Profis bei der Arbeit (77)

Big Data Consultant Christopher Keller findet Nadeln im Heuhaufen


Fotos: Marius Auth

04.01.2018 / FULDA - Die Informationsflut des Datenzeitalters wird von vielen Unternehmen nicht ausreichend genutzt. Dabei können aufbereitete Datenströme, die heute von vielen Systemen automatisch erzeugt werden, einen echten Mehrwert bieten. Beim Fuldaer Dienstleister it-novum werden aus riesigen Datenmengen sowohl für Abfallentsorger als auch für Bundesbehörden intelligente Analysen, die einen neuen Blick aufs Geschehen erlauben.


"Big Data" ist das Zauberwort, mit dem aus vermeintlich ausgereizten Produktionsabläufen die letzten Effizienzsteigerungen herausgeholt werden sollen. Big Data Consultant Christopher Keller aus Großenlüder demonstriert am Computer, was das für einen Abfallentsorger aus dem Rhein-Sieg-Kreis bedeuten kann: "Müll wird abgeholt, aufbereitet oder verbrannt. Wir können mit unserer Software nicht nur aufs Gramm genau berechnen, wieviel Tonnen Kartonage bewegt wurde, sondern auch, ob es saisonale Schwankungen gibt. So können Routen optimiert werden. Früher wurden Daten aus der Vergangenheit durch Statistiken analysiert, heute haben wir Sensoren an den Müllautos, mit denen etwa der Wartungszeitpunkt optimiert werden kann. Die Grenzen der Effizienzsteigerung durch Maschinen sind bald erreicht, jetzt gilt es, Prozesse intelligenter aufzubereiten und zu analysieren", erklärt Keller.

Der Dienstleister it-novum in der Edelzeller Straße existiert seit 2001, vorher war es die IT-Abteilung des Traditionsunternehmens Mehler AG. Mit 85 Mitarbeitern am Standort Fulda werden für mittelständische Unternehmen ebenso Daten aufbereitet wie für Bundesbehörden. Der 29-jährige Wirtschaftsinformatiker Keller hat neben einem Studium an der Hochschule Fulda Praktikum und Werksstudientätigkeit bei it-novum abgeleistet, das Feld hat ihn danach nicht mehr losgelassen: "Es ist faszinierend, wieviel Nutzwert man aus statistischen Daten ziehen kann - und wie schnell automatisiert Analysen erstellt werden können, wo früher mehrere Angestellte ein ganzes Wochenende mit der Auswertung verbracht haben", so Keller. Projekte für den Kunden Bundespolizei verdeutlichen die Effizienzsteigerung eindrücklich: "Wenn aus dem Bundestag eine Anfrage kam, wie viele Flüchtlinge über einen bestimmten Zeitraum nach Deutschland gekommen sind, hat das jeweils etliche Beamte gebunden. Jetzt können wir uns auf Knopfdruck ein Gesamtbild verschaffen, zumal unterschiedliche Behörden zusammenarbeiten. Eine dynamische Einsatzplanung für Beamte am Flughafen ist durch die Einbeziehung von Flugplänen und anderen Daten in Echtzeit ebenso einfacher geworden", so Keller.

Im hauseigenen Rechenzentrum laufen die Daten zusammen, trotzdem ist es Unternehmen möglich, selbst mit der eingesetzten Software zu arbeiten und die Werkzeuge auf ihre eigenen Bedürfnisse anzupassen. Die von Keller verwendete Terminologie scheint aus der Warenwirtschaft zu kommen und verdeutlicht den materiellen Stellenwert der Daten: Aus altbackenen alleinstehenden "Datensilos" überführt der Spezialist die relevanten Informationen und dazugehörige Sachverhalte in "Datenwarenhäuser", in denen themenorientierte Recherchen auf Knopfdruck möglich sind. Allein durch die ungewöhnliche Sicht auf betriebswirtschaftliche Prozesse findet sich häufig ein Einsparpotenzial: "Viele Unternehmen wissen noch nicht, auf was für Schätzen sie sitzen", so Keller.  (Marius Auth) +++

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