkennen, erklären die zwei ausgebildeten Hundeführer. "Nur dadurch weiß man, welcher Hund wie eingesetzt werden kann."

Schäfer hofft darauf, Conny in ein paar Jahren mit in Rente nehmen zu dürfen. Seit die beiden täglich ermitteln und auch zuhause zusammen sind, kann er sich ein Leben ohne seinen Vierbeiner nicht mehr vorstellen. Gleichmann und Cisco werden noch länger gemeinsam im Einsatz sein. Alle hoffen darauf, dass beide Teams weiterhin den richtigen Riecher haben und die Kommunikation zwischen Tier und Mensch mit einer guten Portion Vertrauen erfolgreich sein wird. (Fenja Sürken) +++

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