Profis bei der Arbeit (85)

Sattler Helge Hänning (52) vereint Tradition und Innovation

Hoch konzentriert bearbeitet Helge Hänning den Pferdesattel in seiner Werkstatt.
Fotos: Anna Weyh

01.02.2018 / WILDECK - Er strahlt Ruhe und Geduld aus. Mit unglaublichem Feingefühl und doch in erstaunlicher Geschwindigkeit befüllt der 52-Jährige den Sattel aus schwarzem Leder mit Watte. Helge Hänning übt einen ungewöhnlichen Beruf aus: Er ist Sattler. Die Begeisterung für Pferde und sein erstaunlich großes handwerkliches Talent verleihen ihm in diesem Beruf eine nahezu unvergleichliche Kompetenz. Seine eigene Sattlerei Tradere befindet sich auf dem idyllischen Gut Wildeck. Seine Werkstatt ist im ehemaligen Kavaliershaus des Wildecker Schlosses zu finden und beherbergt unzähliges Handwerkszeug, Nähmaschinen, Schleifgeräte und - natürlich - etliche Pferdesättel.

Die Liebe zu Pferden entwickelte Helge Hänning schon als Jugendlicher: „Ich hatte ein eigenes Pferd und erhielt Reitunterricht. Eigentlich wollte ich Pferdewirt werden.“ Für die große Verantwortung der Pferdezucht und -haltung war er zu diesem Zeitpunkt jedoch noch zu jung. Daher entschied er sich mit nur 15 Jahren für den Ausbildungsberuf des Sattlers. „Die Idee kam mir spontan nach dem Mittagessen“, erzählt der Sattler lachend. Seine Ausbildung schloss er in Bielefeld ab. Danach arbeitete er zwölf Jahre lang in Osnabrück und konnte dort auch die Meisterprüfung erfolgreich abschließen. Gemeinsam mit einem Kollegen baute er die Werkstatt auf dem Gut Wildeck im Jahr 1999 aus. Im Mai 2000 wurde diese dann eröffnet. Seit drei Jahren betreibt er sein Handwerk nun allein.

Im Laufe seiner Karriere spezialisierte Helge Hänning sich immer weiter. Seine Stärken sind die Reparatur und das Anpassen der Sättel. Eine Überarbeitung benötigt im Durchschnitt sechs Stunden. Zur Ausbesserung der Polsterung wird Recyclingmaterial genutzt. „Es gibt verschiedene Polster, die sich auch unterschiedlich verhalten. Das ist zum Beispiel vom Gewicht des Reiters abhängig“, erklärt Hänning. Stets wichtig ist ihm bei seiner Arbeit, dass der Reiter sein Pferd als Lebewesen anerkennt. „Häufig bringt der harte Umgang mit dem Tier zwar auch Erfolg mit sich, trotzdem sollte man ihm stets mit Achtung begegnen. Pferd und Reiter können nur gemeinsam mit ihren Aufgaben wachsen“, dessen ist sich Hänning sicher.

Da sich die Muskulatur der Pferde konstant verändert, muss auch der Sattel regelmäßig angepasst werden. Dafür ist Hänning die meiste Zeit im Außendienst unterwegs. „Ich fahre oft in die Ställe, um die Sättel anzupassen. Dann sind die Tiere auch in ihrer gewohnten Umgebung und sind entspannt“, erklärt er. Seine Stammkunden besucht der Sattler regelmäßig, meist ein bis zwei Mal im Jahr.

Es benötigt viel Erfahrung, um ein Pferd exakt einschätzen zu können. Der perfekte Sattel ist für das Tier enorm wichtig. Nur mit den passenden Voraussetzungen kann es seine besten Leistungen erreichen. Nicht selten kommt es auch zu einer Konfliktsituation zwischen den bestehenden Möglichkeiten des Tiers und den Vorstellungen des Reiters. „Die Kunst besteht darin, den Reiter so auf dem Pferd zu positionieren, dass das Pferd gut arbeiten kann“, so Hänning über sein Handwerk.
(Anna Weyh) +++



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