Profis bei der Arbeit (12)

Tätowierer Dome Hermessen geht seinen Kunden unter die Haut

Dome Hermessen ist Tätowierer aus Leidenschaft
Fotos: Carina Jirsch

10.04.2017 / FULDA - Mit seiner Tattoo-Maschine und verschiedenen Farben macht Tätowierer Dome Hermessen die Welt bunt. Seine Kunden sind seine lebendigen Leinwände, die er mit selbstentworfenen und kreativen Motiven in seinem Geschäft "Green Swan Tattoo" in der Fuldaer Kanalstraße verziert. Der 32-Jährige hat einige Zeit gebraucht, bis er seinen Traumjob gefunden hat: Er war bereits Betreiber eines Waschsalons, Personenschützer, Koch, Türsteher, Zimmermann, Fischverkäufer und vieles mehr. Doch nur eine Tätigkeit ließ bei dem gebürtigen Berliner keine Langeweile aufkommen. "Das ist der erste Job, den ich allein mache und mit voller Leidenschaft."



"Ich komme aus dem Graffiti", sagt Hermessen. Schon früh hat er in Berlin den Zugang zur Kunst gefunden und sich mit den bunten Sprühdosen ausgetobt. "Aber damit kann man irgendwann nichts mehr anfangen." Zu diesem Zeitpunkt hatte ein Freund von ihm ein Tattoo Studio aufgemacht. Hermessen hat eine Zeit lang für ihn Vorlagen gezeichnet. Kurz darauf beschloss er eine Ausbildung zu absolvieren und rutschte komplett in die Tattoo-Szene hinein. Mit 19 Jahren ließ er sich sein erstes Tattoo stechen. "Aber ich hatte mit 15 schon den Wunsch. Tätowierungen fand ich schon immer geil." Inzwischen sind nur noch 15 Prozent seines Körpers "unbemalt".

Wie löte ich eine Nadel? Wie wichtig ist Hygiene? Wie wird meine Tattoo-Maschine aufgebaut? Und wie setzt sich die menschliche Haut zusammen? "Zum Beruf des Tätowierers gehört viel mehr. Ich setze nicht nur einen Stift an und lege los." Hermessen würde sich freuen, wenn auch in Deutschland sein Beruf als Ausbildungsberuf offiziell anerkannt wird und die Tattoo-Künstler eine Prüfung ablegen müssen. Denn viel zu viele Menschen würden sich eine Tattoo-Maschine kaufen und sich ohne Lehre Tätowierer nennen.

Seit acht Jahren ist Hermessen nun Tätowierer. Inzwischen malt er den Großteil der Tattoos freihand auf den Körper seiner Kunden. "Es sei denn, die Objekte sollen originalgetreu sein, wie der Eifelturm oder das Portrait eines Hundes." Die Vorlage direkt auf den Körper zu malen, hat seiner Meinung nach enorme Vorteile. "Dann sehen es die Kunden auf der Haut und ich kann den Schwung des Körpers besser nachahmen." Schließlich sei nicht nur eine gute Tätowierung wichtig, sondern auch der richtige Platz des neuen Motivs.

Der Fuldaer hat sich bei seinem Tattoo-Stil nicht festgelegt. "Ich gehe auf meine Kunden ein. Ich bin kein Superstar, der sagt: Ich mache nur meinen Scheiß. Ich versuche mir ein breites Standbein aufzubauen." Und genau diese Abwechslung liebt der 32-Jährige. "Der Job fordert mich." Mit seiner Tätigkeit als Tattoo-Künstler könne er alle seine Leidenschaften umsetzen: "Ich wollte reisen, Kulturen kennenlernen, mich kreativ austoben, mit Menschen zu tun haben und Karriere machen. Ich wollte nichts Ausgelutschtes, was jeder macht."

Hermessen hat schon die unterschiedlichsten und verstecktesten Menschen kennengelernt. "Ich habe einmal in Linz gearbeitet, und da kam einer vom FKK-Bereich. Er wollte gerne einen Pinocchio tätowiert haben." Und zwar auf seinem besten Stück. Auch heute muss Hermessen immer noch über diese Geschichte lachen. "Er hat nur gesagt: Die Nase kannst du aber weglassen. Das war mit eine der lustigsten Geschichten." Immer wieder habe Hermessen tolle Randerscheinungen mit seinen Kunden. Tattoos müssten seiner Meinung nach nicht immer eine Bedeutung haben. "Sie werden immer etwas Besonderes, weil sie einen an einen bestimmten Lebensabschnitt erinnern."

Besonders viel bedeutet dem Berliner das entgegengebrachte Vertrauen seiner Kunden. Oft bekommt er freie Hand gelassen. "Das macht mir Spaß und ist eine coole Sache." Seine Arbeit bekomme viel Anerkennung und auch nach zwei Jahren würden teilweise noch Kunden das Studio betreten und die Arbeit des 32-Jährigen loben. "Das sind Sachen, die mich stolz machen. Aus diesem Krug schöpfe ich am meisten."

Der Trend der Körperkunst hat dem Beruf des Tätowierers mehr Anerkennung verschafft. "Aber den Gedanken, dass jeder ein Tattoo haben muss, finde ich doof. Es sollte etwas Besonderes sein. Ich finde es schön, dass viele Leute den Zugang dazu gefunden haben, die sich sonst nicht getraut haben. Aber ich bin dagegen, dass jeder ein Tattoo hat." Immerhin sei nicht jeder Kunde dafür gemacht. "Nicht jeder kann das Tattoo mit Respekt und Würde tragen. Wir Tätowierer stecken viel Herz und Mühe in unsere Arbeit, und dann sollte sie nicht mit Füßen getreten werden."

Auch wenn es den Anschein macht, ist für den 32-Jährigen das Abenteuer "Berufe" noch nicht vorbei: "Tätowieren ist das Beste in meinem Leben .... aber wer weiß was noch kommt?" Hermessen ist davon überzeugt, dass er nicht den Rest seines Lebens in dieser Branche bleibt. Er ist nicht nur abenteuerlustig, sondern fühlt sich auch mit der Natur und Tieren verbunden. Genau aus diesem Grund reizt ihn neben der Fotografie auch die Tätigkeit, als Guide Survival Touren durchzuführen. Wohin ihn sein Weg führen wird, bleibt spannend. (Julissa Bär) +++


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