Profis bei der Arbeit (110)

Züchter Sascha Leister: Alpaka-Wolle ist das „Vlies der Götter“

Der Alpakazüchter Sascha Leister
Fotos: Dieter Graulich

24.05.2018 / HERBSTEIN - Der 43-jährige Bauingenieur Sascha Leister beschäftigt sich seit 2011 in der „Stadt auf dem Berge“ mit Alpakas und der Alpakazucht. In den vergangenen Wochen war jetzt das Scheren von insgesamt 14 Tieren an zwei Tagen angesagt. Alpaka-Wolle zählt ohne Zweifel zu den wertvollsten Naturfasern weltweit und wurde daher schon sehr früh als „Vlies der Götter“ bezeichnet. Durch mikroskopisch kleine Lufttaschen hält Alpakawolle die Wärme fünfmal besser als Schafwolle. Zudem enthält sie kein Lanolin und ist daher für Personen mit Wollallergie bestens geeignet.



Neben der Gesamtbewollung über den Körper, der Kräuselung des Haares, der Dichte und der Gleichförmigkeit ist die Feinheit ein sehr wichtiger Faktor innerhalb der Qualitätsbeurteilung eines Alpakavlieses. Je feiner ein Vlies, desto begehrter ist es und desto höher ist sein Preis. Die Feinheit ist ein objektiver Wert, der in Mikron (1 Mikron= 1 Tausendstel Millimeter) gemessen wird. Weiterhin ist noch das Handle, wie fühlt sich die Faser an, der Glanz und die Wachstumsrate, wie viel Faser wächst in einem definierten Zeitraum, zu bewerten.



Alpakawolle gibt es in verschiedenen Tönungen von weiß über beige zu allen Braun- und Rotbrauntönen bis hin zu Grauabstufungen und tiefschwarz. Insgesamt findet man 22 verschiedene Farben und man unterscheidet bis zu 60 Farbschattierungen. Der Preis pro Kilo Wolle liegt im Durchschnitt bei 35 Euro. Um den richtigen Preis für die Wolle zu erhalten schickt der Züchter eine Faserprobe nach England und erhält von dort den Preis mitgeteilt. „Anspruch und Ziel unserer Alpakazucht ist es, die Qualität mit jeder neuen Generation ein kleines Stückchen zu verbessern“, betonte der Züchter in einem Gespräch mit Osthessen|News. Die zu verbessernde Qualität definiere sich hierbei fast ausschließlich über die Alpakafaser: Crimp, Dichte, Feinheit, Glanz, Softness und Struktur.

Beim Erwerb der Stammstuten habe man großen Wert auf eine gesicherte Abstammung gelegt und diese durch australische und neuseeländische Blutlinien erworben. Dies habe die Zucht mit durchaus günstigeren schon zu Beginn etwas berechenbarer, als Importtieren aus den Ursprungsländern möglich gemacht. Zudem habe man ganz bewusst, aufgrund der Tuberkulose-Problematik, auf englische Genetik verzichtet. „Unser Blut geht mit Purrumbete El Dorado, -Inti, -Highlander (drei der SUPER SIX- Hengste), NWA Ruffo und Accoyo Shere Khan auf sehr bekannte Hengste zurück, die ihren Qualitätsstempel der internationalen Alpakazucht aufgedrückt haben“, betonte Sascha Leister mit Stolz.



Ab 2017 sei unter anderen der Hengst "OL Clark" zum Einsatz gekommen. Genau diesen Hengst habe man, in Sachen Abstammung und Farbe, lange gesucht und schließlich bei Alpaca-Osli in den Niederlanden finden können. „Clark werden wir aber nicht auf alle unsere Stuten setzten, denn dies würde zum einen die genetische Breite sehr schnell einschränken und zum anderen dürfte es schwer fallen, überhaupt einen Hengst zu finden der gleichermaßen zu allen Stuten passt. Denn das Ziel ist ja schließlich, die Qualität zu verbessern und nicht nur die Vermehrung von Alpakas“, so der Züchter. Aus diesem Grunde bestimme man wir für jede Stute den individuellen, hoffentlich passenden Deckhengst und setze nur Hengste der Top-Kategorie ein, die bereits ihre Qualität als Deckhengst bewiesen hätten.

Dass dies von Erfolg gekrönt ist, zeigen die großen Erfolge bei den jährlichen Shows in ganz Deutschland. So gab es jeweils Siegertiere und Spitzenplätze in Ilshofen/Baden-Württemberg, Erfurt, Burgstädt/Sachsen, Göppingen und Alsfeld. Bewertet werden die Alpakas dabei von Preisrichtern aus Holland, England, Canada, Neuseeland, Österreich und Deutschland. Durch verschiedenste Seminare und Schulungen erweitere man ständig das Wissen bezüglich Pflege, Zucht und Alpakawolle. Seminare finden auch auf dem Betrieb von Sascha Leister selbst statt. Bei dem Scheren der Alpakas war dann zu sehen, dass der Züchter nicht nur „Frisör“ ist, sondern sich auch als Zahnarzt und Klauenpfleger betätigen muss. (Dieter Graulich) +++

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